Überzeugten mit einer mitreißenden Liveshow & ehrlichem Indie-Folk: The Lorbank Collective vom Bodensee (Foto: Matthias Piekacz)

Baden-Württembergs Newcomer-Szene sprüht nur so vor kreativen Geistern. Mit „The Lorbank Collective“ hat das Bundesland eine seiner talentiertesten Nachwuchsbands ins local heroes Bundesfinale 2023 entsandt. Die Indie-Folk-Rock-Künstler gehören zu einem ausgewählten Kreis von zwölf Acts, die sich auf Bundesebene bei Deutschlands größtem Non Profit-Newcomer-Musikpreis präsentieren dürfen. Anfang September ging es für alle Bundesfinalist:innen auf das Schloss Hundisburg bei Magdeburg, wo eine aufwendige Bundesfinal-Doku produziert wurde. Sie wird am 9. Dezember, ab 20 Uhr, in Musikclubs, soziokulturellen Zentren und weiteren Einrichtungen der Kulturszene in den Heimatstädten der Finalist:innen ausgestrahlt. „The Lorbank Collecitve“ laden ihre Fans hierzu ins KiTT in Tettnang.

„Wir sind in unserem Alltag an unterschiedliche Orte verstreut, teilweise auch außerhalb von Baden-Württemberg. Trotzdem sind wir alle sehr mit der Bodenseeregion verbunden – auch, weil wir immer gerne für Bandproben und Auftritte zurück in die Heimat kommen“, sagen „The Lorbank Collective“. In Baden-Württemberg, erzählen sie, gebe es viele kleinere Musikszenen, kein wirkliches musikalisches Zentrum. Umso enger würden sich die lokalen Bands untereinander verbinden und unterstützen. Auch Institutionen wie Jugendhäuser, Pop-Büros oder Konzertveranstalter:innen würden einen engen Draht zu den Bands halten und es so ermöglichen, Konzerte zu spielen und Aufnahmen zu machen.


Bei ihrer local heroes-Teilnahme gehe es ihnen darum, andere Menschen und ihre Musik kennenzulernen, von und mit ihnen zu lernen und eine Menge Spaß zu haben. Nominiert wurden sie von den Popbüros Baden-Württemberg. „Darüber sind wir super dankbar!“ Schnell sei ihnen bewusst geworden, dass local heroes kein klassischer Wettbewerb mit Konkurrenzcharakter sei, „sondern das Netzwerk und das Miteinander im Vordergrund stehen."

Schloss Hundisburg: Ein Ort der Verbundenheit

Vor fast zehn Jahren hat die gemeinsame musikalische Reise der Band begonnen – ganz folktypisch am Lagerfeuer. Aus dem einstigen Gitarrenduo ist mittlerweile ein echtes Kollektiv geworden. Matthias, Julius, Jazzy, Tobias und Florian haben schon einiges miteinander erlebt. Zwei Alben sind entstanden. Dabei haben sie „sehr viel Unterstützung von großartigen Menschen bekommen“. Zu den wichtigsten Stationen gehört aber sicherlich auch der viertägige Aufenthalt des Quintetts in einem der bedeutendsten Barockschlösser Sachsen-Anhalts, um dort am local heroes Bundesfinale 2023 teilzunehmen. Hier konnten sie nach Herzenslust netzwerken, sich in Interview-Situationen ausprobieren, erhielten Individual-Coachings und absolvierten ein Live-Recording ihres ausgesuchten Songs. Der Höhepunkt für alle Beteiligten: Die Teilnehmer:innen bekamen die Möglichkeit, sich während drei abendlicher Live-Sessions näher kennenzulernen und ihr außergewöhnliches Potential der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Von der ersten Sekunde auf Schloss Hundisburg an haben wir uns super wohl gefühlt und uns mit den anderen Artists, Coaches und der Crew wundervoll austauschen dürfen“, lautet daher auch das Fazit von „The Lorbank Collective“.

Sänger Matthias erinnert sich besonders an die „super verbundene Atmosphäre bei den Live-Konzerten und anschließenden Jams" auf Schloss Hundisburg. (Foto: Matthias Piekacz)

Auftritte im Rahmen von Wettbewerben hätten sie schon öfter erlebt, erzählen sie. Die Live-Aufzeichnung im Rahmen des Bundesfinales sei jedoch eine Premiere gewesen. „Das ist etwas ganz Besonderes, da hier zu einem bestimmten Zeitpunkt alles stimmen muss. Wir haben natürlich intensiv geprobt und uns lange über die Aufnahmen unterhalten. Während der Aufnahme haben wir versucht, uns gegenseitig aufzufangen und uns im Kopf frei zu fühlen wie bei einem Live-Auftritt. Ob das am Ende alles geklappt hat, sehen wir dann“, zeigen sie sich selbst gespannt auf die fertige Bundesfinal-Doku. Besonders im Gedächtnis bleiben wird ihnen die „super verbundene Atmosphäre bei den Live-Konzerten und anschließenden Jams. Hier konnten sich alle fallen lassen und im Hier und Jetzt sein. Das war einzigartig. Wir konnten auch für uns wichtige Fragen zum Thema Booking näher erläutern und uns mit den Coaches austauschen.“ Schon jetzt hätten sie also durch etliche Kontakte in die verschiedensten Bundesländer massiv von ihrer Teilnahme bei local heroes profitiert. „Wir sind gespannt, wie wir dieses Netzwerk künftig weiter nutzen und
ausbauen können, um überregional Menschen mit unserer Musik zu berühren.“

Berührende Musik und ernste Themen

Auf Schloss Hundisburg ist ihnen das auf jeden Fall gelungen. „Sie haben ein ganz trauriges Thema angeschnitten – nämlich Demenz“, erzählt Juror Pablo Christlein nach ihrem Live-Auftritt. „Ich dachte mir: Wow! Dass das eine Folkband beleuchtet. Das hat mich abgeholt. Zudem sind sie Wahnsinns-Musiker und haben einen Frontmann mit einer Wahnsinns-Stimme. Ihn erkennt man sofort. Witzigerweise ist er kein Native Speaker, obwohl er so native klingt. Das muss man sich einmal vorstellen. Er kommt aus Baden-Württemberg und klingt wie jemand aus Schottland. Echt irre. Ich freue mich auf mehr von ihnen!“


Jurorin Senta-Sofia Delliponti ist ebenfalls hin und weg. „Sie haben mich komplett abgeholt. Was für eine Band. Ich bin total begeistert davon, dass sie (im Schnitt) erst 26 Jahre alt sind. Ich war in love mit dem Sänger und auch mit dem Backing-Sänger. Das war eine so tolle Kombi. Es hat Spaß gemacht. Sie sind so talentiert.“ Und wie erging es ihrer Kollegin Angela Peltner? „Von der ersten Sekunde an konnten die Beine nicht stillstehen. Wir haben alle getanzt, obwohl wir Jury-Mitglieder sind. Der Funke ist sofort übergesprungen. Und das bei der ersten Band des Abends. Es ist gar nicht mein Musik-Genre. Dennoch war ich verliebt in diese Musik und die Art, wie sie sie machen. Dieser Selbstwitz! Ich fand es auch toll, wie sie das Publikum eingebunden haben. Sie haben es geschafft, diesen Abend zu ebnen.“

Songs – für jeden nahbar und erlebbar

Die Eindrücke der Juroren dürften ganz im Sinne der Band sein. „Mit unseren Songs möchten wir Geschichten von Menschen erzählen, von Gefühlen und Erlebnissen, die viele haben. Vom Zurückblicken und in die Zukunft schauen, von Sorgen und Hoffnungen und manchmal einfach nur Geschichten, die wir miteinander erleben“, sagen sie. Und noch mehr: „Für uns ist Musik die Möglichkeit, alltägliche Themen und Probleme anzusprechen und zu zeigen, dass man damit nicht allein ist. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl macht unsere Musik nahbar und für jeden erlebbar.“

The Lorbank Collective wollen in ihrer Musik mit Herz und Kopf emotionale Themen ansprechen. (Foto: Matthias Piekacz)

Im Augenblick arbeiten sie hart daran, diese Kunst weiter in die Welt hinauszutragen. „Wir wollen uns vermehrt auf das Booking und den ‚Business‘-Part konzentrieren, um möglichst viel live zu spielen und unsere Musik vielen Menschen zu zeigen. Und wir wollen neue Songs aufnehmen“, geben sie einen Einblick in ihre nächsten Zukunftspläne und beschreiben damit gleichzeitig eine der größten Herausforderungen für eine Band. Doch Business ist natürlich nicht alles: „Musikprojekte müssen authentisch und für die Zuhörer:innen erlebbar sein. Wir versuchen mit Herz und Kopf emotionale Themen anzusprechen und so die Musik zu schreiben, die uns ausmacht.“

Do it yourself ist Trumpf!

Das sieht im Übrigen auch Coach Felix Mannherz so, der in diesem Jahr erneut mit David Pfeffer die Beratung der jungen Künstler:innen übernommen hat. „Das Niveau, auf dem wir coachen, steigt seit Jahren. Es ist schon erstaunlich, dass sich fast alle Bands mit ähnlichen Themen herumschlagen. Einige Beispiele: Die Angst oder auch die Prokrastination, sich in den Sozialen Medien selbst zu zeigen. Zum anderen die Schwierigkeit, das organisatorische Drumherum, wie Booking oder GEMA, hinzukriegen.“ Doch er beruhigt und ermutigt: „Interessanterweise hält sich immer noch recht hartnäckig der Gedanke, dass der ‚Heilsbringer‘ ein Label oder ein Verlag ist, der einem einen Vertrag hinlegt und dann geht die Reise los. Dabei können sie in dem Stadium, in dem sie gerade sind, von do it yourself nur profitieren.“

Nun steht aber erst einmal ein weiterer Höhepunkt für „The Lorbank Collective“ und alle übrigen Acts an. Denn: Welcher Act den inzwischen wichtigsten Musikpreis der deutschen Non-Profit-Musikszene beim local heroes-Bundesfinale erhält, wird im Rahmen der Ausstrahlung am 9. Dezember, ab 20 Uhr, bekanntgegeben. Hierzu laden „The Lorbank Collective“ zu ihrer eigenen Veranstaltung ins KiTT in Tettnang ein. Die finale Entscheidung obliegt, neben der Fachjury, auch dem Publikum, das in den einzelnen Lokalitäten zur Abstimmung aufgefordert wird und über einen eigenen Publikumspreis entscheidet.

Infos und Tickets für die Ausstrahlung findest du hier.

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Fotos: Matthias Piekacz
Text: Lina Burghausen & Nicole Oppelt