
Die Nachtkinder hatten nicht nur beim Fotoshooting mächtig Spaß: „Wir würden jeder Band nur wärmstens empfehlen, diese Chance wahrzunehmen“, sagen die Nachtkinder über den Musikpreis. (Foto: Line Tsoj)
Nachtkinder aus Nürnberg haben mit ihrem Konzept eine neue Dimension im local heroes-Bundesfinale eröffnet. Am 15. November wird verkündet, wer „Bester Newcomer-Act Deutschlands 2025“ ist.
Wenn das Bundesfinale von local heroes eines gezeigt hat, dann, wie weit Musik gehen kann, wenn sie mehr sein will als ein Konzert. Die Nürnberger Band Nachtkinder hat in der Scheune von Schloss Hundisburg in ein theatralisches Gesamtkunstwerk abgeliefert – dunkel, mystisch, durchkomponiert. „Das war kein Konzert, das war eine Inszenierung – und zwar von Anfang bis Ende durchdacht“, resümierte der Musikjournalist und Jury-Mitglied Martin Hommel.
Was war passiert? Vom 4. bis 7. September 2025 wurde Schloss Hundisburg in der Nähe von Magdeburg zum Zentrum des local heroes-Bundesfinales – und mitten unter den 13 Bands: die Nachtkinder, die bereits am ersten Abend mit ihrem Showcase ein Zeichen setzen konnten.

Die Nachtkinder sorgten mit ihrer Live-Darbietung auf Schloss Hundisburg für viele staunende Gesichter. Mit einer solchen Inszenierung haben wohl die wenigsten gerechnet. (Foto: Cora Schrage)
Die historische Location ist voll. Nur wenig Licht erfüllt den Raum. Der Klang von Piano und Schlagzeug hängt in der Luft, dann setzt eine Stimme ein – düster, erzählend, fordernd. Das Trio betritt die Bühne nicht einfach, sie inszenieren sie. Für die drei jungen Musiker:innen ist Musik keine Abfolge von Songs, sondern ein Kunstwerk. „Unser größtes Alleinstellungsmerkmal ist unser Gesamtkonzept“, erklärt Sänger Noah. „Es beginnt bei der theatralischen Inszenierung und zieht sich durch unsere visuelle Ästhetik, geprägt von Schwarz-Weiß-Bildern, mystischen und düsteren Stimmungen. Musikalisch kombinieren wir verschiedenste Stilrichtungen zu unserem eigenen Sound, der uns einzigartig macht.“

„Nachtkinder fand ich großartig. Ich wusste schon, dass es stark werden würde – und genau das ist eingetreten“, so local heroes-Coach Felix Mannherz, der sich bereits im Zuge des bayerischen Landesfinales mit der Band auseinandergesetzt hatte. (Foto: Cora Schrage)
Vom Proberaum zur EP „Sturm und Drang“
Gegründet haben sich die Nachtkinder im Frühjahr 2020. Doch entscheidend für sie war das Jahr 2024. „Mit Celinas Einstieg, der Veröffentlichung unserer ‚Sturm und Drang‘-EP und dem neuen Livekonzept haben sich alle Puzzleteile ineinandergefügt“, erzählt der Frontmann. „Zum ersten Mal hatten wir das Gefühl, dass wir wirklich musikalisch angekommen sind und bereit waren, mit unserer Kunst raus in die Welt zu gehen.“ Die Liste der Highlights ist seitdem lang: eine ausverkaufte Headline-Show im Club Stereo, Konzerte an Traumorten wie der Katharinenruine in Nürnberg, die erste Schweiz-Tour als Support von Das Lumpenpack. „2025 haben wir so viele Konzerte gespielt wie in keinem Jahr zuvor“, sagt Pianistin Celina. „Aber auch neben der Bühne gab es einige Highlights, so wie die Teilnahme am local heroes Bundesfinale auf Schloss Hundisburg.“

Beim Fotoshooting bewiesen die Nachtkinder Mut zum Experiment. Ins kalte Wasser steigen? Kein Problem! (Foto: Anna Pospiech)
„Pass auf dein Herz auf“
Die Botschaft, die die Nachtkinder seither in die Welt hinaustragen, ist so schlicht wie universell: „Pass auf dein Herz auf!“ Das ist die Essenz von allem, was Celina, Noah und ihr Schlagzeuger Mais ihrem Publikum mitgeben wollen. Ob im düsteren Piano-Intro, im mitreißenden Gitarrenriff oder in einer sanften Vokalpassage – immer geht es darum, das Innere zu schützen und gleichzeitig für andere sichtbar zu machen. Dass Nachtkinder (bei einer solchen Botschaft) kaum von Hürden berichten, ist fast ungewöhnlich. „Ehrlich gesagt hatten wir bisher kaum ernsthafte Herausforderungen“, meint Mais. „Musikalisch sprechen wir dieselbe Sprache, menschlich verstehen wir uns extrem gut, und selbst wenn wir wochenlang aufeinander hocken, gehen wir uns nicht auf die Nerven. All das gibt uns das Gefühl, dass wir als Band sehr stabil dastehen.“ Diese Klarheit und Stabilität schaffen Freiraum für das Künstlerische – und erklären vielleicht, warum ihre Inszenierungen so durchdacht wirken.

Voller Einsatz für das perfekte Foto! Die Nachtkinder begaben sich im Fotoshooting auch in ungewöhnliche Positionen. (Foto: Line Tsoj)
Bayern vertreten – anders als erwartet
Ihre Kunst durften sie nun auf Bundesebene präsentieren. „Es macht uns stolz, Bayern vertreten zu dürfen, gerade weil Bayern von außen oft als konservativ wahrgenommen wird“, sagt Noah. „Diese Außenwahrnehmung ist natürlich absolut berechtigt, aber unsere Kunst ist alles andere als konservativ, weshalb wir froh sind auch diese Seite unseres Bundeslandes nach außen tragen zu können.“ Sie würden bewusst polarisieren, künstlerische Risiken eingehen und Dinge wagen, die man vielleicht nicht von Bayern erwarten würde. „Deshalb ist es für uns ein schönes Zeichen, dass auch solche Projekte aus der bayerischen Kulturlandschaft hervorgehen können.“

Der Performance-Dreh war für die Nachtkinder eine neue Erfahrung: „Das Team vor Ort war extrem professionell, hat uns ein großartiges Gefühl gegeben und die perfekte Grundlage geschaffen, damit wir eine starke Performance abliefern konnten“, erzählt Celina. (Foto: Line Tsoj)
Ihre Heimatstadt Nürnberg ist für Nachtkinder ein guter Nährboden. „Die Szene ist sehr lebendig. Wer sich einbringt, kann unglaublich viel Unterstützung erfahren“, erzählt Mais. Hilfreich seien vor allem die Popularmusikberatung Pop! Rot-Weiß, das Nürnberg Pop Festival mit seiner Pop Conference und Workshops sowie das Spitzenförderprogramm BY.on des Verbands für Popkultur in Bayern e.V., in das sie aufgenommen wurden. „Ohne diese Strukturen hätten wir kaum so schnell Fuß fassen können“, betont Mais. Aber auch sie spüren die Schattenseiten der Gegenwart. „Eine der größten Hürden ist die Social-Media-Thematik. Für manche Bands passt das perfekt, da ihr Schaffen in kurzen, schnell konsumierbaren Clips gut funktioniert. Für viele andere, uns eingeschlossen, ist es eine größere Herausforderung, in sieben-Sekunden Videos überzeugend zu kommunizieren“, erklärt Mais. „Natürlich gehen wir mit der Zeit und nutzen Social Media, aber es ist schade, dass es inzwischen fast eine Grundvoraussetzung geworden ist, anstatt ein ergänzendes Werkzeug.“

Die Nachtkinder hatten sich gewissenhaft auf die Recording-Session vorbereitet. (Foto: Line Tsoj)
Strenge Proben, starke Auftritte
Im Musikcamp spielte Social Media nur in der Theorie, etwa bei den Coachings, eine Rolle. Der Fokus lag auf dem Hier und Jetzt. Für den Auftritt in der Schlossscheune als auch für die professionelle Recording-Session übten die Nachtkinder wie gewohnt konsequent. Und sie sind streng mit sich. Geprobt wird mindestens zweimal pro Woche. „So sind wir immer in Höchstform und jederzeit bereit die Bühne zu betreten“, erklärt Noah.
Das Ergebnis: ein Auftritt, der Jury, Coaches und Publikum gleichermaßen überraschte. So meinte etwa der erfahrene local heroes-Coach David Pfeffer: „Es polarisiert – und soll auch polarisieren. Wer Theater und Schauspiel mag, wird die Kombination lieben. Aber die Musik allein hätte auch funktioniert. Fakt ist: Sie haben sich ein Fundament gebaut und echte Alleinstellungsmerkmale, nach denen viele Bands vergeblich suchen.“ Der Jury, bestehend aus Musikjournalist Martin Hommel, Sängerin und Vocalcoach Marie Antoinette Lührs sowie Konzert-Designerin und Regisseurin Rixa Knaack-Meyer zur Capellen, erging es ähnlich. „Wir waren beeindruckt“, so Martin Hommel. „Das war kein Konzert, das war eine Inszenierung. Alles war geplant, alles hat funktioniert. Noah ist der Leader, er gibt den Ton an, und alle ziehen mit. Eine tolle Bühnenfigur – schlüssig bis ins Detail.“ Für Marie Antoinette Lührs sind die Nachtkinder „eine runde Sache“. Nach ihrem Auftritt ist sie sichtlich angetan: „Endlich hat mich mal wieder jemand richtig unterhalten. Ich liebe Details – vom Bühnensetup bis zum zerbrochenen Bilderrahmen. Ein exzentrischer Typ, der mit seinen Ecken und Kanten souverän umgeht.“ Fasziniert von ihrem besonderen Konzept zeigte sich auch Rixa Knaack-Meyer zur Capellen: „Die Besonderheit liegt in der Verknüpfung von Theater und Musik – man kann das nicht trennen. Spannend wird sein, sie nur in Songs zu erleben. Aber selbst mit Unvorhersehbarem sind sie souverän umgegangen – ein Zeichen, dass der Rahmen stimmt.“

Die Live-Session der Nachtkinder polarisierte. Das Trio scheute sich nicht vor höchst emotionalen Szenen. (Foto: Cora Schrage)
Hundisburg: Lernen, Netzwerken, Wachsen
Die Tage auf Schloss Hundisburg waren für die Band besonders prägend. „Schon die Location und die Atmosphäre waren etwas Besonderes. Das Interview mit Niklas und Celine war eines der besten, das wir je geführt haben. Das Fotoshooting mit Line war großartig, sie hat unsere Vision sofort verstanden und in wundervolle Bilder übersetzt. Auch die Recording-Session hat uns extrem viel Spaß gemacht“, erinnert sich Noah. Die Gespräche mit der Jury und den Coaches empfanden sie als extrem wertvoll. Sänger, Songwriter und Produzent David Pfeffer gab Input zu Release-Strategien. Der Schlagzeuger, Gitarrist und Produzent Felix Mannherz half musikalisch weiter, und auch Kollegin Rixa Knaack-Meyer zur Capellen inspirierte als Konzertdesignerin. „Das war ein perfektes Match“, sagt Celina. „Wir haben vereinbart, mit ihr unsere kommende Albumtour zu planen, um unser Bühnendesign und unsere Inszenierung weiter zu verfeinern.“

Neues Setup: Das Team von local heroes inszenierte die Nachtkinder mit viel Feingefühl. (Foto: Line Tsoj)
Zukunftspläne: Album und Tour
Für die Nachtkinder geht es nach dem Bundesfinale also zügig weiter. „Unsere nächste große Etappe ist die Aufnahme unseres Debütalbums im Januar 2026“, verrät Noah. „Das Album wird durch die Initiative Musik gefördert, wodurch wir es in einem großen Rahmen produzieren können. Passend dazu planen wir eine Headline-Tour, bei der unsere Inszenierung in einer noch größeren Form umgesetzt wird. Damit fühlen wir uns endgültig bereit, unsere Kunst auf ein neues Level zu heben.“ Damit setzen sie genau das um, was für Newcomer:innen mit Ambitionen ihrer Ansicht nach unerlässlich erscheint. „Wir glauben, dass es entscheidend ist, eine unverwechselbare Handschrift zu haben“, sagt Noah. „Wenn man einen Song hört und sofort weiß: ‚Das können nur die sein‘, dann hat man etwas erreicht, das über Trends hinaus Bestand hat.“ Ebenso wichtig sei das Teilen einer gemeinsamen Vision. „Wir ziehen alle an einem Strang und arbeiten konsequent an unserer künstlerischen Identität.“

Beim Profi-Shooting mit Line Tsoj fühlte sich die Nachtkinder sofort verstanden und aufgehoben. (Foto: Line Tsoj)
Dass Kunst allein nicht alles ist, das wissen auch diese Drei. Mais formuliert daher einen essenziellen Wunsch an die Branche: eine fairere Bezahlung im Streaming. „Wir sehen natürlich die Chancen, die Streaming bietet, denn Musik ist heute so leicht zugänglich wie nie zuvor. Gleichzeitig wird es für Künstler:innen immer schwieriger, allein davon zu leben, während die Plattformen selbst riesige Gewinne einfahren“, so der Schlagzeuger. „Wir haben das Glück, eine starke Liveband zu sein und unsere Einnahmen vermehrt ins Livegeschäft zu verlagern, aber wir wünschen uns, dass auch die Arbeit im Studio und die kreative Leistung wieder angemessen entlohnt wird.“ Untermauert haben die Nachtkinder diesen Wunsch mit ihren Darbietungen auf Schloss Hundisburg. Hier haben sie einer nationalen Zuhörerschaft gezeigt, dass ein Konzert viel mehr sein kann: eine Inszenierung, eine Botschaft, ein Erlebnis, das zwischen Theater, Musik und Bildkunst oszilliert. „Pass auf dein Herz auf“ – dieser Satz begleitete sie durch den Abend, durch den gesamten Aufenthalt und er bleibt.
Exklusive Gala im Moritzhof
„Wir sind extrem glücklich bei so einem tollen und unserer Meinung nach auch äußerst wichtigen Programm wie local heroes dabei zu sein“, sagt Celina abschließend. Die Zusammenarbeit mit local heroes Deutschland sei für sie durchweg positiv gewesen. „Wir wurden bestens betreut, gecoacht und gefördert. Für uns war es eine durch und durch bereichernde Erfahrung, bei der wir uns jederzeit gut aufgehoben gefühlt haben.“ Warum diese Erfahrung ihrer Ansicht nach jeder machen sollte, ist für die Nachtkinder völlig klar: Diese Plattform schaffe Räume und Möglichkeiten für junge Bands, die sonst kaum Zugang zu solchen Strukturen hätten – egal ob der Performance-Dreh, das Fotoshooting oder das Netzwerk von local heroes. „Wir sind überglücklich, dass wir Teil davon sein durften.“

„Wir sind so froh und dankbar, dass wir zueinander gefunden haben“, freut sich das Team von local heroes-Bayern. Crew und Band haben eine enge und besondere Bindung zueinander aufgebaut. Schon jetzt steht fest, dass ihre gemeinsame Reise nach local heroes noch nicht vorbei sein wird. (Foto: Line Tsoj)
Profitiert, da sind sich alle Drei einig, hätten sie von ihrer Teilnahme schon jetzt: Bereits der Weg ins Bundesfinale sei für sie ein wunderschönes Erlebnis gewesen, betont Noah. „Das Landesfinale beim ‚Ab geht die Lutzi‘-Festival war ein Highlight – wir haben dort viele tolle Konzerte gesehen, selbst ein großartiges Konzert gespielt und das Team von local heroes Bayern kennengelernt, mit dem wir uns sofort extrem gut verstanden haben.“ Und Mais ergänzt: „Viele Kontakte werden uns langfristig begleiten, sei es für gemeinsame Projekte, Konzerte oder kreative Kooperationen. Das Netzwerk, das local heroes schafft, ist für uns unbezahlbar und wird uns in der Zukunft viele Türen öffnen.“
Ein nächstes großes Wiedersehen steht bereits in Kürze an. Denn wer am Ende die Preise mit nach Hause nimmt, entscheidet sich am 15. November 2025 im Magdeburger Moritzhof. Dort werden im Rahmen einer exklusiven Gala Jury- und Publikumspreise in Höhe von insgesamt 10.000 Euro verliehen. Fans können ab dem 6. November für ihre Favoriten abstimmen – Grundlage sind die in Hundisburg entstandenen Live-Videos.
Du möchtest mit Deiner Band oder als Solo-Act bei local heroes dabei sein? HIER findest Du die Ansprechpartner:innen in Deinem Bundesland.
Text: Nicole Oppelt
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Die Bundesfinalist:innen 2025 im Überblick:
Die Teilnehmer:innen des Bundesfinales 2025 haben sich in verschiedenen Landesausscheiden bzw. über Nominierungen qualifiziert und traten als Newcomer-Act für ihr Bundesland an:
Joshua Caleb für Baden-Württemberg
Nachtkinder für Bayern
Waveywave für Berlin
Viasko für Brandenburg
Rapid Strides für Bremen
Morgen in Farbe für Sachsen
Tomken für Mecklenburg-Vorpommern
Chicago Lane für Niedersachsen
Nuk für Nordrhein-Westfalen
Ratte Rosa für Rheinland-Pfalz
Leander für Sachsen-Anhalt
Colour Gray für Schleswig-Holstein
Caems für Thüringen
Die Jury setzt sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
Martin Hommel (Musikjournalist)
Marie Antoinette Lührs (Sängerin & Vocalcoach)
Rixa Knaack-Meyer zur Capellen (Konzert-Designerin & Regisseurin)
Die Coachings wurden durchgeführt von:
David Pfeffer (Sänger, Songwriter, Produzent)
Felix Mannherz (Schlagzeuger, Gitarrist, Sänger)