Emotional, mitreißend und ehrlich: WayveyWave überzeugt sein Publikum mit Können und viel Personality. (Foto: Line Tsoj)

WaveyWave aus Berlin besticht im local heroes-Bundesfinale mit Charakter und unbändigem Ideenreichtum. Am 15. November wird verkündet, wer „Bester Newcomer-Act Deutschlands 2025“ ist.

Schloss Hundisburg, ein früher Septembermorgen. Im Park zieht erster Nebel über die frisch geharkten Wege, Gitarren werden ausgepackt, Stimmen aufgewärmt, die ersten Beats setzen ein. Vom 4. bis 7. September 2025 trafen sich hier die besten Newcomer:innen aus allen Bundesländern beim Local Heroes Bundesfinale – vier Tage zwischen Proben, Recordings, Coachings und nächtlichen Gesprächen im Schlosshof. Mitten in dieser intensiven Musikcamp-Atmosphäre: WaveyWave aus Berlin.

„Innerhalb von wenigen Wochen Musiker finden, Proben organisieren und die Show aufbauen, war hart. Aber wir haben’s geschafft – sogar mit Beatbox-Elementen. Am Ende hat’s geknallt und das Feedback war mega“, freute sich Adrian nach der Live-Session. (Foto: Cora Schrage)

Von der spontanen Chance zur Band

Die Geschichte von WaveyWave liest sich wie ein Abenteuer, das man sich nicht ausdenken könnte. „Als ich die spontane Zusage für das Berlin-Finale erhalten hatte, weil eine Band abgesprungen ist, habe ich Antoine, unseren Pianisten, gefragt, ob er nicht Bock hat, mit mir das Berlin Finale im Duo zu spielen“, erinnert sich Rapper Adrian alias WaveyWave. Innerhalb von zwei Wochen wurden seine Songs auf Piano umgeschrieben – und am Ende stand ein unerwarteter Sieg: „Dann haben wir tatsächlich das Berliner Finale gewonnen. Fürs Bundesfinale wollten wir dann eine ganze Band auf die Beine stellen. So haben wir uns tatsächlich über local heroes selbst zusammengefunden – der Contest war der Anlass, aus dem wir als Band entstanden sind. Finde ich ziemlich cool :).“ Und so wuchs ein echtes local heroes-Ensemble heran: Adrian als Rapper und Sänger, Antoine am Piano, Burak an der Gitarre, Tino am Schlagzeug, Aron am Bass und Lennard „Lennard Loops“ an der Beatbox.

Diese Crew feierte im Recording-Room einen fulminanten "Abriss": Waveywave zusammen mit seinen Bandkollegen Antoine, Burak, Tino, Aron und Lennard. (Foto: Line Tsoj)

Erste große Erfolge und harte Hürden

Direkt als Newcomer stand WaveyWave also auf der großen Bühne. Kein Wunder, dass er das Bundesfinale des Musikpreises als sein „Highlight“ bezeichnet. „Ich bin dafür wirklich sehr dankbar“, erzählt Adrian. Der Weg dahin war wahrlich kein Selbstläufer: „Die Zusammenstellung und Organisation der Band für das Bundesfinale war definitiv die größte Herausforderung. Proben mit fünf, sechs Leuten zu koordinieren und sich in kurzer Zeit vorzubereiten, war hart. Zum Glück sind alle erfahrene Live-Musiker – das hat uns gerettet“, beschreibt er seine bislang größte Herausforderung als junger Künstler. Doch die Mühen haben sich gelohnt. Denn entstanden ist eine einzigartige Mixtur, die obendrein jede Menge Spaß macht: „Hip-Hop trifft Indie, mit Pop in der Mitte – und ganz viel Herz“, beschreibt Adrian den Stil seiner Band. Und genau dieses Herz prägt auch die Botschaften: „Sei du selbst, folge deinem Herzen, steh zu dir.“

Charmant und stets zu Scherzen aufgelegt: Gemeinsam mit dem local heroes-Social Media-Team hatte Waveywave eine ausgelassene Zeit im Schlossgarten. (Foto: Cora Schrage)

Berlin als Heimat und Prüfstein

Herz – davon hat auch seine Heimatstadt Berlin jede Menge. Sie ist aber auch ein „hartes Pflaster“. Für Adrian ist es deshalb etwas ganz Besonderes, sie im Rahmen des Musikpreises zu repräsentieren. „Berlin zu vertreten ist eine Ehre – vor allem, weil hier die Konkurrenz wirklich groß ist. Viele Leute ziehen mit dem Traum Musik in diese Stadt. Ich bin hier geboren und kaum einer meiner Mitmusiker kommt von hier. Sich da durchzusetzen, war schon ein großer Erfolg“, betont er. Die Stadt verlangt ihren Tribut: „Berlin ist top und hart zugleich. Es gibt unfassbar viele Talente, aber wenig Förderung und bezahlte Gigs. Alles muss man sich erkämpfen – hier wird nichts geschenkt.“ Dazu kommen die heutigen Anforderungen an Newcomer:innen: „Mehrere Streaming- und Social-Media-Kanäle, Promo, Finanzierung – das ist eigentlich ein Fulltime-Job für ein ganzes Team. Viele unterschätzen das.“

2024 machte er mit seinen ersten Auftritten im Waschhaus Potsdam und an der East Side Gallery Berlin auf sich aufmerksam und baute sein Live-Profil kontinuierlich aus. Was in ihm steckt, bewies er nun auch auf Hundisburg. (Foto: Martin Schöffel)

Hundisburg: Neuland und Gänsehautmomente

Für Adrian war die Zeit auf Schloss Hundisburg eine Reise ins Unbekannte: „Für mich war alles neu – Drehs, Interviews, Sessions. Eine extrem besondere Erfahrung.“ Und es gab diesen einen Kreis, der sich schloss: „Am Ende hat die Landesfinal-Jury mich aufgrund meines Potenzials nach Schloss Hundisburg ins Finale geschickt. Tatsächlich hat auch ein Jury-Member aus Berlin hier ehrenamtlich kräftig mitgeholfen und das beste Essen der Welt gezaubert. Nach dem Auftritt hat sie erzählt, das war es wert, uns für das Potenzial mitzunehmen, weil wir es wirklich ausgeschöpft haben als Band. Das war ein richtig schöner Full-Circle-Moment.“

Die Tage selbst beschreibt er fast schwärmerisch: „Unvergesslich. Professionelle Orga, intensives Netzwerken, geile Stimmung – für mich eine der schönsten Zeiten dieses Jahres. War gefühlt ein Urlaub für die Herzenssache Musik. Allein mit der Crew auf einem Zimmer zu schlafen, abends übers Gelände zu pilgern, tagsüber Drehs, Interviews, neue Leute – schöner hätt’s nicht sein können.“

Coaching mit David Pfeffer und Felix Mannherz: „Klar, viel Input und aufgrund der Qualität, die wir vor Ort erfahren durften, schon fordernd, aber genau das bringt einen weiter“, so Adrian. „Dazu Freundschaften, die bleiben.“ (Foto: Martin Schöffel)

Ein Act mit Ausstrahlung

Das fand auch der langjährige local heroes-Coach Felix Mannherz. Für WaveyWave fand er deutliche Worte: „Ein unfassbar sympathischer, solider Typ, der auch textlich unheimlich schöne Sachen macht und ganz arg meine Empfindungen anspricht. Das hat mir auch großen Spaß gemacht.“ Sängerin und Vocalcoach Marie Antoinette Lührs, die gemeinsam mit Musikjournalist Martin Hommel sowie Konzert-Designerin und Regisseurin Rixa Knaack-Meyer zur Capellen als Jurorin auf Hundisburg zu Gast war, zeigte sich ebenfalls angetan: „Wir haben die Band komplett begleitet – Recording-Session, Live-Session – und ein sehr offenes, ehrliches Gespräch geführt. Wir finden, es ist eine tolle Band mit Ausstrahlung, in der jeder Charakter besonders wirkt. Uns ist bewusst, dass die Live-Besetzung neu zusammengefunden hat. Dafür war es erstaunlich, wie sauber sie gespielt haben.“ WaveyWave habe einen riesigen Pool an Ideen, sei künstlerisch schon weit und auch geschäftlich, visionär sehr stark aufgestellt. Ihr Rat: „Seine Sprechstimme ist stabil, aber in der Performance, in der Ansprache ans Publikum und im Gesang sehen wir noch deutliches Potenzial.“ Die „Realness“, die er im Herzen trage, solle noch mehr zum Ausdruck komme.

Kontakte, Pläne, Visionen

Hundisburg war für WaveyWave, aber auch für alle anderen Teilnehmenden, nicht nur Bühne, sondern auch Netzwerk. „Ja, wir konnten viele Kontakte knüpfen können – zum Beispiel Sessions mit anderen Artists. Und ich bin jetzt Fan von Chicago Lane – die sind live so crazy, haha“, freut sich Adrian über das Kennenlernen der Landesfinalisten aus Niedersachsen. Doch er denkt längst weiter: „Ich hab einen detaillierten Businessplan und dazu Bock auf viele Auftritte mit der Band. Es fühlt sich gerade nach einer echten ‚Band-Ära‘ an – und ich will nächstes Jahr so viele Bühnen wie möglich rocken.“

Was es dafür braucht, weiß er genau: „Einen klaren Plan, Zeit, ein gutes Team und Resilienz. Plus natürlich starke Songs – und davon habe ich viele im Katalog.“ Und für die Branche selbst hat er klare Forderungen: „Mehr staatliche Regulierung – die drei Major Labels + Spotify haben ein Quasi-Monopol. (Kartellamt Deutschland/EU, wo seid ihr??) Dazu mehr Förderung, weil Musik viel zu selbstverständlich genommen wird, obwohl sie unser Leben begleitet wie kaum etwas anderes.“

Die Jury und das Team hatten Waveywave bei der Recording-Session genau im Blick - und definitiv berührt: „Wir wünschen uns, dass er uns Gänsehaut macht, uns zu Tränen rührt. Sein Herz sitzt am richtigen Fleck!“, so Sängerin und Vocalcoach Marie Antoinette Lührs. (Foto: Line Tsoj)

Die Gala im Moritzhof

Die Reise ist mit Hundisburg nicht zu Ende. Am 15. November 2025 öffnet der Magdeburger Moritzhof seine Türen für die exklusive Preisverleihungs-Gala. Dann wird entschieden, wer die Jury-Preise im Wert von 10.000 Euro erhält. Und auch das Publikum stimmt mit ab: Ab dem 6. November läuft das Online-Voting anhand der in Hundisburg entstandenen Live-Musikvideos. Für Adrian hat die Erfahrung schon jetzt einen echten Mehrwert: „Gewinnen wäre natürlich nice, aber wir haben schon längst profitiert: Videos, Fotos, Netzwerke, geile Erlebnisse. Allein das Gefühl, für ein paar Tage wie ein Superstar unterwegs zu sein, war unbezahlbar. Und auch das Essen war so gut, haha – als Musiker weiß man sowas doch besonders zu schätzen.“

WaveyWave ist mehr als eine Band – es ist ein Projekt, das zeigt, was passiert, wenn man Chancen ergreift und in kürzester Zeit etwas Neues erschafft. Aus einem Duo wurde ein Kollektiv, das Hip-Hop, Indie, Pop und Herz verbindet. Ihre Songs tragen eine klare Botschaft: „Sei du selbst, folge deinem Herzen, steh zu dir.“ Ob der große Preis am 15. November nach Berlin geht, ist offen. Aber eins ist sicher: WaveyWave hat bereits gewonnen – an Erfahrung, Sichtbarkeit, Kontakten und der Gewissheit, dass ihre „Band-Ära“ gerade erst beginnt.

Du möchtest mit Deiner Band oder als Solo-Act bei local heroes dabei sein? HIER findest Du die Ansprechpartner:innen in Deinem Bundesland.

Text: Nicole Oppelt

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Die Bundesfinalist:innen 2025 im Überblick:
Die Teilnehmer:innen des Bundesfinales 2025 haben sich in verschiedenen Landesausscheiden bzw. über Nominierungen qualifiziert und traten als Newcomer-Act für ihr Bundesland an:

Joshua Caleb für Baden-Württemberg
Nachtkinder für Bayern
Waveywave für Berlin
Viasko für Brandenburg
Rapid Strides für Bremen
Morgen in Farbe für Sachsen
Tomken für Mecklenburg-Vorpommern
Chicago Lane für Niedersachsen
Nuk für Nordrhein-Westfalen
Ratte Rosa für Rheinland-Pfalz
Leander für Sachsen-Anhalt
Colour Gray für Schleswig-Holstein
Caems für Thüringen

Die Jury setzt sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
Martin Hommel (Musikjournalist)
Marie Antoinette Lührs (Sängerin & Vocalcoach)
Rixa Knaack-Meyer zur Capellen (Konzert-Designerin & Regisseurin)

Die Coachings wurden durchgeführt von:
David Pfeffer (Sänger, Songwriter, Produzent)
Felix Mannherz (Schlagzeuger, Gitarrist, Sänger)