„Ich musste beim letzten Song weinen. Ihre Stimme hat mich so krass berührt“, erzählt Juror Pablo Christlein kurz nach Kat Kits Live-Session. (Foto: Line Tsoj)

Die Newcomer-Szene in Rheinland-Pfalz kann sich sehen lassen. Mit Kat Kit hat das Bundesland eines seiner talentiertesten Nachwuchstalente ins local heroes Bundesfinale 2023 entsandt. Die Musikerin gehört zu einem ausgewählten Kreis von zwölf Acts, die sich auf Bundesebene bei Deutschlands größtem Non Profit-Newcomer-Musikpreis präsentieren dürfen.

Anfang September ging es für alle Bundesfinalist:innen auf das Schloss Hundisburg bei Magdeburg, wo eine aufwendige Bundesfinal-Doku produziert wurde. Sie wird am 9. Dezember, ab 20 Uhr, in Musikclubs, soziokulturellen Zentren und weiteren Einrichtungen der Kulturszene in den Heimatstädten der Finalist:innen ausgestrahlt. Kat Kit lädt ihre Fans hierzu ins Kinett Kusel ein.

Danach gefragt, was es ihr bedeute, ihr Bundesland bei local heroes zu vertreten, tut sich Kat Kit alias Katrin Meier schwer. Die Gegend, aus der sie stamme, sei strukturschwach und „extrem reizarm“. Gleichzeitig wünsche sie sich sehr, dass sich hier etwas verändere. Die Künstlerin lebt aktuell in Essen, aber ist ihrer Heimat sehr verbunden: „Ich kehre immer wieder dahin zurück, zumindest für Konzerte, und begegne dabei vielen lieben Menschen." Im Augenblick gebe es in der dortigen Musikszene wenig strukturellen Support. Aber der kleine Kreis an Künstler:innen und Musikveranstalter:innen unterstütze sich gegenseitig und sei solidarisch. Dennoch: Es fehle an Sichtbarkeit und an Geldern. Umso dankbarer sei sie über ihr Stipendium von pop rlp, von dem sie immer noch sehr profitiere.

local heroes Bundesfinale – das war inspirierend und wertschätzend

In das local heroes Netzwerk sei sie „einfach so hineingeraten“, weil sie oft „an den richtigen Stellen ermutigt wurde“, berichtet sie. Und darüber sei sie wirklich froh. Der Musikpreis sei für sie ein großer Antrieb gewesen, ihren Song „genuine“ bis zum Dreh Anfang September fertig zu schreiben und zu produzieren. „Es war natürlich alles ziemlich spannend und knapp, aber hat schlussendlich hingehauen“, erzählt die Musikerin. Überhaupt hat sie die Dreharbeiten in guter Erinnerung. Vier Tage verbrachte Kat Kit in einem der bedeutendsten ländlichen Barockschlösser Sachsen-Anhalts. Hier konnte sie nach Herzenslust netzwerken, sich in Interview-Situationen ausprobieren, erhielt Individual-Coachings und absolvierte ein Live-Recording ihres ausgesuchten Songs. Der Höhepunkt für alle Beteiligten: Die Teilnehmer:innen konnten sich während drei abendlicher Live-Sessions näher kennenlernen und ihr außergewöhnliches Potential der Öffentlichkeit präsentieren.

„Das Feedback nach dem Konzert ist mir teilweise sehr im Gedächtnis geblieben“, erinnert sich Kat Kit sich an ihren Live-Auftritt im Rahmen des Bundesfinales.

„Manche im Publikum haben sehr schöne und genaue Worte gefunden, um ihre Empfindungen zu beschreiben und mich sehr bewegt, mir geholfen und mich ermutigt.“

Sie scheint bewegt, wenn sie an die Unterstützung der Artists untereinander, aber auch das Team denkt. Wertgeschätzt fühlt sie sich auch von den Coaches David Pfeffer und Felix Mannherz, die auf „eine positive und inspirierende Art“ Kritik geübt hätten. „Ich profitiere sehr von der Resonanz und freue mich darüber, bald ein tolles Musikvideo an der Hand zu haben. Außerdem hoffe ich, dass zumindest manche Kontakte und Begegnungen erhalten bleiben.“ Und vielleicht würden neue Menschen durch das Pressematerial auf sie und die anderen Artists aufmerksam.

„Kat Kit war für mich eine musikalische Überraschung. Es war das Authentischste, was ich in diesem Bundesfinale gesehen habe." meint Coach Felix Mannherz. (Foto: Matthias Piekacz)

„Ich bin ziemlich dickköpfig, das hilft“

„Es war auch ein bisschen herausfordernd und hat gleichzeitig viel Spaß gemacht“, so ihr Fazit. Es verwundert daher auch nicht, dass „auf Schlössern spielen“ zu den bisherigen Highlights ihrer Reise als Artist gehört. Sowohl auf Schloss Hundisburg, als auch in Lettland, wo sie schon einmal eine solche Gelegenheit hatte, sei sie auf das „beste Publikum“ getroffen.

„Wenn Menschen wirklich tief bewegt sind von dem, was ich tue. Wenn sie besondere Worte finden, um das auszudrücken. Wenn ich mich auf der Bühne mehr nach mir selbst fühle und freier, die Person zu sein, die ich sein möchte“, dann gehöre das zu ihren persönlichen Höhepunkten.

Natürlich gibt es für Kat Kit als Künstlerin, die Soft Experimental Pop macht, auch Herausforderungen. Dazu gehöre unter anderem das Feedback, dass ihre Musik zu experimentell oder sanft sei, um auf große Bühnen zu gehören und vermarktbar zu sein. Aber es gebe auch ganz andere Meinungen und zum Glück mache sie weiter und schaue, was auf sie zukomme. Denn: „Das kann niemand so genau wissen.“ Kat Kit hat die nötige Ausdauer. „Ich bin ziemlich dickköpfig, das hilft“, sagt sie. Zudem gebe es ein Team. „Ich lerne gerade, andere mehr in mein Projekt hineinzulassen und um Hilfe zu bitten.“

Kat Kit schießt Emotionen mitten ins Herz

Kat Kit selbst beschreibt ihre Musik als „experimentell und gleichzeitig ziemlich nahbar“. Sie bringt Ruhe, zeigt Verletzlichkeit und auch Trotz. Denn er sei „ein guter Antrieb, wenn sonst nichts bleibt“. Und wie haben die übrigen Anwesenden ihre Kunst erlebt? „Ich musste beim letzten Song weinen. Ihre Stimme hat mich so krass berührt“, erzählt Juror Pablo Christlein kurz nach ihrer Live-Session.

„Sie hat es geschafft, das ganze Konzert aufzubauen – bis zu ihrem ‚Partyhit‘. Und dann war der maximal emotional, schießt mitten in dein Herz rein. Das ist richtig krass. Ich glaube, dass es wunderbar wird, sie auf ihrem künftigen musikalischen Weg zu begleiten und zu sehen, was daraus wird.“

Darauf scheint sich auch seine Kollegin Senta-Sofia Delliponti zu freuen. „Das war wie ein Eintauchen in eine andere Welt, und zwar in ihre Welt. Es war so transparent und so persönlich“, versucht sie ihre Emotionen in Worte zu fassen. „Unglaublich, welche Tiefen und Höhen sie hat – wie talentiert sie ist. Das war magic!“ Geht da noch mehr? Wenn es nach Jurorin Angela Peltner geht, auf jeden Fall.

„Sie ist so eigenständig. Das ist das, was man unique nennt. Es ist das, was man sucht. Sie sagte: Diese Musik ist für Introvertierte. Sie hat das aber in so eine Stärke umgewandelt. Das habe ich noch nicht erlebt. Niemand war so stark wie sie, weil sie sich so sehr gezeigt und uns ihre Stimme geschenkt hat. Sie war für mich die lebendig gewordene Musik.“
Kat Kit mag experimentelle Pianosongs und eingängigen Pop miteinander vereinen. (Foto: Matthias Piekacz)

Gerührt zeigte sich auch Coach Felix Mannherz, der sich im Laufe des Drehs eher mit „nüchterneren“ Themen auseinandersetzte. „Kat Kit war für mich eine musikalische Überraschung. Es war das Authentischste, was ich in diesem Bundesfinale gesehen habe. Da war alles so stimmig und glaubhaft. Es hat so ineinandergegriffen. Sie wird ihre Nische finden. Ich habe Hoffnung, dass sie ihren Weg geht.“

Kat Kit ist schon mittendrin. „Gerade liegt mein Schwerpunkt auf Produktionen. Ich mag experimentelle Pianosongs und eingängigen Pop miteinander vereinen. Und dann natürlich ganz schnell international Popstar werden“, erklärt sie lachend und relativiert: „Ich mache jetzt erstmal zehn Jahre Musik und gucke, was dann passiert.“ Nun steht aber erst einmal ein weiterer Höhepunkt für Kat Kit und alle übrigen Acts an. Denn: Welcher Act den inzwischen wichtigsten Musikpreis der deutschen Non-Profit-Musikszene beim local heroes Bundesfinale erhält, wird im Rahmen der Ausstrahlung am 9. Dezember, ab 20 Uhr, bekanntgegeben. Hierzu lädt Kat Kit zu einer eigenen Veranstaltung ins Kinett Kusel ein. Die finale Entscheidung obliegt, neben der Fachjury, auch dem Publikum, das in den einzelnen Lokalitäten zur Abstimmung aufgefordert wird und über einen eigenen Publikumspreis entscheidet.

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Titelbild: Line Tsoj

Bildergalerie: Line Tsoj und Matthias Piekacz

Text & Redaktion: Nicole Oppelt, Lina Burghausen und Laura Klar