
„Heute reicht es nicht mehr, nur gute Musik zu machen“, sagen Rapid Strides. Beim Musik-Camp überzeugten sie mit ihrem Gesamtpaket. (Foto: Line Tsoj)
Rapid Strides aus Bremen haben das local heroes-Bundesfinale mit ihrer Energie und Präsenz verzaubert. Am 15. November wird verkündet, wer „Bester Newcomer-Act Deutschlands 2025“ ist.
Schloss Hundisburg bei Magdeburg wurde Anfang September zum Zentrum für musikalische Entdeckungen: Beim local heroes Bundesfinale trafen sich 13 Newcomer-Acts aus allen Bundesländern, um ihr Können zu zeigen, Coachings zu erleben und sich miteinander zu vernetzen. Mittendrin: Rapid Strides aus Bremen – ein Trio, das Rock mit Emotion, Energie und Ernsthaftigkeit verbindet. „Intensiv und inspirierend“, beschreibt Gitarrist und Sänger Jakob die Zeit im Musikcamp. „Volle Tage mit Sessions, Interviews und Auftritten – wir haben viel gelernt und uns gleichzeitig als Band bestätigt gefühlt.“

In der Schlossscheune hinterließen Rapid Strides einen bleibenden Eindruck. „Wir hoffen, dass durch die Teilnahme mehr Menschen auf unsere Musik aufmerksam werden – auch außerhalb von Bremen“, sagt Milan. (Foto: Cora Schrage)
Von Proberaum zu Proberaum – und schließlich zusammengefunden
Die Geschichte von Rapid Strides beginnt vor sieben Jahren, als Milan und Jakob gemeinsam anfingen, Musik zu machen. „Adam kam vor drei Jahren dazu, weil er einen Probenraum suchte. Nach einem Jam haben wir schnell gemerkt, dass wir zusammen ein Projekt haben wollen“, erinnert sich Milan. Zwei Jahre lang spielten sie mit einem zusätzlichen Bassisten, bis sie sich schließlich entschieden, als Trio weiterzumachen. „Seit einem Jahr haben wir uns nun nochmal neu sortiert und gefunden – und genau das fühlt sich richtig an“, sagt Milan.

„Die Session zu Devil’s Advocate und das Gefühl, in diesem professionellen Setting als Trio zu bestehen“, gehörte für Rapid Strides zu ihren Highlights auf Schloss Hundisburg. (Foto: Line Tsoj)
Highlights auf dem Weg
Auf die Frage nach den bisherigen Höhepunkten ihrer Bandgeschichte kommen ihnen ganz unterschiedliche Momente in den Sinn: Der Dreh des Musikvideos zu Minefield war für Milan etwas ganz Besonderes. Jakob denkt an einen anderen, magischen Augenblick: „Als Support-Band für die Band LEAP (UK) in einem ausverkauften Club zu spielen und zu spüren, wie sich das anfühlt“, das war für ihn herausragend.

Im Gespräch mit dem Social Media-Team gaben Rapid Strides Einblicke in ihre Welt. (Foto: Martin Schöffel)
Herausforderungen: Mehr als nur Musik
Doch das Bandleben bedeutet heute weit mehr, als Songs zu schreiben, Aufnahmen zu machen und Konzerte zu spielen. „Beständig dranzubleiben und vor allem beieinander zu bleiben“, das sieht Jakob als die größte Herausforderung. „Kommunikation und Struktur sind das A und O, genauso wie das Wohlbefinden des Einzelnen im Blick zu behalten.“ Adam beschreibt die organisatorische Dimension: „Die Balance zwischen Musikproduktion, Live-Set, Booking, Social Media – all das gleichzeitig im Griff zu haben und Prioritäten zu setzen“ ist seines Erachtens alles andere als leicht.

Mit ihrer Live-Session haben Rapid Strides das Publikum in ihren Bann gezogen. Was da wohl noch kommt? (Foto: Cora Schrage)
Ein eigener Sound mit Emotion
Leicht fällt ihnen hingegen der „Kern“ ihrer gemeinsamen Sache – die Musik: „Wir machen emotionale und rockige Musik mit einem eigenen Sound“, fasst Milan zusammen. Ihre Charakteristika: Ein präsenter Bass, Drums mit Sample-Pad, Stereo-Gitarre und natürlich zweistimmiger Gesang. Inhaltlich verarbeiten Rapid Strides vor allem persönliche Themen. „Es geht um Trauer, Selbstzweifel, aber auch um den Platz in der sozialen Gesellschaft“, erklärt Milan. Dabei abstrahieren sie ihre Texte und Musik allerdings so weit, dass jede:r Zuhörer:in im besten Fall sogar die eigene Geschichte darin finden kann.

Ein Pflichttermin? Beim professionellen Fotoshooting hatten Rapid Strides sichtlich Spaß. (Foto: Anna Pospiech)
local heroes: Jugendträume werden wahr
Dass sie sich nun 2025 bei local heroes wiederfinden, scheint kein Zufall. Für Adam ist der Musikpreis seit seiner Jugend ein Begriff. „Einmal im Jahr die Shows im Meisenfrei zu sehen, war einfach cool. Jetzt mit der eigenen Band diesen Schritt zu machen und Bremen vertreten zu können, fühlt sich richtig an.“ Das Bewerbungsverfahren für das Bundesfinale verlief für Rapid Strides fast unspektakulär. Denn für Bremen gab es diesmal keine Vorentscheide. „Wir haben uns einfach auf gut Glück beworben und wurden ausgewählt. Wir hätten nie gedacht, dass es tatsächlich etwas wird, da es in Bremen so viele talentierte Künstler:innen gibt, die es wirklich genauso verdient hätten“, sagt Adam und ergänzt: „Umso mehr hoffe ich, dass wir für Bremen alles gegeben haben.“

„Mit Dreharbeiten und Live-Sessions, Coaching hatten wir bereits mehrere Erfahrungen“, erzählen Rapid Strides. „Allerdings nie in einem so intensiven Rhythmus wie jetzt hier auf Schloss Hundisburg.“ (Foto: Anna Pospiech)
Hundisburg: Lernen, Netzwerken, Inspiration
Die Zeit auf Schloss Hundisburg haben sie als besonders intensiv erlebt. „Es war wundervoll, so viele wunderbare Menschen vor Ort zu haben, die unterstützen, zuhören und mit denen man lachen kann. Ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt“, sagt Adam. Die Coachings hätten sie richtig weitergebracht, so Jakob mit Blick auf die vielen wertvollen Tipps zu Performance, Arrangement und der Band-Marke, die sie direkt ins Live- und Content-Konzept übernehmen könnten. Auch Networking spielte für sie eine große Rolle: „Wir konnten uns mit anderen Bands verknüpfen, haben erste Gespräche über gemeinsame Auftritte geführt. Das ist total motivierend“, freut er sich. Aber auch mit den langjährigen Coaches David Pfeffer und Felix Mannherz seien Kontakte entstanden, die sie auf jeden Fall nutzen werden, um Fragen oder Unsicherheiten zu besprechen, so Jakob. Insgesamt sei local heroes die Plattform schlechthin, um Musiker:innen „auf Augenhöhe zu begegnen und direkt in den Austausch zu gehen“, betont Adam.

Sich live präsentieren, connecten und mit anderen Musiker:innen netzwerken: „Oft ist man in seiner regionalen Bubble gefangen. local heroes hilft dabei dies zu durchbrechen“, sagen Rapid Strides. (Foto: Cora Schrage)
Vorbereitung mit Fokus
Diese Chance wollte Rapid Strides unbedingt bestmöglich nutzen. Die Band bereitete sich daher intensiv auf das Musikcamp vor. „Wir wollten ein konstantes Energielevel – ohne Dips“, erklärt Adam. „Die Setlist haben wir dafür mehrfach getestet. Für die Live-Session haben wir Devil’s Advocate gewählt und den beim Proben immer wieder aufgenommen, damit wir uns sicher fühlen und keine Patzer entstehen.“

Ein präsenter Bass, Drums mit Sample-Pad, Stereo-Gitarre und natürlich zweistimmiger Gesang – auch beim Recording spielten Rapid Strides ihre Charakteristika voll aus. (Foto: Line Tsoj)
Jury: Respekt für Energie und Präsenz
Ihr Einsatz zahlte sich aus. Nicht nur die Teilnehmenden, auch die Jury, bestehend aus Musikjournalist Martin Hommel, Sängerin und Vocalcoach Marie Antoinette Lührs sowie Konzert-Designerin und Regisseurin Rixa Knaack-Meyer zur Capellen, war von Rapid Strides angetan. „Wir wollen gern mal mit ihnen Mittagessen gehen“, schmunzelte etwa Martin Hommel kurz nach deren Live-Session in der Schlossscheune. Deutlich ernster fügte er hinzu: „Sie sind musikalisch am Start. Wirklich sehr solide. Der Schlagzeuger ist ein absolutes Vieh. Er ist einfach on point. Ich finde ihn tatsächlich am stärksten, wenn er sehr gefühlvoll wird. Auch in den lauten Songs hat er gefühlvolle Stellen. Das steht ihm gut.“ Jury-Kollegin Marie Antoinette Lührs zeigte sich ebenfalls sehr erfreut über deren Teilnahme am Musikpreis. „Wir finden sie super sympathisch und sehr solide in dem, was sie machen. Auf der Bühne, als auch im Studio. Sie sind gut bei sich. Das überzeugt uns. Wir sind wirklich neugierig, wohin die Reise noch gehen kann.“ Rixa Knaack-Meyer zur Capellen würdigte vor allem ihre Präsenz während des Live-Auftritts. „Ich finde es cool, von allen dreien, dass sie alle Präsenz haben und alle mit dem Publikum verbunden sind, ohne viel zu erklären oder zu erzählen.“

Wie setze ich mich richtig in Szene? Welche Außenwirkung habe ich als Künstler? Im Fotoshooting mit local heroes-Fotografin Line Tsoj konnten sich Rapid Strides ausprobieren. (Foto: Line Tsoj)
Zukunft: Debütalbum und große Pläne
Auserzählt ist ihre Geschichte allerdings noch lange nicht. „Wir stecken gerade mitten im Abschluss unserer Aufnahmen für unser Debütalbum“, erzählt Adam. Bis Ende des Jahres wollen sie das Projekt fertigstellen, damit sie 2026 mit neuer Musik und voller Energie starten können. Auch Konzerte stehen an. Rapid Strides blicken voller Vorfreude auf die nächsten Gigs – und vielleicht eine kurze Auszeit, bevor sie ins Studio zurückkehren.
Einen Moment innehalten. Das braucht es – gerade im so hektischen und fordernden Musikgeschäft, das einen riesigen Berg an Anforderungen bereithält. „Heute reicht es nicht mehr, nur gute Musik zu machen“, betont Milan. „Man muss beständig bleiben, sich immer wieder neu motivieren und gleichzeitig viele Bereiche im Blick haben – von Social Media über Organisation bis hin zu Live-Präsenz.“ Wichtig sei dabei auch, als Band menschlich zusammenzuhalten und offen zu kommunizieren. „Wir versuchen genau das umzusetzen, indem wir klare Absprachen treffen, regelmäßig proben und unsere Aufgaben so aufteilen, dass es für alle machbar bleibt. So können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren, ohne dass jemand überfordert wird.“

Zeit für konstruktives Feedback: Die local heroes-Coaches Felix Mannherz und David Pfeffer nahmen sich für Rapid Strides ausführlich Zeit. (Foto: Cora Schrage)
Rapid Strides sind bei sich. Sie kennen die Herausforderungen und Fallstricke. Jakobs Wunsch scheint da umso nachvollziehbarer, wenn er sagt: „In der Rockmusik ist es oft schwer, überhaupt auf die richtigen Bühnen zu kommen.“ Am Anfang sei es fast selbstverständlich, ohne Gage oder Kostenübernahme zu spielen. Es wäre schön, wenn sich an dieser Selbstverständlichkeit von Live-Musik im Semi-Professionellen Bereich etwas ändert.“ Und wie ist ihre Situation in Bremen? Obschon ein sehr kleines Bundesland, gebe es dort einige sehr engagierte Institutionen und Musiker:innen. Die Möglichkeiten sich zu entfalten seien aber oft sehr begrenzt und gerade die großen, bzw. begehrten Gigs seien sehr umkämpft. Umso wichtiger erschien ihnen die Teilnahme am Musikpreis. Sie verbinden damit die Hoffnung, ein Netzwerk aufzubauen und Kontakte zu anderen Bands, Veranstalter:innen und Leuten aus der Branche zu knüpfen, die vielleicht langfristig Türen öffnen. „Besonders wertvoll ist für uns auch das Feedback, das wir bekommen, weil es uns hilft, musikalisch und organisatorisch weiterzukommen“, sagt Milan. „Und nicht zuletzt nehmen wir aus solchen Situationen Routine mit, sei es auf der Bühne, vor der Kamera oder in Interviews.“
Preisverleihung in Magdeburg
Ob Rapid Strides einen Preis gewinnen, entscheidet sich am 15. November 2025 im Magdeburger Moritzhof. Dort findet die Preisverleihung des local heroes Bundesfinales statt – mit Preisgeldern von insgesamt rund 10.000 Euro. Parallel läuft bereits ab dem 6. November das Publikumsvoting. Als Entscheidungshilfe dient den User:innen die in Hundisburg entstandenen Live-Videos.
Ob mit oder ohne Preis – für Rapid Strides war Hundisburg ein Schritt nach vorn. Oder wie Jakob sagt: „Wir haben viel gelernt und uns gleichzeitig als Band bestätigt gefühlt.“ Rapid Strides haben gezeigt, dass Rockmusik im Jahr 2025 vielschichtig sein kann: emotional, reflektiert, laut – und doch voller Zwischentöne. Sie haben Bremen würdig vertreten, sich ein neues Netzwerk aufgebaut und ihre Position als Trio gestärkt. Ihre Energie, ihre Sympathie und ihre Präsenz hallen definitiv nach.
Du möchtest mit Deiner Band oder als Solo-Act bei local heroes dabei sein? HIER findest Du die Ansprechpartner:innen in Deinem Bundesland.
Text: Nicole Oppelt
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Die Bundesfinalist:innen 2025 im Überblick:
Die Teilnehmer:innen des Bundesfinales 2025 haben sich in verschiedenen Landesausscheiden bzw. über Nominierungen qualifiziert und traten als Newcomer-Act für ihr Bundesland an:
Joshua Caleb für Baden-Württemberg
Nachtkinder für Bayern
Waveywave für Berlin
Viasko für Brandenburg
Rapid Strides für Bremen
Morgen in Farbe für Sachsen
Tomken für Mecklenburg-Vorpommern
Chicago Lane für Niedersachsen
Nuk für Nordrhein-Westfalen
Ratte Rosa für Rheinland-Pfalz
Leander für Sachsen-Anhalt
Colour Gray für Schleswig-Holstein
Caems für Thüringen
Die Jury setzt sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
Martin Hommel (Musikjournalist)
Marie Antoinette Lührs (Sängerin & Vocalcoach)
Rixa Knaack-Meyer zur Capellen (Konzert-Designerin & Regisseurin)
Die Coachings wurden durchgeführt von:
David Pfeffer (Sänger, Songwriter, Produzent)
Felix Mannherz (Schlagzeuger, Gitarrist, Sänger)