
„Musik ist für mich die wahre Weltsprache, die alle Menschen verstehen können, egal woher sie kommen“, sagt Joshua Caleb. „Sie ist viel potenter und universeller als die Vorstellung von Nationen oder Regionen.“ (Foto: Line Tsoj)
Joshua Caleb aus Mannheim begeistert im local heroes-Bundesfinale mit seiner Mischung aus Sprachen, Genres und Geschichten. Am 15. November wird verkündet, wer „Bester Newcomer-Act Deutschlands 2025“ ist.
Schloss Hundisburg, 5. September 2025, Schlossscheune: Wer an diesem Abend im Publikum saß, spürte sofort, dass Joshua Caleb seine eigene Geschichte mitbrachte. Zwischen Indie, Hip-Hop und Pop erzählt er nicht nur in Songs, sondern in ganzen Bildern. „Mit etwa 13 Jahren begann ich, zu Instrumentals aus dem Internet, Texte zu schreiben und erste Rap-Versuche zu wagen“, erzählt er. Für ihn war es mehr ein Spiel, Neugier, als ein Plan. Doch je länger er sich damit beschäftigte, desto mehr wollte er Musik verstehen und selbst erschaffen.

Ob in Rockerkneipen, bei Muttertagsbrunches, auf Stadtfesten, im 14. Stock eines Hotels oder auf Hundisburg: Joshua Caleb begeistert mit seiner charismatischen Bühnenpräsenz. (Foto: Martin Schöffel)
Schon früh habe er eigene Instrumente ausprobiert, kleine Aufnahmen gemacht, Mixings: „Ich merkte, wie faszinierend es ist, Klangräume selbst zu gestalten. So entwickelte sich aus einem Spiel mit Beats nach und nach ein ernsthafter Weg in die Musik.“ Spätestens mit 19, bei seinem ersten Solo-Konzert in den verlassenen Hallen eines alten Postgebäudes, ist aus dem Spiel Ernst geworden: „Diese Atmosphäre machte das Konzert einzigartig und verlieh meiner Musik einen ganz eigenen Rahmen. Für mich war es ein entscheidender Moment, weil ich das erste Mal wirklich spürte, dass meine Lieder Menschen direkt erreichen können. Es war zugleich eine Prüfung und eine Bestätigung, ein Augenblick, der mir sehr viel Mut und Motivation für meinen weiteren Weg gegeben hat“, erzählt er.

„Dreharbeiten gehören für mich immer zu den schönsten Erfahrungen“, sagt Joshua Caleb. „Sie haben ein ganz besonderes Flair, weil man hier direkt mit professionellen Filmemacher:innen zusammenarbeitet.“ (Foto: Line Tsoj)
„Mauern einreißen, die uns trennen“
Für Joshua Caleb ist Musik mehr als Entertainment. „Ich möchte, dass wir uns wieder als Menschen begegnen, nicht bloß als Rollen oder Positionen in einer Gesellschaft. Meine Botschaft an die Menschen ist es, sich miteinander zu verbinden und die Mauern einzureißen, die uns voneinander trennen.“ Für ihn steckt darin die Hoffnung, dass Musik nicht nur unterhält, sondern auch einen sozialen Raum schafft, in dem Nähe und Verständnis möglich sind. Diese Haltung zieht sich durchseine Texte und Auftritte. „Ich glaube, dass wahre Begegnung nur entsteht, wenn wir uns gegenseitig wirklich sehen und anerkennen.“ Wahrscheinlich empfindet er auch deshalb seine Rolle als Vertreter Baden-Württembergs im local heroes-Bundesfinale ambivalent: „Bundesländer sind für mich nur imaginäre Linien. Musik dagegen überschreitet solche Grenzen immer und schafft Verbindungen, wo vorher Trennungen waren.“
In diese Philosophie passt auch sein selbsternanntes Alleinstellungsmerkmal, das er so beschreibt: „Viele können rappen, viele singen – aber nur wenige beherrschen beides gleichermaßen.“ Genau diese Verbindung von Gesang und Rap mache seinen Stil unverwechselbar. Sie erlaubt es ihm, Stimmungen flexibler auszudrücken und Genres bewusst zu vermischen. „Gerade dadurch entsteht eine eigene Handschrift, die meine Musik unverwechselbar macht“, ist er überzeugt.

„Mein größter Wunsch ist es, durch local heroes neue Freundschaften zu knüpfen. Dabei geht es mir nicht um oberflächliche Kontakte, sondern um echte Verbindungen zu Menschen, die ähnliche Werte, Ziele und Visionen haben“, sagt Joshua Caleb. (Foto: Martin Schöffel)
Vom Bandsupport Mannheim bis zum Bundesfinale
Dass er sich beim Musikcamp auf Schloss Hundisburg mit zwölf weiteren Landesfinalist:innen (nicht nur) die Bühne teilte, verdankt Joshua einem glücklichen Zufall: „2025 wurde ich in das Bandsupport-Mannheim-Programm aufgenommen, das mich förderte und vorgeschlagen hat. Dieser Weg war für mich eine große Bereicherung, weil ich dadurch die Möglichkeit bekam, meine Musik einem größeren Publikum vorzustellen. Gleichzeitig ist es ein schönes Gefühl, wenn man durch eine Institution aus der eigenen Stadt unterstützt und ermutigt wird, den nächsten Schritt zu gehen. So wurde aus einer Bewerbung ein echtes Sprungbrett, das mich bis ins Bundesfinale geführt hat.“ Besonders hebt er Projektleiter Jonas Imbery hervor, der ihm wichtige Impulse für seine künstlerische Entwicklung gebe.

„Im Bundesfinale habe ich dann zum ersten Mal mit meiner Band gespielt“, erzählt Joshua Caleb. Diese Zusammenarbeit habe den ganzen Auftritt noch intensiver gemacht. (Foto: Cora Schrage)
Gleichzeitig verschweigt er die lokalen Hürden nicht: „Die Musikszene hier ist lebendig und vielfältig, wenn auch deutlich kleiner im Vergleich zu Berlin. Man spürt die Leidenschaft, aber man stößt auch schnell an strukturelle Grenzen. Ein großes Thema ist die Straßenmusik, die in Mannheim wie in vielen anderen deutschen Städten ohne Lizenz kriminalisiert wird.“ Sein Wunsch: „Eine Öffnung in diesem Bereich würde die Szene spürbar bereichern und neue Freiräume schaffen.“ Noch drängender aber ist für ihn der Druck durch Social Media, der sich seines Erachtens als große Hürde für alle Newcomer:innen erweist: „Es reicht längst nicht mehr, einfach nur gute Songs zu schreiben und sie Labels vorzulegen. Heute musst du zusätzlich enorme Reichweiten auf Plattformen wie TikTok vorweisen, sonst bleibst du unsichtbar.“ Gerade für Solo-Musiker:innen sei das eine Riesenlast – man managt ohnehin schon alles: E-Mails, Booking, Finanzen, Proben, Auftritte. „Nun kommt die Rolle des Influencers dazu. Diese zusätzliche Last macht den Weg sehr anstrengend und fordert ein Maß an Energie, das kaum jemand dauerhaft aufbringen kann.“

Joshua ist fasziniert davon, Klangräume zu gestalten. Zusammen mit Burak gelang ihm das bei der Recording-Session mit Bravour. (Foto: Line Tsoj)
Ein Theaterstück im Finale
Für das Bundesfinale wagte Joshua übrigens etwas Neues: Sein Studium der Literaturwissenschaft inspirierte ihn, ein kleines Theaterstück zu schreiben und es auf Schloss Hundisburg aufzuführen. Eine große Herausforderung, schließlich musste er den gesamten Text auswendig lernen. „Der Prozess war aufwendig und fordernd, aber genau das entsprach meinem Anspruch.“ Rückblickend sei er stolz darauf gewesen, diese Hürde genommen zu haben. „Die intensive Vorbereitung hat mir gezeigt, wie viel möglich ist, wenn man bereit ist, über die gewohnten Wege hinauszugehen.“

Die local heroes-Coaches David Pfeffer und Felix Mannherz sind überzeugt von Joshua Caleb: „Der richtige Song zur richtigen Zeit könnte ihn in ein ganz anderes Feld katapultieren.“ (Foto: Cora Schrage)
Auch die Jury, bestehend aus Musikjournalist Martin Hommel, Sängerin und Vocalcoach Marie Antoinette Lührs sowie die Konzert-Designerin und Regisseurin Rixa Knaack-Meyer zur Capellen, waren beeindruckt – und forderte zugleich mehr Mut zu Kanten. „Alles ist sehr perfekt – fast zu perfekt“, meint etwa Martin Hommel. „Wir wollen ihn lieben, aber noch mehr, wenn er frecher, rotziger wäre.“ Für Marie Antoinette Lührs war seine Bilingualität entscheidend. Sie meint: „Er ist ein Entertainer, ganz klar. Alle Augen auf ihn.“ Dem stimmt auch Kollegin Rixa Knaack-Meyer zur Capellen zu: „Er ist ein Storyteller, nimmt uns an die Hand. Wir wünschen uns noch mehr Ecken und Kanten.“ Joshua Caleb selbst nimmt das als Ansporn: Für ihn geht es nicht darum, allen Erwartungen gerecht zu werden, sondern er selbst zu bleiben. „Das ist ein fortlaufender Prozess, der viel Selbstreflexion erfordert, aber auch die Grundlage bildet, wirklich authentisch Musik machen zu können.“

Joshua Calebs Live-Session in der Schlossscheune war ein bewegender Moment - für alle Beteiligten. Er nahm das Publikum an die Hand, auf Deutsch und auf Englisch. (Foto: Cora Schrage)
Hundisburg, Freundschaften, Zukunftspläne
Schon die Vorbereitungsphase auf Schloss Hundisburg habe ihn geprägt: „Die Zeit war für mich eine durchweg inspirierende Erfahrung“, schwärmt er. Ob Coaches, Jury, Organisator:innen oder andere Musiker:innen – man hat zusammengelebt, voneinander gelernt, kreative Energie geteilt. „Es war bereichernd zu sehen, wie unterschiedlich die Wege und Herangehensweisen der anderen sind, und sich gleichzeitig gegenseitig näherzubringen, was einen selbst antreibt. Dieses Gefühl, Teil einer größeren Gemeinschaft zu sein, werde ich mitnehmen.“
Aus Begegnungen entstanden auch schon konkrete Pläne: Mit Waveywave hat er sich bereits verbunden – daraus entstanden ist die Idee für ein Feature. Genau dafür ist local heroes wertvoll: „Wenn man sich gegenseitig inspiriert und unterstützt, entsteht ein Netzwerk, das weit über den Contest hinaus Bedeutung hat.“ Überhaupt habe er die Zusammenarbeit mit dem local heroes-Team als sehr angenehm erlebt. „Alle Beteiligten sind äußerst sympathisch, zuverlässig und nahbar. Man merkt, dass sie ein echtes Interesse daran haben, Künstler:innen zu unterstützen und ihnen ein professionelles Umfeld zu bieten.“ Diese Mischung aus Professionalität und Menschlichkeit mache die Zusammenarbeit besonders wertvoll. „Sie schafft ein Vertrauen, das es ermöglicht, sich als Künstlerin zu öffnen und das Beste aus sich herauszuholen.“
Und die Zukunft? Im Winter will er seine EP vorbereiten, den Release planen und Straßenmusik machen. Diese Mischung aus Studioarbeit und direkter Begegnung auf der Straße ist sein Weg. Denn diese Mischung erlaubt es ihm, an seinen Projekten zu feilen und gleichzeitig die Resonanz des Publikums direkt zu erleben.

Mit 19 zog Joshua für ein Jahr nach Berlin, wo er seinen heutigen Produzenten Burak kennenlernte. Nun hat ihn dieser auch im Bundesfinale unterstützt. (Foto: Line Tsoj)
Freiräume, in denen Kreativität gedeihen kann
Und das ist auch gut so. Denn sein Anspruch an Kunst ist hoch: „Ein Musikprojekt braucht heute die Fähigkeit, den Zeitgeist zu spiegeln und ihn gleichzeitig zu hinterfragen.“ Er ist überzeugt davon, dass gute Kunst anecken, provozieren dürfe – aber vor allem Verbindungen schaffen soll. Und sein Wunsch an die Branche? Ein universelles Grundeinkommen für Künstler:innen. Es würde Existenzangst nehmen und Freiräume schaffen, in denen Kreativität gedeihen kann. „Ich glaube fest daran, dass Kunst und Gesellschaft gleichermaßen davon profitieren würden, wenn dieser Schritt Realität würde.“
Im Musikcamp auf Schloss Hundisburg hat Joshua Caleb gezeigt, dass er nicht nur Songs spielt, sondern Räume öffnet: zwischen Indie und HipHop, zwischen Mannheim und Magdeburg, zwischen Bühne und Publikum. Musik als Weltsprache – und als Einladung, Mauern einzureißen.
Exklusive Gala im Moritzhof
Wer am Ende die Preise mit nach Hause nimmt, entscheidet sich am 15. November 2025 im Magdeburger Moritzhof. Dort werden Jury- und Publikumspreise in Höhe von insgesamt 10.000 Euro verliehen. Fans können ab dem 6. November für ihre Favoriten abstimmen – Grundlage sind die in Hundisburg entstandenen Live-Videos.
Du möchtest mit Deiner Band oder als Solo-Act bei local heroes dabei sein? HIER findest Du die Ansprechpartner:innen in Deinem Bundesland.
Text: Nicole Oppelt
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Die Bundesfinalist:innen 2025 im Überblick:
Die Teilnehmer:innen des Bundesfinales 2025 haben sich in verschiedenen Landesausscheiden bzw. über Nominierungen qualifiziert und traten als Newcomer-Act für ihr Bundesland an:
Joshua Caleb für Baden-Württemberg
Nachtkinder für Bayern
Waveywave für Berlin
Viasko für Brandenburg
Rapid Strides für Bremen
Morgen in Farbe für Sachsen
Tomken für Mecklenburg-Vorpommern
Chicago Lane für Niedersachsen
Nuk für Nordrhein-Westfalen
Ratte Rosa für Rheinland-Pfalz
Leander für Sachsen-Anhalt
Colour Gray für Schleswig-Holstein
Caems für Thüringen
Die Jury setzt sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
Martin Hommel (Musikjournalist)
Marie Antoinette Lührs (Sängerin & Vocalcoach)
Rixa Knaack-Meyer zur Capellen (Konzert-Designerin & Regisseurin)
Die Coachings wurden durchgeführt von:
David Pfeffer (Sänger, Songwriter, Produzent)
Felix Mannherz (Schlagzeuger, Gitarrist, Sänger)