
local heroes hat Morgen in Farbe zum Strahlen gebracht. Das offenbarte auch das professionelle Fotoshooting. (Foto: Line Tsoj)
Morgen in Farbe aus Leipzig überzeugen im local heroes-Bundesfinale mit unbändiger Spielfreude. Am 15. November wird verkündet, wer „Bester Newcomer-Act Deutschlands 2025“ ist.
Schloss Hundisburg, Anfang September: Vier Tage voller Musik, Coachings, Sessions, Shootings und Gesprächen. Zwischen historischen Mauern, Workshops und abendlichen Shows lernen sich 13 junge Acts aus ganz Deutschland kennen – und zeigen, was in ihnen steckt. Mittendrin: Morgen in Farbe aus Leipzig. Eine noch junge Band, die mit viel Spielfreude, klarer Haltung und Freundschaft im Gepäck beim local heroes Bundesfinale 2025 angetreten ist.
„Sehr surreal, sehr schnell und viele glückliche Zufälle“, erinnert sich Schlagzeuger Nicolas an den Weg bis nach Hundisburg. Erst im Oktober 2024 haben sie sich zu ihrer ersten gemeinsamen Probe getroffen. Nach Jams, Feiern und gemeinsamen Stunden im Hörsaal war klar, dass es passt – menschlich und musikalisch. „Wir hatten alle eigene Ideen im Kopf, die es galt, zusammenzuführen. Und so ist unsere Musik entstanden und immer noch am Entstehen“, erzählt Bassist Takeru.

Morgen in Farbe wirbelten über die Bühne der Schlossscheune. Juror Martin Hommel ist überzeugt: „Da steckt viel Potenzial drin.“ (Foto: Cora Schrage)
Erste Schritte: Mut zur Vielfalt
Das Besondere an Morgen in Farbe ist die Vielfalt der Einflüsse. Takeru beschreibt es so: „Unser Sound setzt sich aus den Erfahrungen und Vorstellungen der einzelnen Mitglieder zusammen. Man kann hier und da Einschläge aus EDM, NDW, Metal, Jazz, Pop, Rock und J-Pop erahnen.“ Offiziell nennt die Band ihren Stil Indie-Rock – aber eigentlich ist er vielschichtiger.
Auch inhaltlich gehen sie ihren eigenen Weg. „Vielleicht lassen sich unsere Inhalte am besten mit einer kleinen Szene beschreiben“, sagt Takeru. „An einem lauwarmen Herbstabend sitzt man in der Sächsischen Schweiz und schaut dem Sonnenuntergang, über den Silhouetten der Gipfel, entgegen. Während man mit einem Tässchen Tee die letzten Strahlen genießt, besinnt man sich all der Dinge, unschöner und schöner Natur, die man bisher auf seinem Lebensweg mitgenommen und als Erfahrungswerte gewonnen hat. Man schwankt zwischen Nostalgie über verlorene Zeit und glücklichen Momenten, in denen man hätte stehen bleiben können und nimmt alle Gefühle bewusst wahr.“ Ein schöner Gedanke, bei dem man gern verharren möchte.

Bei der professionellen Recording-Session war höchste Konzentration gefragt. Für Morgen in Farbe eine völlig neue Situation, die sie mit Bravour meisterten. (Foto: Line Tsoj)
Von Leipzig nach Hundisburg
Um diesen mit allen Menschen vor und hinter den Kulissen auf Schloss Hundisburg teilen zu können, galt es, eine kleine „Hürde“ zu nehmen. Und so führte sie ihr Weg über den Bandcontest Leipzig zeigt Courage, bei dem die Band den ersten Platz belegte, schließlich ins Musikcamp. „Pierre aus der Kulturlounge fragte uns danach, ob wir local heroes vertreten wollen“, erinnert sich Takeru. „Das war ein Angebot, das wir nicht ausschlagen konnten.“
Die Band versteht ihre Teilnahme vor allem als Möglichkeit, Haltung zu zeigen. „Uns ist wichtig, all die Menschen sichtbar zu machen, die sich in Sachsen Tag für Tag für eine offene Gesellschaft und gegen den Rechtsruck einsetzen“, betont Takeru. „Es gibt so viele Kulturschaffende, die mit viel Herzblut Räume schaffen, in denen Vielfalt gelebt werden kann. Für uns bedeutet es zu versuchen, unseren Teil zur lebendigen Kulturszene beizutragen.“

„Die Szene ist klein, eng vernetzt und sehr unterstützend“, beschreibt Takeru die Musikszene in ihrer Heimat Leipzig. Im Interview stand die Band dem local heroes-Team Rede und Antwort. (Foto: Martin Schöffel)
Hundisburg: Intensiv, herzlich und voller Impulse
Auf Schloss Hundisburg tauchten Morgen in Farbe in ein neues, professionelles Umfeld ein. Dreharbeiten, Sessions, Coachings, Interviews – „Bisher hatten wir in solch einem professionellen Rahmen noch keine Erfahrungen“, erzählt Nicolas. Und dann waren sie plötzlich mittendrin – alles auf einmal, aber in einer achtsamen und vor allem unterstützenden Atmosphäre.
Die Band war begeistert: „Es war eine unglaubliche Zeit. Alle sind super lieb und supportive, es herrscht weniger Wettbewerb, sondern echte gegenseitige Wertschätzung.“, sagt Nicolas. „Man merkt ihnen an, dass sie wie eine große Familie wirken. Diese Wärme ist auf uns übergeschwappt und hat die Zeit dort sehr besonders gemacht.“ Die intensive Zeit brachte nicht nur Routine, sondern auch Klarheit. „Diese Tage haben uns viel zum Nachdenken gebracht und waren der Auslöser für Gespräche in der Band über unsere Träume, Wünsche und Zukunftspläne. Wir sind sehr dankbar für diese Erfahrung!“, erklärt Nicolas. „Wir sind nach wie vor sprachlos, wie toll sich die Zeit auf Hundisburg angefühlt hat. Wir haben tolle Kontakte zu anderen Artists geknüpft und sogar unseren ersten Gig außerhalb von Leipzig gespielt.“
Vorbereitet hatten sie sich natürlich mit Proben – und mit einem Augenzwinkern: „Wir haben tolle Outfits gekauft“, erzählt Nicolas. Das war ihnen wichtig – wenn sie auf so einer Bühne stehen, soll schließlich das Gesamtbild stimmen.

Die Richtung stimmt! Bei ihrer Live-Session bewiesen Morgen in Farbe, was in ihnen steckt. (Foto: Martin Schöffel)
Zwischen Bühne und Freundschaft
Bei all dem Spaß und der Kreativität bleibt ihre größte Herausforderung jedoch das Zeitmanagement. „Wir sind alle außerhalb der Band stark beschäftigt“, gibt Takeru zu. „Aber bisher haben wir alles konstruktiv lösen können.“ Für Morgen in Farbe ist klar: Die Freundschaft bildet die Basis. „Das Wichtigste ist die Chemie innerhalb der Band. Diese bildet die Basis für alles und sollte unserer Ansicht nach um jeden Preis gewahrt werden“, betont Nicolas. „Wir versuchen diese zu pflegen, indem wir auch außerhalb der Musik Zeit in unsere Freundschaft untereinander stecken sowie uns stets respektvoll, kommunikativ und vor allem mit Verständnis begegnen.“

Freundschaft bildet die Basis von Morgen in Farbe. Gemeinsam Musik zu machen, ist für alle das i-Tüpfelchen. (Foto: Martin Schöffel)
Jury-Feedback: Starkes Fundament, viel Potenzial
Auch die Jury, bestehend aus Musikjournalist Martin Hommel, Sängerin und Vocalcoach Marie Antoinette Lührs sowie Konzert-Designerin und Regisseurin Rixa Knaack-Meyer zur Capellen, spürte, dass in dieser Band mehr steckt als ein paar gut gespielte Songs: „Sehr gute Musiker:innen, die genau wissen, was sie tun“, lobt etwa Martin Hommel. Die Stimme von Sängerin Emma gefiel ihm wirklich gut. „Sie hat Präsenz!“ Sein Tipp: „Man könnte das Ganze frecher und rotziger anlegen.“ Marie Antoinette Lührs zeigte sich ebenfalls angetan:
„Ich habe eine coole Basis gesehen – mit Spielfreude und Synergie. Eine Qualität, die trägt.“ Ihr Rat an die Band: „Ein bisschen Feinschliff fehlt noch – mehr Detailverliebtheit im Arrangement, in der Show, auch zwischen den Songs. Mehr Fokus, mehr klare Stilmittel.“ Kollegin Rixa Knaack-Meyer zur Capellen war nicht minder erfreut. „Das ist eine starke Basis. Jeder Einzelne ist ein Charakter.“ Als Profi rät sie den jungen Leuten: „Wenn man die Rollen noch klarer verteilt, könnte das noch besser wirken.“

„Ein großes Thema ist der Druck, die eigene Musik auch auf Social Media zu promoten. Eine Band ist heute nicht mehr nur Musik, sondern auch Marketing“, sagt Takeru. Mit den erfahrenen Coaches David Pfeffer und Felix Mannherz bot sich Gelegenheit, genau hier anzuknüpfen. (Foto: Martin Schöffel)
Zukunftspläne: Offen, neugierig und mit klarer Haltung
Morgen in Farbe kann diese konstruktiven Hinweise dankbar annehmen. „Wir wissen jetzt schon, dass local heroes uns geholfen hat uns klarer über unsere Ambitionen als Band zu werden“, sagt Nicolas. Für die nahe Zukunft hat die Band bereits konkrete Schritte im Kopf – und zugleich viel Offenheit. „Wir wollen weiter Musik machen, mehr Auftritte spielen und schauen, wohin die Reise führt“, sagt Nicolas. „Das Wichtigste für uns: weiter Spaß haben und nichts zwischen uns als Freund:innen kommen lassen.“
Auch ein Wunsch an die Branche schwingt bei ihnen natürlich mit: „Wir hoffen, dass die Branche einen Weg findet, ihren Wert sowie die reale Gefahr des Kultursterbens, der breiten Gesellschaft vor Augen zu führen. Sodass Kultur, Musik und musikalischer Nachwuchs im Speziellen nicht länger als selbstverständlich genommen werden.“
Blick nach Magdeburg
Ob Morgen in Farbe am Ende zu den Preisträger:innen zählen, entscheidet sich am 15. November 2025 im Magdeburger Moritzhof. Dort wird das große Finale mit der feierlichen Preisverleihung stattfinden – Preisgelder in Höhe von rund 10.000 Euro inklusive. Parallel läuft ab dem 6. November das Online-Voting für den Publikumspreis. Als „Entscheidungshilfe“ gibt es für alle User:innen die auf Schloss Hundisburg entstandenen Live-Videos.
Morgen in Farbe zeigen, wie schnell eine junge Band wachsen kann, wenn musikalisches Können, klare Botschaften und Freundschaft aufeinandertreffen. Sie haben in Hundisburg nicht nur gespielt, sondern auch diskutiert, reflektiert, sich ausprobiert – und ein Stück ihrer Zukunft geschrieben. „Kontakte sind für uns der wertvollste Profit aus local heroes“, sagt Nicolas. „Wir hoffen, dass diese schönen Kontakte, welche wir während der Zeit auf Hundisburg knüpfen durften, auch über local heroes hinweg halten werden und sich in einigen Fällen vielleicht auch zu Freundschaften entwickeln. Wir freuen uns schon sehr, alle im November wiederzusehen.“
Du möchtest mit Deiner Band oder als Solo-Act bei local heroes dabei sein? HIER findest Du die Ansprechpartner:innen in Deinem Bundesland.
Text: Nicole Oppelt
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Die Bundesfinalist:innen 2025 im Überblick:
Die Teilnehmer:innen des Bundesfinales 2025 haben sich in verschiedenen Landesausscheiden bzw. über Nominierungen qualifiziert und traten als Newcomer-Act für ihr Bundesland an:
Joshua Caleb für Baden-Württemberg
Nachtkinder für Bayern
Waveywave für Berlin
Viasko für Brandenburg
Rapid Strides für Bremen
Morgen in Farbe für Sachsen
Tomken für Mecklenburg-Vorpommern
Chicago Lane für Niedersachsen
Nuk für Nordrhein-Westfalen
Ratte Rosa für Rheinland-Pfalz
Leander für Sachsen-Anhalt
Colour Gray für Schleswig-Holstein
Caems für Thüringen
Die Jury setzt sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
Martin Hommel (Musikjournalist)
Marie Antoinette Lührs (Sängerin & Vocalcoach)
Rixa Knaack-Meyer zur Capellen (Konzert-Designerin & Regisseurin)
Die Coachings wurden durchgeführt von:
David Pfeffer (Sänger, Songwriter, Produzent)
Felix Mannherz (Schlagzeuger, Gitarrist, Sänger)












