
„Ich bin bei local heroes dabei, um herauszufinden, wie ich am besten als Artist weiterwachsen kann“, sagt Leander. (Foto: Line Tsoj)
Leander aus Halle hat mit seiner Kunst zwischen Intimität und Dynamik im local heroes-Bundesfinale begeistert. Am 15. November wird verkündet, wer „Bester Newcomer-Act Deutschlands 2025“ ist.
Wenn Leander aus Halle (Saale) die Bühne betritt, ist er allein – und doch wirkt diese nie leer. Eine Gitarre, ein dezenter Synth, dazu eine Stimme, die warm und direkt klingt, ohne Effekthascherei. „Meine Songs sind warm und in ihrer Intensität trotz der Intimität sehr dynamisch“, beschreibt er selbst. Auf Schloss Hundisburg beim local heroes Bundesfinale 2025 brachte er genau diese Mischung auf die Bühne – und die Jury war beeindruckt. Musikjournalist Martin Hommel, der die Acts diesmal mit Sängerin und Vocalcoach Marie Antoinette Lührs sowie Konzert-Designerin und Regisseurin Rixa Knaack-Meyer zur Capellen begleitete, zeigte sich begeistert. „Leander ist ein richtig guter Musiker. Es ist beeindruckend, wie er allein auf der Bühne steht – nur mit seiner Gitarre und dem Synthi. Er ist ein toller Songwriter. Er weiß genau, was der Song braucht. Er spielt die richtigen Akkorde zur richtigen Zeit. Er hat eine fantastische Stimme. Es ist alles on point.“
Vom 4. bis 7. September stand Leander mit zwölf weiteren Acts im Bundesfinale, lernte, spielte, reflektierte. Am 15. November folgt das große Finale im Magdeburger Moritzhof, bei dem die Preise im Rahmen einer exklusiven Gala vergeben werden. Für Leander ist klar: schon jetzt war es ein Gewinn.

„Live spiele ich als Singer/Songwriter, ohne Backing-Tracks, nur mit einer Gitarre und einem ganz dezenten Synth“, erklärt Leander sein Konzept. Es hat eine Leichtigkeit, die ihn im Jahrgang 2025 hervorstechen lässt. (Foto: Martin Schöffel)
Von London zurück nach Halle – ein Weg ins eigene Projekt
Leander schreibt Songs, seit er 15 ist. Davor coverte er viel und spielte in unterschiedlichen Bands. Nach dem Abitur zog er nach London, um Songwriting zu studieren. Dort wagte er erstmals deutsche Texte – ein Schritt, der für ihn lange nicht selbstverständlich war. 2019 gründete er das Duo „Leander und der Andere“, mit dem er weiterhin live unterwegs ist. Doch seit 2020 verfolgt er sein eigenes Projekt LEANDER. „Ich habe eine Zeit lang sehr viele Singles gemacht und mich so sound- und themenmäßig immer mehr gefunden. Gerade probiere ich das alles zusammenzuschnüren und zu einer EP zu verpacken“, erzählt er.
Er produziert seine Songs selbst – Aufnahme, Mixing, Mastering. Für ihn zählt der Prozess ebenso wie das Ergebnis. „Mein Highlight als Artist ist für mich jede Session, jedes Camp, jeder Gig und jede musikalische Begegnung, die mir passiert. Ich bin der Meinung, dass das alles dazu beiträgt den Blick auf das eigene Projekt zu schärfen.“ Es sind für ihn „viele, viele kleine Dinge“, die ihm immer wieder zeigen würden, was er machen wolle.

Während der Recording-Session herrschte höchste Konzentration und Professionalität. Dennoch empfand Leander das Miteinander als „sehr unkompliziert und wertschätzend“. „Ich habe mich während des gesamten Prozesses gesehen und gehört gefühlt.“ (Foto: Line Tsoj)
Songs über Brüche – optimistisch nihilistisch
Leanders Texte handeln vom Auswachsen, von Momenten, in denen Illusionen zerbrechen, aber Platz für Neues entsteht. „Meine Songs handeln vom Umgang mit Gefühlen, die bei Umbrüchen entstehen. Ich würde sie als optimistisch nihilistisch beschreiben.“ Er möchte Stimmen geben, die sonst oft ungehört bleiben – Gefühle, die sich einschleichen, statt laut hereinzubrechen. „Es sind Empfindungen, die vielleicht manchmal erst nach Jahren auftreten.“ Diese Subtilität ist Teil seines Stils: still, aber präzise.

Leander ist ein Künstler, der die kleinen Momente genauso ernst nimmt wie die großen. Das bewies er auch beim Interview mit dem Social Media-Team. (Foto: Cora Schrage)
Landesfinale: Vielfalt als Bereicherung
Bereits das Landesfinale in Sachsen-Anhalt hat er als Bereicherung erlebt. Vor allem die Bandbreite der Acts hat ihn beeindruckt: von 80er-Sounds bis zu hartem Rock. Vor allem, die anderen Artists kennenzulernen, war für ihn wunderschön, spannend und wertvoll. „Das war vor allem deshalb aufregend, weil wir alle so unterschiedliche Musik und Stile machen.“ Sein Fazit „Ich habe viel Inspiration mitgenommen und den Austausch als sehr bereichernd empfunden – und war auch etwas überrascht, dass ich als Solo-Act weitergekommen bin!“

Leander verzauberte das Publikum auf Schloss Hundisburg mit Leichtigkeit. Doch er gesteht auch: Momentan sei für ihn die größte Herausforderung sich Zeit für sein Projekt zu nehmen. (Foto: Cora Schrage)
Hundisburg: ein Crashkurs in Klarheit
Auf Schloss Hundisburg bei Magdeburg war die Zeit für Leander noch intensiver. „Die letzten zwei Tage kamen wie eine Wucht, aber das habe ich als sehr lehrreich wahrgenommen.“ Die Coachings gaben ihm Impulse zu Performance, Rolle und Ausstrahlung. Interviews und Fotoshootings halfen, sein eigenes Projekt klarer nach außen zu transportieren. „Vieles davon arbeitet noch in mir, deshalb kann ich die komplette Tragweite noch gar nicht richtig abschätzen“, sagt er. „Am meisten nehme ich mit, dass ich mein eigenes Konzept von Musik und Artist-Sein durch diese Tage noch besser verstanden habe.“
Die Jury lobte vor allem sein Crowdwork: „Dass er sich getraut hat, schon ganz am Anfang das Publikum mit reinzuholen und wir im Chor zweistimmig gesungen haben – das war beeindruckend. Eine komplett runde Nummer“, so Martin Hommel nach Leanders Auftritt in der Schlossscheune.

Für Leander war die „Reise“ mit local heroes sehr inspirierend. Er ist sich seiner Ambitionen erneut bewusst geworden. (Foto: Line Tsoj)
Musikszene Mitteldeutschland: wenig Räume, wenig Förderung
Leander kennt die Schwierigkeiten für junge Musiker in Sachsen-Anhalt: „Ich spreche glaube ich für die Musikszene in Mitteldeutschland, wenn ich sage, dass es für Nachwuchsbands leider immer noch zu wenig Proberäume und Auftrittsmöglichkeiten gibt. Diese beiden Dinge sind essenziell, um am Ball zu bleiben, wenn der erste Funke der Motivation einmal übergesprungen ist.“ Musikmachen ist kostspielig, und künstlerischer Ausdruck braucht geschützte Räume. Dass er oft solo auftritt, liegt auch daran. „Diese Möglichkeiten haben für mich nicht existiert.“ Trotzdem fühlt er sich mit Halle verbunden: „Es gibt wenig Infrastruktur, die neue Bands oder Projekte fördert. Ich kenne allerdings auch Leute, die dagegen arbeiten und möchte in Zukunft auch einen Teil diesbezüglich beitragen, auch wenn ich noch nicht weiß, wie.“

Die Angebote während des Bundesfinales haben Leander geholfen, Dinge noch klarer zu sehen. Das gilt auch für das professionelle Recording. (Foto: Line Tsoj)
Von The Voice bis zum Popkurs – Erfahrungen als Basis
Aus Leander spricht die Erfahrung. 2021 nahm er am Popkurs in Hamburg teil, im Jahr 2022 bei The Voice of Germany. Seitdem hat er an Sessions, Songwriting-Camps und Auftritten teilgenommen. „Dadurch fühle ich mich im Umgang mit anderen Musikschaffenden schnell sehr wohl, selbst wenn man sich noch nicht so lange kennt.“ Diese Sicherheit half ihm auch beim Bundesfinale, trotz spontaner Setlist- sowie technischer Änderungen. „Es war mir wichtig, dass die Auswahl meiner Songs stimmig ist und die Richtung zeigt, in die mein Projekt gehen soll.“

Eine Stimme zum Dahinschmelzen: Nur unterstützt von Gitarre und Synthi erzeugte Leander eine fesselnde Atmosphäre. (Foto: Martin Schöffel)
Ziele und Zukunft: eine EP über das Erwachsenwerden
Seine nächsten Pläne sind konkret: „Ich möchte meine Erfahrungen der letzten Jahre, des Erwachsenwerdens und Desillusioniert-Seins in catchy Songs packen und dann als zusammenhängendes Projekt veröffentlichen.“ Ein paar Skizzen hierfür würden bereits existieren. „Das Soundbild wird immer schärfer und ich denke nächstes Jahr wird es soweit sein. Ich freue mich sehr darauf!“
Leander hat Ambitionen und arbeitet mit Leidenschaft daran. Ihm ist bewusst: Damit ein Musikprojekt langfristig bestehen kann, müsse es einen „echten Kern“ und ein „tiefes Warum“ haben. Das bestimme über den Inhalt, die Performance, das Design und die Delivery. „Man kann das immer wieder anpassen und weiterdenken, aber ich denke, wenn dieser Kern existiert, dann hat das Projekt die Kraft langfristig alle Beteiligten zu motivieren. Gerade dann, wenn es zahlenmäßig vielleicht noch nicht läuft, oder andere Faktoren für Schwierigkeiten sorgen.“

Musik zu machen ist kostspielig, das weiß auch Leander. Umso schöner war es für ihn, auf Schloss Hundisburg eine professionelle Aufnahme anzufertigen. (Foto: Line Tsoj)
Kontakte, Netzwerke, Perspektiven
local heroes half ihm dabei nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich. „Mit anderen Musiker:innen in Kontakt zu sein ist für mich immer großartig, weil es mein Bild von diesem kleinen Kosmos erweitert und ich selber neue Ideen bekomme.“ Als Produzent denkt er schon an mögliche Kollaborationen. Er ist daher überzeugt: „Ich habe schon jetzt extrem von meiner Teilnahme profitiert. Mein Ziel, mir über mein Projekt klarer zu werden, habe ich auf jeden Fall erreicht.“ Er sei sich auch sicher, dass viele Aspekte der Feedback-Gespräche in ihm nachhallen werden, wenn er sich um die nächsten Schritte Richtung Release kümmere. „Durch die Coachings habe ich viele neue Impulse bekommen, sowohl musikalisch als auch in Bezug auf meine Rolle als Artist. Aber genauso waren die Interviews und das Fotoshooting in dem Rahmen genau richtig um, mich selbst noch klarer zu sehen und zu verstehen, wie ich mein Projekt nach außen transportiere. Gleichzeitig war der Austausch mit den anderen Musiker:innen für mich unglaublich inspirierend.“
Blick auf die Branche
Für die Zukunft wünscht er sich mehr Vielfalt in der Popkultur. Musik könne seines Erachtens helfen, dass wir die unterschiedlichen Realitäten, die sowieso schon koexistieren, besser verstehen. Gerade weil die Einstiegsschwelle zum Musikmachen niedriger wird, sieht er eine große Chance: „Wenn wir die einzelnen Perspektiven in der popkulturellen Wahrnehmung etablieren, kann das meiner Meinung nach der beste Weg sein, als Gesellschaft wieder mehr zueinander zu finden.“
Im Kleinen geht es bereits am 15. November in Magdeburg weiter. Dann entscheidet sich im Rahmen einer exklusiven Gala im Moritzhof, wer Preise in den insgesamt sieben Kategorien gewinnt. Für Leander steht aber fest: „In mir drin sind viele Sachen klarer und sortierter und ich bin sehr dankbar dafür, diese Erfahrung gemacht zu haben.“ Alle Teilnehmenden seien auf dieser Reise an verschiedenen Punkten. „Für mich war das sehr inspirierend und ausschlaggebend, um mir wieder über meine eigenen Ambitionen bewusst zu werden.“
Du möchtest mit Deiner Band oder als Solo-Act bei local heroes dabei sein? HIER findest Du die Ansprechpartner:innen in Deinem Bundesland.
Text: Nicole Oppelt
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Die Bundesfinalist:innen 2025 im Überblick:
Die Teilnehmer:innen des Bundesfinales 2025 haben sich in verschiedenen Landesausscheiden bzw. über Nominierungen qualifiziert und traten als Newcomer-Act für ihr Bundesland an:
Joshua Caleb für Baden-Württemberg
Nachtkinder für Bayern
Waveywave für Berlin
Viasko für Brandenburg
Rapid Strides für Bremen
Morgen in Farbe für Sachsen
Tomken für Mecklenburg-Vorpommern
Chicago Lane für Niedersachsen
Nuk für Nordrhein-Westfalen
Ratte Rosa für Rheinland-Pfalz
Leander für Sachsen-Anhalt
Colour Gray für Schleswig-Holstein
Caems für Thüringen
Die Jury setzt sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
Martin Hommel (Musikjournalist)
Marie Antoinette Lührs (Sängerin & Vocalcoach)
Rixa Knaack-Meyer zur Capellen (Konzert-Designerin & Regisseurin)
Die Coachings wurden durchgeführt von:
David Pfeffer (Sänger, Songwriter, Produzent)
Felix Mannherz (Schlagzeuger, Gitarrist, Sänger)












