Im ersten Teil unseres 1x1 des Musikmanagements haben wir Fragen rund um die Themen Rechtsform einer Band, Musikverlag und Rechteverwertung beantwortet. Im zweiten Teil geht es nun um Deals mit Labels, Bookingagenturen und die eigene Corporate Identity.

(6) Ich träume von einem Deal bei einem Majorlabel. Wie komme ich mit einem solchen in Kontakt?

Auch wenn die große Zeit der Majorlabels vorbei zu sein scheint, bestimmen die drei größten Labels Universal Music, Sony Music und Warner Music auch heute noch 70 % des Marktes. Viele Bands und Musiker*innen wünschen sich deshalb einen Deal mit einem der Majors. Frank Kühl von der Musikproduktionsfirma Tinseltown hat hier einen Tipp für euch: „Wartet, bis sie euch anrufen!“ Was für viele Künstler*innen zunächst ernüchternd klingt, hat einen einfachen Hintergrund: Frank rät, als Band lieber sein eigenes Ding zu machen und Konzerte und Soziale Medien dazu zu nutzen, Aufmerksamkeit zu erlangen, als selbst Kontakt zu den Labels aufzunehmen. Eine Ausnahme sieht Frank jedoch: „Wenn ich einen richtigen Hit geschrieben habe, kann mir ein Majorlabel durchaus bei der konzeptionellen Arbeit helfen – so sie derselben Meinung sind.“ Zur Kontaktaufnahme mit Majorlabels rät Frank, Demos eher bei den Agenturen der Musiklabels einzusenden als bei den Labels selbst. Hier empfiehlt es sich, sich intensiv mit der Organisationsstruktur der Labels auseinander zu setzen. Für einzelne Musikrichtungen gibt es in der Regel verschiedene Sub-Units, bei denen die für euch passenden Ansprechpartner*innen sitzen.

Ganz wichtig bei der Einsendung eines Demos ist neben der richtigen Email-Adresse auch, dass ihr keinerlei Files verschickt sondern immer Links zu Cloudspeichern auf denen ihr eure Titel und  ein Infosheet plus aussagekräftiges Foto einspeichert.

(7) Brauche ich überhaupt noch ein Label?

Ein Großteil der Künstler*innenentwicklung geschieht häufig bereits vor dem ersten Labeldeal. Durch Social-Media, Konzerte und die Möglichkeit der digitalen Selbstdistribution ist es Artists heute schon aus eigenem Antrieb möglich, die ersten Karriereschritte zu gehen. In den allermeisten Fällen ist dies sogar notwendig, will man die Aufmerksamkeit eines Labels gewinnen.

Mittlerweile bieten Portale wie RecordJet und viele weitere den Bands die Möglichkeit, ihre Musik auf allen relevanten digitalen Portalen selbst zu veröffentlichen. Großer Vorteil hierbei ist, dass der/die Künstler*in alle Rechte an seinen Werken behält und so auch noch nach der Veröffentlichung flexibel mit den Werken umgehen kann - bspw. wenn doch irgendwann ein Deal mit einem Label zustande kommt.

(8) Wie wichtig ist ein professionelles Auftreten, gerade bei Musikvideos, Logos usw.?

Das wichtigste Erfolgskriterium für einen Artist ist Authentizität. Viel wichtiger als High-End-Videos, die viel Geld kosten, ist deshalb eine gute Corporate Identity, die euren Wiedererkennungswert wiederspiegelt. Hier lohnt es sich, mehr Zeit zu investieren, und tolle Ideen zu entwickeln, die euch einzigartig machen. Denn letztlich kann ein mit dem Handy aufgenommenes Video, hinter dem eine besondere Idee oder Story steckt, bei Fans und potenziellen Labels deutlich besser ankommen als ein Video, für das ihr sehr viel Geld bezahlt habt, das gerade zu Beginn eurer Musikkarriere ja eher knapp ist. Wichtig ist auch, dass ihr sehr regelmäßig und abwechslungsreich die sozialen Medien mit Content füllt, um eure Fans teilhaben zu lassen und sie an euch zu binden.

(9) Ist für Newcomer-Bands ein Management-Deal empfehlenswert?

„Es muss natürlich etwas zu managen geben“, sagt Frank Kühl von Tinseltown Music Productions, der auch als Manager tätig ist. Ob es sich lohnt, einen Manager anzuheuern, ist daher immer vom Einzelfall abhängig. Grundsätzlich kann euch ein Manager schon sehr früh unterstützen, gerade wenn es um die Karriereplanung geht. Neben dieser eher beratenden Tätigkeit kann ein Manager eine Band oder eine*n Musiker*in aber auch administrativ unterstützen, zum Beispiel bei der Buchhaltung oder bei Steuerfragen. Sein oder ihr Netzwerk kann außerdem sehr hilfreich für euch sein. Frank Kühl warnt Künstler*innen jedoch auch: „Wenn Künstler glauben, mit einem Manager müssten sie sich um nichts mehr kümmern, geht das mit Sicherheit schief."

(10) Welche Prozente sind für Manager und Booker üblich?

Sowohl für Manager*innen als auch für Booker*innen sind Umsatzanteile von 15-20% üblich. Beide haben dabei den Ehrgeiz, bestmögliche Arbeit zu leisten, da der*die Künstler*in ja nicht an sie gebunden ist. Die tatsächlichen Prozente richten sich aber immer danach, was Management und Booking tatsächlich leisten. Ein Manager, der auch als Steuerberater und Buchhalter fungiert, sollte höhere Prozente bekommen als einer, der nur Vermittler ist. Ähnlich verhält es sich bei Bookern. Hier sollten Musiker*innen darauf achten, dass der Booker nicht nur Auftritte vermittelt, sondern sich auch um die Werbemittelkommunikation, die Abrechnung usw. kümmert.

Natürlich will und muss ein Manager auch Geld verdienen, daher ist es für Newcomer immer schwer, hier einen Partner zu finden. Es gilt wie bei vielen anderen Themen auch: Ihr könnt sehr viel durch Eigenleistung erreichen und damit dann auch zunehmend für Manager*innen interessant werden. Entscheidend ist meistens auch nicht der Name einer großen Management-Firma oder eines renommierten Managers, sondern die Menschen dahinter die genauso enthusiastisch wie ihr eure Musik in die Welt tragen möchten.

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*Die vorausgegangenen Informationen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sollen einen kurzen Überblick über wichtige Themen im Musikbusiness geben. Wenn ihr weitergehende Fragen habt, kontaktiert uns gerne.

Die Inhalte für diesen Artikel haben wir beim „Music Xchange Day“ am 05.12.2016 in Köln gesammelt. Dieser Coaching- und Sessiontag wurde ermöglicht durch das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes.

Zum ersten Teil dieses Artikels

Text: Lina Burghausen | Mona Lina

Bild: Malte Schmidt