Joris Rose singt über "Angst vor der Zukunft, Lost sein und natürlich die Liebe". | Foto: Line Tsoj

Mecklenburg-Vorpommerns Newcomer-Szene hat viel zu bieten. Mit Joris Rose hat das Bundesland eines seiner talentiertesten Nachwuchstalente ins local heroes Bundesfinale 2023 entsandt. Der Singer-Songwriter gehört zu einem ausgewählten Kreis von zwölf Acts, die sich auf Bundesebene von Deutschlands größtem Non Profit-Newcomer-Musikpreis präsentieren dürfen. Anfang September ging es für alle Bundesfinalist:innen auf das Schloss Hundisburg bei Magdeburg, wo eine aufwendige Bundesfinal-Doku produziert wurde. Sie wird am 9. Dezember, ab 20 Uhr, in Musikclubs, soziokulturellen Zentren und weiteren Einrichtungen der Kulturszene in den Heimatstädten der Finalist:innen ausgestrahlt. Joris Rose lädt seine Fans hierzu ins Waldenberger in Rostock ein.

„Ich vertrete Mecklenburg-Vorpommern. Das ist ganz witzig, weil ich in Baden-Württemberg aufgewachsen bin“, erzählt Joris Rose. Erst vor zwei Jahren ist er für ein Musikstudium an der Hochschule für Musik und Theater nach Rostock gezogen. „Da Rostock aber zurzeit mein Lebensmittelpunkt ist, freut es mich sehr, das Bundesland zu vertreten.“ An seiner Wahlheimat hat Joris Rose mittlerweile Gefallen gefunden. „Die Musikszene in Mecklenburg-Vorpommern hat etwas sehr Einzigartiges. Die Artists geben sich sehr viel Mühe und insbesondere diejenigen, die im Bundesland groß geworden sind, setzen sich stark für die Kulturszene innerhalb Mecklenburg-Vorpommerns ein.“


Bei local heroes ist er dabei, um neue spannende Artists kennenzulernen und sich musikalisch mit ihnen auszutauschen. „Das Beste für Newcomer:innen ist die Möglichkeit, nachhaltige Kontakte in die Szene zu knüpfen. Das kann von anderen Artists, über Veranstalter:innen bis hin zu Producer:innen gehen.“ In Mecklenburg-Vorpommern, berichtet er, gebe es sehr viele talentierte Menschen, jedoch keinen zentralen Punkt, an dem sich alle kennenlernen könnten. „Netzwerktreffen wären zum Beispiel eine tolle Idee“, regt er an.

local heroes bringt Dinge ins Rollen

Schon der Start seiner „local heroes Reise“ weckt in ihm viele positive Erinnerungen. „Der Landesentscheid war bei uns ein weiterer unabhängiger Contest – das 'Landesrockfestival'. Das hat bei mir viel ins Rollen gebracht. Ich habe neue Musiker:innen kennengelernt, war im Studio und habe begonnen, mit einer Live-Band zu spielen.“ Im September folgte schließlich das Bundesfinale 2023. Vier Tage verbrachten Joris Rose und seine Band in einem der bedeutendsten Barockschlösser Sachsen-Anhalts. Hier konnten sie nach Herzenslust netzwerken, sich in Interview-Situationen ausprobieren, erhielten Individual-Coachings und absolvierten ein Live-Recording ihres ausgesuchten Songs. Der Höhepunkt für alle Beteiligten: Die Teilnehmer:innen konnten sich während drei abendlicher Live-Sessions näher kennenlernen und ihr außergewöhnliches Potential der Öffentlichkeit präsentieren.

„Erst hat man ihn als Solokünstler wahrgenommen. Am Abend war das für mich eine richtige Band, die total gut funktioniert hat“, freut sich Juror Pablo Christlein über das Konzert von Joris Rose und seiner mitgebrachten Band. | Foto: Matthias Piekacz


„Ich habe schon in ähnlichen Settings performt“, erzählt Joris Rose von seinen dort gemachten Erfahrungen. „Dieses Mal war es jedoch etwas Besonderes, da meine Live-Band dabei war. Es war sehr schön, da sich die ganze Crew unheimlich viel Mühe gegeben hat und das Video-Setting jegliche Vorstellungen komplett übertroffen hat.“ Besonders gut gefallen habe ihm, dass der Wettbewerbs-Gedanke bei allen Bands „sehr weit hinten“ gewesen sei. „Wir haben zusammen gechillt und uns als Freunde und nicht als Rivalen gesehen. Ich konnte viele spannende neue Menschen kennenlernen – Artists, aber auch die Jury oder Coaches.“ Von diesen Eindrücken und der Erfahrung, so hofft er, werde er lange profitieren. „Ich bin mir auch sehr sicher, dass ich einige Teilnehmende auf jeden Fall wiedersehen werde. Nicht nur zum Musik machen, sondern auch zum Rumhängen.“

„Angst vor der Zukunft, Lost sein und natürlich die Liebe“

Joris Rose und seine Band begeisterten alle Anwesenden mit „Sad Boy Pop“, wie er es selbst nennt. „Ich schreibe sehr persönliche Lieder, die sich stilistisch an Genres wie Singer-Songwriter, Indie-Pop aber auch Punk bedienen“, erklärt er. Dabei seien die Texte wie ein Katalysator für ihn. „Dort fließt alle negative Energie rein – dann kann ich aber auch sehr happy durchs Leben gehen.“ In seinen Texten geht es um persönliche Erfahrungen, die man als heranwachsende Person in den Zwanzigern macht. „Angst vor der Zukunft, Lost sein und natürlich die Liebe“, zählt er auf. „Das ist so, weil ich nur über Themen schreiben möchte, die mich selbst bewegen.“

Joris Rose hat viel zu erzählen. Schon früh bekam er von seinem Vater eine Gitarre in die Hand. Mit elf Jahren spielte er in seiner ersten Schulband. „Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich angefangen habe, Songs zu schreiben – damals noch Punk.“ Eines seiner großen Highlights sei seine Reise als Straßenmusiker durch England nach dem Abitur gewesen. Dort habe er sechs Monate jeden Tag auf der Straße gespielt und abends in Pubs. „Dabei habe ich viele tolle Musiker:innen kennenlernen dürfen.“ Doch Musik sei nicht alles. „Die größte Herausforderung ist für mich, alle Aufgaben, die ein Artist bewältigen sollte, unter einen Hut zu bekommen. Neben Musik machen sollte man auch Social Media bedienen, netzwerken, Konzerte buchen, seine Musik vermarkten, planen und ganz viel erleben, um neue Songs schreiben zu können“, versucht er das vielfältige Aufgabenspektrum zu umreißen. Doch Joris Rose ist motiviert. Bereits Anfang kommenden Jahres erscheint seine erste größere Veröffentlichung auf den Markt. „Es wird eine große EP oder eine Art Mixtape“, verrät er schon jetzt.

Joris Rose ist auf dem Weg, die Republik zu erobern

Insbesondere die local heroes-Jury dürfte gespannt auf Neues von Joris Rose warten. Für Juror Pablo Christlein ist er nämlich einfach „großartig“. „Er hat mich echt vom Hocker gehauen“, so der Musikexperte kurz nach der Live-Performance. Gemeinsam mit seiner Band habe Joris Rose die Anwesenden „krass mitgerissen“. „Er hat sich verwundbar gezeigt, hatte aber trotzdem teilweise Hymnencharakter. Supergeile Songs.“ Auch Jurorin Senta-Sofia Delliponti ist fasziniert. „Er hat mich mitgenommen, überrascht und abgeholt. Er hat sein Herz geöffnet. Er war transparent auf der Bühne.“ Ihre Kollegin Angela Peltner hat sogar noch eine Steigerung in petto: „Ich liebe Joris Rose. Er ist für mich der Ed Sheeran von Deutschland. Er hat eine große Stärke, uns alle abzuholen und das, was man kennt, noch zu perfektionieren. Er ist von vorne bis hinten überhaupt kein Newcomer. Dieses Gefühl hat er in uns erzeugt. Er ist jemand, der bereit ist, die Republik zu erobern.“

Joris Rose und seine Band begeisterten beim local heroes Bundesfinale 2023 mit einer Akustik-Einlage mitten im Publikum. | Foto: Matthias Piekacz


Ähnliche, wenn auch etwas weiter gefasste Gedanken hat Coach David Pfeffer, der gemeinsam mit Felix Mannherz in diesem Jahr erneut die Beratung der jungen Talente übernommen hat. Seiner Ansicht nach gelinge es local heroes durch konzeptionelle Veränderungen gut, den Transfer von einem Wettbewerb, in dem es mehr um rockige sehr junge Live-Bands ging, hin zu einem Feld an musikalisch und geschlechtlich diversen Acts zu bewerkstelligen. Das bringe local heroes nochmal auf ein ganz anderes Level. „Das ist unglaublich spannend, da man sehr viel verschiedene Musik und viele verschiedene Ideen zu hören bekommt. Das hat mich in diesem Jahr noch mehr beeindruckt als in den Jahren zuvor. Die Qualität wächst stetig“, so sein Urteil.

local heroes – das sind spannende musikalische Erfahrungen

Nun steht aber erst einmal ein weiterer Höhepunkt für Joris Rose und alle übrigen Acts an. Denn: Welcher Act den inzwischen wichtigsten Musikpreis der deutschen Non-Profit-Musikszene beim local heroes-Bundesfinale erhält, wird im Rahmen der Ausstrahlung am 9. Dezember, ab 20 Uhr, bekanntgegeben. Hierzu lädt Joris Rose zu seiner eigenen Veranstaltung ins Waldenberger in Rostock ein.

Die finale Entscheidung obliegt, neben der Fachjury, auch dem Publikum, das in den einzelnen Lokalitäten zur Abstimmung aufgefordert wird und über einen eigenen Publikumspreis entscheidet. Alle Infos zur Ausstrahlung findest du hier.

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Fotos: Line Tsoj & Matthias Piekacz
Text: Nicole Oppelt & Lina Burghausen