Eine starke Persönlichkeit – ein außergewöhnlicher Künstler. Nuk hinterließ bei local heroes schillernde Spuren. (Foto: Line Tsoj)

Nuk aus Köln hat im local heroes-Bundesfinale unverkennbare Fußspuren hinterlassen. Am 15. November wird verkündet, wer „Bester Newcomer-Act Deutschlands 2025“ ist.

Es ist früher Abend auf Schloss Hundisburg. Im Schlosshof sammeln sich die Acts, Gitarren werden gestimmt, Stimmen eingesungen, irgendwo klirren Flaschen. Lachen, Nervosität, Vorfreude – es riecht nach Aufbruch. Vom 4. bis 7. September 2025 war das Barockschloss unweit von Magdeburg Schauplatz des local heroes-Bundesfinales. 13 Bands und Solokünstler:innen waren angereist, um ihr Bundesland zu vertreten. Einer von ihnen ist Niklas „Nuk“ Buchholz aus Köln, gemeinsam mit Bassist Tom Büllesbach und Schlagzeuger Anton Hagen. Sie repräsentieren Nordrhein-Westfalen – und bringen eine rohe, hemmungslose Energie mit, die sofort spürbar ist.

„Am schwierigsten war die Entscheidung der Setlist. Wie zeigen wir in 30 Minuten alles, was wir zeigen wollen?“ Gemeistert haben Nuk diese Aufgabe mit Bravour. (Foto: Cora Schrage)

Von der Schulfreundschaft zur Band-WG

Ihre Wurzeln reichen zurück bis in die frühe Jugend. „Tom und ich machen schon lange Musik“, erzählt Nuk. „Wir haben uns noch zu Schulzeiten kennengelernt und in verschiedenen Projekten zusammengespielt. Und quasi das Musikmachen zusammen gelernt! Im Mai dieses Jahres kam dann die Idee, nochmal ein ganz persönliches Projekt zu gründen.“ Seitdem teilen die beiden nicht nur die Bühne, sondern auch den Alltag. Denn seit kurzem leben sie in ihrer kleinen Band-WG. „Jetzt sitzen wir immer zusammen im Wohnzimmer und finden uns weiter“, so Tom. Und wie von selbst, zwischen Sofas, Synths und Bassläufen, ist so ein Projekt entstanden, das innerhalb weniger Wochen ordentlich Fahrt aufnahm.

Schon nach kürzester Zeit stand die Band im Rampenlicht. „Vermutlich war das local heroes-Landesfinale NRW unser bisheriges Highlight“, meint Nuk. „Anfang Juni gab es uns in der Formation und mit der Musik nicht mal einen ganzen Monat und wir haben das Ding gerockt. Das war voll die krasse Bestätigung, dass der Bums, den wir machen, funktioniert.“

Musikmachen in professionellen Seetings: „Mit local heroes zusammenzuarbeiten war richtig cool“, sagen Nuk und seine Bandkollegen. „Insgesamt war’s eine mega Erfahrung, die wir jedem anderen Act weiterempfehlen würden.“ (Foto: Line Tsoj)

Struggle, Schmerz und das Erwachsenwerden

Inhaltlich ist Nuk kompromisslos ehrlich. „Momentan schreibe ich viel über den Struggle, den das Erwachsenwerden bei mir auslöst“, erklärt Nuk. „Ich werde älter, die Family wird älter, Verlustängste kommen auf, und ich bin an dem Punkt, an dem ich mich entscheiden sollte, was ich eigentlich mit meinem Leben anfange. Und das prokrastiniere ich jetzt noch solange es geht.“ Dass er damit nicht allein ist, ist ihm wohl bewusst. Er nimmt es an. Schmerz wird zu seinem Motor: „Seien es Trennungen oder Verluste – für mein persönliches Coping ist es super wertvoll, das in Texten zu verarbeiten.“ Auch männliche Rollenbilder tauchen auf: „Ich habe immer wieder Probleme gehabt, von Typen nicht ernst genommen oder angefeindet zu werden, wenn ich optisch oder künstlerisch mehr mache als das bare Minimum. Das verarbeite ich. Das ist ein Teil von mir.“

Für Nuk und seine Bandkollegen war es surreal, Nordrhein-Westfalen zu vertreten – „gerade, weil es so groß ist“, so die Musiker im Interview. (Foto: Martin Schöffel)

Musik, die knallt

Musikalisch ordnen sich Nuk im Indie-Rock ein, doch Genres sind für sie absolut zweitrangig. „Wir sind – vor allem auf der Bühne – unfassbar explosiv und hemmungslos und versuchen einfach, geile Rock-Shows zu performen“, sagt Nuk. Dass das nicht immer einfach umzusetzen ist, versteht sich von selbst. Tom umschreibt es so: „Unsere größte Herausforderung ist nicht die Musik, sondern alles drum herum – Reisen, Orga, Kommunikation mit Veranstaltern. Und wir suchen nach weiteren Live-Musiker:innen. Eine Person zu finden, die perfekt zu uns passt, ist gar nicht so leicht.“

Volle Kraft voraus: Bei Nuks Live-Session „brannte“ die Luft. (Foto: Cora Schrage)

Köln inspiriert – und fordert

Der Umzug von Bonn nach Köln war für sie ein wichtiger Schritt. „Die Szene in Köln ist wahnsinnig beeindruckend, einfach weil es so viel gibt“, erzählt Nuk. „Das ist inspirierend, kann aber auch einschüchternd sein.“ Tom spürt die Vielfalt der Stadt ebenfalls: „Es dauert seine Zeit, seinen Platz zu finden. Aber wir wollen uns nicht nur auf eine Bubble festlegen. Dieses Jahr haben wir es sehr genossen, viel quer durchs Land zu fahren.“

Unter anderem führte sie ihr Weg über das Landesfinale nun nach Schloss Hundisburg zum local heroes-Bundesfinale. Die Zeit bei local heroes hätten sie von Anfang an als „sehr liebevoll“ empfunden. Alle Aufregung sei ihnen genommen worden. „Wir konnten einfach unser Ding machen“, freut sich Tom. Schon vor dem großen Musikcamp hätten sie viel mitnehmen können und das Gefühl gehabt, dass sich ihre Teilnahme gelohnt habe. Zwar gebe es in Nordrhein-Westfalen „verhältnismäßig viele Fördermöglichkeiten“ für Newcomer:innen, doch diese würden nur bei den ersten Schritten wirklich helfen. „Wenn man das Ganze dann professionell verfolgen möchte, stößt man doch recht schnell auf Grenzen. Besonders finanziell“, erklärt Nuk. In local heroes hätten sie eine Chance zum Netzwerken und Kennenlernen innerhalb der Newcomer-Szene Deutschlands gesehen, in der sie ihren Horizont erweitern könnten. „Wir wollten uns die Chance nicht entgehen lassen, mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen“, betont Tom.

Tom, Nuk und Anton konnten sich beim professionellen Fotoshooting mit Line Tsoj nach Herzenslust ausprobieren. (Foto: Line Tsoj)

Hundisburg: Klassenfahrt mit Feedback

Auf Schloss Hundisburg erlebten Nuk schließlich eine intensive Zeit. Erst hier unter Acts aus allen Teilen Deutschland sei ihnen aufgefallen, wie sehr das Rheinland in ihnen stecke. Doch das nur am Rande. „Es passiert so viel! Wir können hier mal richtig professionelle Luft schnuppern“, schwärmt Tom. „Es wird sich so viel Zeit für uns genommen, wir wurden durch die ganzen Eindrücke geführt.“ Nuk ergeht es ähnlich. „Crazy Feeling einfach, hier nur mit Musiker:innen wie auf einer riesigen Klassenfahrt mit Konzerten zu sein. Man lernt so viele coole Menschen kennen, holt sich so wertvolles Feedback und Inspirationen. Man bekommt natürlich oft Feedback, aber bislang nie so fundiert wie hier.“ Die Band hat das Gefühl, das während des Musikcamps all ihre Bedürfnisse abgedeckt worden seien. Es seien nicht nur die zahlreichen Fragen richtig beantwortet, sondern auf der anderen Seite auch die richtigen Fragen gestellt worden.

Professionelles Setting: „Das Team war super entspannt, total hilfsbereit und immer am Start, wenn wir irgendwas gebraucht haben“, freuten sich Nuk, Tom und Anton. (Foto: Anna Pospiech)

Jury lobt Vision und Energie

Auch die Jury nahm Nuk genau unter die Lupe. „Nuk als Protagonist – unverkennbar, mit Vision und klaren Vorbildern – baut sein künstlerisches Ego sehr geschickt zusammen mit den Menschen, die ihn schon jetzt unterstützen“, lobt etwa Sängerin und Vocalcoach Marie Antoinette Lührs nach dem Live-Auftritt in der Schlossscheune. „Vor allem sein Bassist Tom, die Maschine, dazu Linus, den er ins Boot geholt hat, und Anton am Schlagzeug, der sehr präsent spielt.“ Die Crowd habe gekocht, die Leute hätten gefeiert – das sei ihres Erachtens ein wichtiges Kriterium: die Fähigkeit, Menschen mitzunehmen. „Ihr Potenzial liegt in ihrer Originalität: in den Songs, in der Eigenständigkeit, in den Arrangements, und darin, wie Nuk seine Stimme in die Komposition malt“, betont die Expertin.

Gleichzeitig gab es konstruktive Impulse: „Backing-Tracks könnten den Sound bereichern. Vielleicht gehört noch eine zusätzliche Person auf die Bühne, um Nuk zu entlasten“, meint Lührs. Zudem hätte die Jury beim Live-Auftritt stärkere Songs gehört als in der Recording-Session zuvor. „Sie hatten mehr Wucht, mehr Energie. Natürlich gibt es Feinheiten – beim Timing, beim Umgang mit Technik –, aber lieber startet man mit einem großen Angebot und filtert dann. Am Ende war es einfach großartig, nochmal zu tanzen und Spaß zu haben. Danke, dass ihr uns wachgerüttelt habt“, freut sich die Sängerin.

Coaching mit Felix Mannherz und David Pfeffer: „Alle Termine, die wir auf Schloss Hundisburg wahrnehmen durften, haben uns wirklich was gebracht. Ob gesammelte Erfahrung oder Tipps und Knowhow für die Zukunft“, resümiert Nuk. (Foto: Martin Schöffel)

Netzwerken, Releases, Durchhaltevermögen

Und worüber hat sich die Band am meisten gefreut? Und wovon werden sie ihrer Meinung nach am meisten profitieren? „Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken“, fasst Nuk zusammen. „Wir haben jetzt schon super wertvolle Kontakte kennengelernt, die wir sicher nochmal anhauen werden. Ich will nicht wissen, wie viele Showcase-Festivals wir hätten abklappern müssen, um so viele direkte Kontakte aus dem Business zu treffen.“ Auch persönliche Verbindungen sind entstanden. „Ich denke, ich kann guten Gewissens für uns alle sagen, dass wir hier Freundschaften knüpfen konnten und auch Kontakte für Songwriting-Sessions“, so Nuk.

Die nächsten Schritte sind für die jungen Musiker klar: „Unser Fokus liegt jetzt erstmal auf den Debut-Releases. Unser Sound ist super unique und unsere Ansprüche hoch – die Kombi ist gar nicht mal so unanstrengend.“ Und was braucht es, um langfristig zu bestehen? Tom ist überzeugt, es sind „Durchhaltevermögen und ein Funken Glück“. Für Nuk spielen darüber hinaus andere Aspekte eine Rolle: „Uns hält vor allem die persönliche und musikalische Ebene zusammen, kombiniert mit Angstlosigkeit vor Veränderung.“

Kritik an der Branche

Diesen Zusammenhalt brauchen sie auch, denn danach gefragt, was sie sich für die Zukunft der Musikindustrie wünschen, finden sie klare Worte.

Linus zum Beispiel sieht die aktuelle Lage pragmatisch: „Auf der Wiese der Gesellschaft ist der Platz begrenzt. Wer kann, der hat. Wer nicht kann, der hat nicht.“ Tom wünscht sich „weniger Fokus auf virale Trends und Algorithmen“, mehr Raum für künstlerische Entwicklung und individuelle Handschrift. Faire Strukturen im Streaming und Live-Bereich, mehr Transparenz und Unterstützung. „Damit nicht nur die Lautesten und Sichtbarsten eine Chance bekommen, sondern auch die, die sich Zeit für echte Musik nehmen.“

Bei local heroes ist das seit mehr als 30 Jahren der Fall. Noch sind die diesjährigen Preisträger:innen nicht gekürt. Am 15. November 2025 wird im Magdeburger Moritzhof die große Preisverleihung gefeiert. Die Jury vergibt Preise im Wert von 10.000 Euro, außerdem läuft ab dem 6. November das Online-Voting für den Publikumspreis anhand der Hundisburg-Videos.

Spätestens dann wird noch deutlicher sichtbar, was Nuk auszeichnet: Sie sind roh, ehrlich, laut – und genau deshalb so spannend. In ihren Songs verschmelzen persönliche Kämpfe, rockige Energie und eine kompromisslose Bühnenpräsenz. Auf Schloss Hundisburg haben sie bereits bewiesen, dass sie Menschen mitreißen können. Ob im November ein Preis nach Köln geht, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Nuk haben schon jetzt gezeigt, dass ihre Reise gerade erst beginnt.

Du möchtest mit Deiner Band oder als Solo-Act bei local heroes dabei sein? HIER findest Du die Ansprechpartner:innen in Deinem Bundesland.

Text: Nicole Oppelt

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Die Bundesfinalist:innen 2025 im Überblick:
Die Teilnehmer:innen des Bundesfinales 2025 haben sich in verschiedenen Landesausscheiden bzw. über Nominierungen qualifiziert und traten als Newcomer-Act für ihr Bundesland an:

Joshua Caleb für Baden-Württemberg
Nachtkinder für Bayern
Waveywave für Berlin
Viasko für Brandenburg
Rapid Strides für Bremen
Morgen in Farbe für Sachsen
Tomken für Mecklenburg-Vorpommern
Chicago Lane für Niedersachsen
Nuk für Nordrhein-Westfalen
Ratte Rosa für Rheinland-Pfalz
Leander für Sachsen-Anhalt
Colour Gray für Schleswig-Holstein
Caems für Thüringen

Die Jury setzt sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
Martin Hommel (Musikjournalist)
Marie Antoinette Lührs (Sängerin & Vocalcoach)
Rixa Knaack-Meyer zur Capellen (Konzert-Designerin & Regisseurin)

Die Coachings wurden durchgeführt von:
David Pfeffer (Sänger, Songwriter, Produzent)
Felix Mannherz (Schlagzeuger, Gitarrist, Sänger)