
„Eine Bandcamp-Erfahrung mit anderen Künstler:innen hatten wir noch nicht“, gestanden Chicago Lane. Die nun gemachten Erfahrungen waren umso schöner. (Foto: Line Tsoj)
Chicago Lane aus Hannover haben im local heroes-Bundesfinale – nicht nur optisch – ein echtes Statement gesetzt. Am 15. November wird verkündet, wer „Bester Newcomer-Act Deutschlands 2025“ ist.
Wenn im Schloss Hundisburg bei Magdeburg die Probenräume summen, Kameras klicken und die Nächte kurz sind, dann ist local heroes-Zeit. Vom 4. bis 7. September 2025 verwandelte sich das barocke Anwesen in ein Mekka für 13 Newcomer-Acts aus ganz Deutschland. Für Chicago Lane aus Hannover wurde das Bundesfinale zum Höhepunkt ihrer Tour. „Unser Auftritt beim local heroes Bundesfinale 2025 war nach zweieinhalb Tagen guten Coachings und netter Gespräche ein gigantischer Abschluss unserer Sommertour“, so die Band.

Chicago Lane bildeten den krönenden Abschluss des viertägigen Musik-Camps: Als letzte Band betraten sie die Bühne der Schlossscheune und lieferten ein denkwürdiges Finale. (Foto: Martin Schöffel)
Die Anfänge: Glam Rock als gemeinsamer Nenner
Die Entstehungsgeschichte von Chicago Lane ist eng verknüpft mit persönlichen Begegnungen. „Zur selben Zeit, als wir uns auch persönlich gefunden haben, tauschten wir uns über unsere Lieblingsbands aus und entdeckten unsere geteilte Liebe für Glam Rock“, erzählen Sänger David und seine Bandkollegen Malon, Nic und Paul. Was als gemeinsamer Musikgeschmack begann, wurde rasch zur kreativen Basis.
Doch der Weg war nicht leicht. „Direkt nach unserer Gründung begann die Coronazeit, und alle Bandmitglieder mussten plötzlich ausbildungsbedingt in verschiedene Städte ziehen. Trotz allem konnten wir uns zusammenraufen und gemeinsam Songs per Videocall schreiben“, erinnern sie sich zurück und betonen: „Trotz der langen Durststrecke war das eine wichtige Zeit für uns.“

„Wir wünschen uns, mit unserem Video ein neues Publikum zu erreichen“, so Chicago Lane, die bei der Recording-Session alles gegeben haben. (Foto: Line Tsoj)
Show, Schminke und Statement
Wer Chicago Lane sieht, merkt sofort: Hier geht es um mehr als „nur“ Musik. „Wir sind von allen Teilnehmer:innen diejenigen mit der meisten Schminke und den extravagantesten Outfits“, stellen sie schmunzelnd fest. „Unsere Bühnenshow ist eine einzige Party, und wir freuen uns darauf, sie mit allen im Publikum zu feiern.“
Doch Glam ist für sie kein Selbstzweck. Die Band formuliert ihre Botschaft klar: „Es gibt mehr, was uns Menschen verbindet, als was uns trennt. Wir alle haben viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Wir wollen mit unserer Musik und unserer Show ein Ort sein, an dem alle so sein dürfen, wie sie sind, ihren Alltag kurz hinter sich lassen und gemeinsam Spaß haben.“

„Jeder von uns und unserem Team hat sich zu jeder Zeit pudelwohl gefühlt und auch alle anderen Künstler:innen haben uns das so widergespiegelt“, beschreiben Chicago Lane die Atmosphäre auf Schloss Hundisburg. (Foto: Line Tsoj)
Hannover: Musikzentrum, Szene, Stolz
Als Vertreter Niedersachsens tragen Chicago Lane die lokale Szene bewusst mit. „Als Band aus Hannover kennen wir viele Spielstätten und andere Künstler:innen aus Niedersachsen. Unser Bundesland zu vertreten, macht uns stolz, und wir hoffen, durch unsere Teilnahme bei local heroes noch mehr Menschen aus Niedersachsen und Deutschland erreichen zu können.“
Die hannoversche Szene beschreiben sie als lebendig und reichhaltig: „Hannovers Musikszene ist groß und lebendig. Jeden Abend kann man irgendwo Musik hören oder selbst machen. Das Musikzentrum ist ganz oft Dreh- und Angelpunkt musikalischer Vorhaben und hat auch uns oft unterstützt. Es ist aus der hannoverschen Musikszene nicht wegzudenken.“ Dass die Stadt das Zentrum 2024 mit mehreren Millionen Euro vor dem Aus bewahrte, betrachten daher wahrscheinlich nicht nur sie als entscheidend für die Szene.
Doch auch hier gibt es Probleme: „Trotz der lebendigen Musikszene in Hannover gibt es leider zu wenige Proberäume. Und die, die es gibt, sind meist sehr teuer. Gerade junge Bands werden dadurch abgeschreckt und verpassen vielleicht die Chance auf tolle musikalische Erlebnisse.“ Spielstätten und Formate mit offener Bühne seien auf der anderen Seite jedoch zahlreich. Sie sind sich sicher: „Wer also einen Proberaum gefunden hat, findet garantiert eine Möglichkeit, sich und seine Musik live zu präsentieren.“

Glam Rock is back! Chicago Lane setzten konsequent um, was schon in den 1970er Jahren vom Publikum gefeiert wurde. (Foto: Martin Schöffel)
Der Weg nach Hundisburg
Chicago Lane jedenfalls nutzen ihre Chancen. Über den Sixpack-Bandwettbewerb 2023 im Musikzentrum kam die Band ins local heroes-„Rennen“. Warum sie sich dort bewarben, liegt für die Musiker auf der Hand: Sie wollten „keine Gelegenheit auslassen, um auf einer Bühne zu spielen.“ Ihr Sieg führte zum Landeshalbfinale und schließlich ins Bundesfinale. „Als lange, ausgiebige Partynacht“ beschreiben sie den Abend des Landesfinales: „Alle Bands hatten gemeinsam eine großartige Zeit im rappelvollen Musikzentrum. Unser Sieg hat uns überglücklich gemacht, den Abend perfekt abgerundet.“ Mit 15 Auftritten quer durch Deutschland hatten sie sich bis zum Sommer eingespielt. „Bei jedem Konzert hatten wir im Hinterkopf, dass das Bundesfinale unser krönender Tourabschluss werden soll und haben nach und nach unsere Show auf Hochglanz poliert.“

Bei der Recording-Session verbanden Chicago Lane volle Konzentration mit absoluter Leichtigkeit. (Foto: Line Tsoj)
Hundisburg: Klassenfahrt mit Glitzer
Die Tage auf Schloss Hundisburg blieben nicht ohne Wirkung. Das Musikcamp habe sie als Band nochmal fester zusammengeschweißt. „So viel Zeit miteinander zu verbringen und so viele Gelegenheiten für Gespräche zu haben, war sehr therapeutisch“, betonen sie. Ein besonderes Highlight: „Wir haben zum ersten Mal unsere neuen maßgeschneiderten Bühnenoutfits getragen und uns darin sehr wohl gefühlt.“ Doch nicht nur die Live-Sessions in der Schlossscheune werden ihnen im Gedächtnis bleiben. Auch das intensive Angebot rund um die Musik zeigte Wirkung. „Das Jurygespräch und die Coachings haben uns geholfen, uns neu auszurichten und uns eine Richtung für die kommende Zeit zu geben.“

Diese Show war komplett: Eine Ansicht, die nicht nur die diesjährige local heroes-Jury vertrat. (Foto: Martin Schöffel)
„Eine krasse Band, ein krasses Projekt“
Die Jury, bestehend aus Musikjournalist Martin Hommel, Sängerin und Vocalcoach Marie Antoinette Lührs sowie Konzert-Designerin und Regisseurin Rixa Knaack-Meyer zur Capellen, war sich einig: Chicago Lane liefert.
„Es ist eine krasse Band. Es ist ein krasses Projekt“, freute sich Martin Hommel nach dem Auftritt der Band am letzten Abend. „Ich muss immer an Spinal Tap denken. Das ziehen sie durch. Die sind witzig. Die nehmen sich wahnsinnig ernst. Nehmen sich dabei aber absolut nicht ernst. Das ist gut!“ Seiner Ansicht nach habe alles gepasst – auch für das Publikum. „Was sie wollen, ist eine gute Stimmung und eine Party machen. Und das müssen sie einfach weitermachen. Das können sie auf jeden Fall.“ Seine Jury-Kollegin Marie Antoinette Lührs sieht das ähnlich: „Ihre Show ist komplett. Ich stehe auf Realness. Und wenn es eine Show gibt, dann will ich sie überzeugend haben. Das haben sie für mich rübergebracht.“

„Wir hoffen, dass wir noch öfter mit dem tollen Team von local heroes zusammenarbeiten können“, freuen sich Chicago Lane, die nicht nur die Feedback-Runde mit der local heroes-Jury genossen haben. (Foto: Cora Schrage)
Kontakte und Releases
Chicago Lane haben im Zuge ihrer „Reise“ mit local heroes viel gegeben und viel mitgenommen – auch hinter den Kulissen. Während des Musikpreises hätten sie feste Kontakte zum Team der LAG-Rock knüpfen können und „schon oft von der Zusammenarbeit profitiert“. Ihr jüngster Release auf Spotify etwa war die Live-Aufnahme ihres Songs 50 Miles aus dem Landesfinale. „Dank der tollen Ton- und Videocrew konnten wir diesen Song in genau dem Format veröffentlichen, das ihm am besten steht – live und laut!“
Blick in die Glaskugel
Stillstand? Den gibt es bei Chicago Lane nun aber nicht. „Wir wollen bald neue Musik veröffentlichen und nächstes Jahr noch mehr schöne Auftritte an noch mehr schönen Orten in der ganzen Nation und darüber hinaus spielen.“ Und sie wissen, dass für ein solches Vorhaben Ausdauer gefragt ist. „Heutzutage stehen weniger Gatekeeper zwischen Bands und ihrem Erfolg. Das Internet hat es Künstler:innen ermöglicht, sich selbst mit einem kleinen Team eine Karriere aufzubauen. Das ist wundervoll, erfordert aber auch mehr Arbeit von uns als Band. Was früher vielleicht ein Manager oder ein Label übernommen hätte, machen wir heute selbst. Das erfordert viel Kraft und einen langen Atem.“ Gleichzeitig richten sie ihren Blick auf die Menschen hinter den Kulissen: „Obwohl Künstler:innen immer mehr auf eigene Faust machen, wären sie trotzdem nicht in der Lage, das zu tun, was sie tun, ohne die ganzen Menschen hinter den Kulissen. Wir wünschen uns noch mehr Anerkennung und gute Arbeitsbedingungen für die Techniker:innen, Fahrer:innen, Veranstalter:innen und alle anderen, die es überhaupt erst möglich machen, dass eine Bühne bespielbar ist und oftmals sogar dafür sorgen, dass überhaupt eine da ist.“
Exklusive Gala im Moritzhof
Wer am Ende die Preise mit nach Hause nimmt, entscheidet sich am 15. November 2025 im Magdeburger Moritzhof. Dort werden Jury- und Publikumspreise in Höhe von insgesamt 10.000 Euro verliehen. Fans können ab dem 6. November für ihre Favoriten abstimmen – Grundlage sind die in Hundisburg entstandenen Live-Videos.
Chicago Lane haben bereits bewiesen, dass Glam Rock 2025 mehr ist als Nostalgie: eine Mischung aus Show, Selbstironie und der Botschaft, dass alle dazugehören. Sie sind schrill, laut, glitzernd – und dabei zutiefst menschlich. Ihr Auftritt in Hundisburg war keine Pose, sondern Einladung: Kommt, feiert mit, lasst euch fallen. Ob sie im November im Moritzhof ausgezeichnet werden oder nicht: Schon jetzt ist klar, dass Chicago Lane nicht nur Hannover, sondern ganz Niedersachsen mit stolzgeschminkten Gesichtern vertreten hat.
Du möchtest mit Deiner Band oder als Solo-Act bei local heroes dabei sein? HIER findest Du die Ansprechpartner:innen in Deinem Bundesland.
Text: Nicole Oppelt
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Die Bundesfinalist:innen 2025 im Überblick:
Die Teilnehmer:innen des Bundesfinales 2025 haben sich in verschiedenen Landesausscheiden bzw. über Nominierungen qualifiziert und traten als Newcomer-Act für ihr Bundesland an:
Joshua Caleb für Baden-Württemberg
Nachtkinder für Bayern
Waveywave für Berlin
Viasko für Brandenburg
Rapid Strides für Bremen
Morgen in Farbe für Sachsen
Tomken für Mecklenburg-Vorpommern
Chicago Lane für Niedersachsen
Nuk für Nordrhein-Westfalen
Ratte Rosa für Rheinland-Pfalz
Leander für Sachsen-Anhalt
Colour Gray für Schleswig-Holstein
Caems für Thüringen
Die Jury setzt sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
Martin Hommel (Musikjournalist)
Marie Antoinette Lührs (Sängerin & Vocalcoach)
Rixa Knaack-Meyer zur Capellen (Konzert-Designerin & Regisseurin)
Die Coachings wurden durchgeführt von:
David Pfeffer (Sänger, Songwriter, Produzent)
Felix Mannherz (Schlagzeuger, Gitarrist, Sänger)