Denmantau: Aber das Leben ist schön und der Musiker ist Musiker, weil er Musiker ist.

"Wir ziehen die Stöpsel der Matrix und sagen „HALLO DUUUU! Lust auf ein bisschen Trompete ins Gesicht am Morgen?“ Denmantau (holten div. local heroes Titel) leben seit einiger Zeit in Los Angeles und machen Musik hauptsächlich auf der Straße. Sie treffen auf interessante Leute und stellen uns fünf der wichtigsten Regeln der Stadt vor:


Hallo liebe Freunde da draußen, wir sind es mal wieder, die Jungs von Denmantau ! Wir wollten uns mal zu Hause melden und Moin sagen, wie geht‘s Euch denn so ?

Gut? ... Ja, schon, oder? Geht so? Naja, Mensch, ist auch viel los bei euch da drüben, wie wir beobachten können. Ist alles nicht ganz einfach, das stimmt wohl. Viele polarische Ströme, wie es scheint, aber ihr schafft das schon. Geht uns ja auch nicht anders. Wenn man zu uns nach Amerika guckt, möchte man ja auch gerne mit Anlauf in Trumps Gesicht kotzen ...  aber wir kriegen das auch hin. Wir passen so‘n bisschen hier auf und ihr da drüben. Dann sollten wir das gemeinsam hinkriegen, haben ja auch nur noch ein paar Jährchen, dann haben wir den Planeten eh hin.
Wollte jetzt gar nicht so makaber anfangen, aber Lachen ist gesund. Also genießt die folgenden Zeilen mit ‘nem Drück-Zu-Auge-Smiley ... ;)  Aber kurz weg von den ernsten Themen.

Und stellen wir uns einmal kurz vor: Wir sind DENMANTAU aus Hamburg und sind vor bisschen weniger als zwei Jahren nach Kalifornien ausgewandert. Und weil wir Euch vermissen, wollen wir erzählen, wie es uns hier ergeht. Es gibt denmanTAUSEND viele Sachen zu berichten, aber um einen Einblick in unser Leben zu gewinnen, müsstet ihr schon rumkommen, um zu erleben, was Kalifornien zu bieten hat. Ruft einfach durch unter 555-NASE. Aber vielleicht erzähl ich einfach mal, wie ein Tag in unserem Leben so aussieht.

Wir wohnen momentan in San Pedro, das ist der südlichste Zipfel des Los Angeles Landkreises, umgeben vom Pazifischen Ozean und Palmen und Regenbögen, die uns aus den Ärschen kriechen. Na ja, oder so ähnlich - fangen wir noch mal von vorne an.
Es gibt generell zwei verschiedene Wege, wie die Band den Tag beginnt: entweder um 15 Uhr nachmittags oder um 9 Uhr morgens. Wie es sich schon rumgesprochen hat, verdienen wir unser tägliches Brot durch Straßenmusik und Konzerte. Es gibt für den gemeinen BUSKER (Profi-Terminologie des Straßenkünstlers) im Grunde genommen drei Hauptanlaufpunkte in LA, die wir bespielen. Das ist Santa Monica (auf dem Pier oder der 3rd Street Promenade), Venice Beach und zuweilen der Hollywood Boulevard.

Jede Stadt hat ihre eigenen Regeln und jeder, der sich in Los Angeles verzückt hat, habe ich mal ein kleines Regelwerk aufgestellt.
Regel Nummer 1: In Los Angeles gibt es eins im Überfluss und das ist: Verkehr, Verkehr, Verkehr! Egal, wohin du willst, von wo du kommst, wer du bist oder was du fährst, get ready to Stau. Also stehen wir morgens um 8 Uhr auf, um rechtzeitig die Rush Hour zu umgehen und busken zu können. Oder wir haben abends ein Konzert, dann darf man auch mal ruhig später aufstehen, gelle? Jo, finden wir auch. In beiden Fällen trifft Regel Nummer eins ein und man kämpft sich seinen Weg über den achtspurigen Freeway gen Sonne, und da sind wir auch schon bei Regel Nummer 2 angelangt.
Regel Nummer 2 lautet: Sonne, Sonne, Sonne. Sonne und ...Sonnenbrand. In der Regel spielen wir durchschnittlich 2,5 Stunden am Tag Musik auf der Straße, es sei denn, man verdoppelt seine Effizienz oder hat abends noch ein Konzert.

Man hat also wieder zwei Wahlmöglichkeiten in diesem wundervollen demokratischen Land. Den Heimweg antreten und Regel Nummer 1 beachten oder den wohl heftigsten Sonnenuntergang in all seiner Pracht am Strand genießen und Regel Nummer 3 rauchen.
Regel Nummer 3 lautet: LA ist das Mekka der zu medizinischen Zwecken legal vertriebene Krebs bekämpfende Mary Johanna. Ganz nett, die Kleine, es gab da viele andere geistreiche Vertreter unserer Gattung, die revolutionäres Gedankengut verbreiteten und ihr den Hof machten: Love you Jimmy, loveyou Bob, loveyouJesus (wer hätte gedacht?) !  Allesamt friedensheischende Pott-heads. Nun denn, einmal die einzig wahre Entscheidung getroffen, vermählen sich Regel Nummer 3 und Nummer 4.
Regel Nummer 4 ist omnipotent, das Bürschchen will wirklich überall mitmischen! Nummer 4 ist oft eher die Ausgeburt von Regel 1 & 3, kann aber auch durch Regel 3 & 2 verursacht werden. Ihr habt es erraten, Nummer 4 ist das kleine Arschloch mit dem Namen „Warten“! Warten, Warten, Warten. Auf den nie kommenden Bus, Warten im Verkehr, Warten im Verkehr, Warten im VERKEHHHR, warten auf Stefan, Jonas, Julian oder Milan (natürlich nie auf die Erzählerstimme), Warten auf Regen oder UPS, Warten im DMV oder auf‘s Visum. Außer auf Tacos, die bekommst du zu jeder Zeit an jeder Ecke.

Ein großes Merkmal dieser Band ist das Reisen, wir sehen uns gerne neue Kulturen an und erleben hautnah Menschen anderer Länder. Uns verbindet die Musik auf der Straße direkt mit dem Menschen, den wir aus seinem Alltag herausreißen. Wir ziehen die Stöpsel der Matrix und sagen „HALLO DUUUU! Lust auf ein bisschen Trompete ins Gesicht am Morgen?“ Dann ziehen manche uns den Stöpsel und rufen die artigen, mit Pump Gun, Taser, Phaser, Schlagstock bewaffneten Wachtmeister und verscheuchen uns.
Doch sehr oft zu unserer Freude sehen wir die Menschen erwachen aus ihrer Trance, zur Arbeit zu gehen oder zu kommen, grübelnd ihren Kaffee zu trinken, ihre Einkaufszettel studieren, Kinder zu zähmen oder Selfies zumachen, den freien Tag zu genießen oder alles gleichzeitig. Viele bleiben stehen und stoppen. Man atmet durch, erfreut sich der Musik, fängt an zu tanzen, manche machen mit Selfies weiter, nur dieses Mal mit uns im Bild. Oft fangen Kinder an zu tanzen und das kunterbunte Kollektiv rückt auf eine wundersame Weise enger zusammen. Wir beobachten das Schauspiel von kleinen Kindern, die ruckartig auf und ab hopsen oder um uns herum rennen oder manchmal einfach nur große Augen haben, vor uns stehend wie angewurzelt. Als sei alles ganz still um sie herum. Einer unserer Lieblingsmomente.

Wie jeder weiß, ist Los Angeles eine Hochburg der Musikindustrie, die mit Verlaub ihre, sagen wir mal, schwachen Seiten (Musiker dieser Welt, stellt euch auf EIN, ich wiederhole, EIN Freigetränk pro Nase ein, da vermisst man seine Perle noch ein wenig mehr), hat aber eben auch ihre Stärken. Um eine kleine Anekdote zu erzählen, was irgendwo unwahrscheinlich klingt, wenn man es nicht ab und zu im Alltag erlebt. Man trifft beispielsweise auf seinem Konzert auf dem Sunset Boulevard den Bassisten der Stranglers oder den Mangager von New Order, natürlich Bierchen trinkend. Es gibt immer wieder Möglichkeiten, die sich einem eröffnen, weil eben jeder hier mitmischt. Von Groß bis Klein. So haben wir schon, als wir Straßenmusik spielten, den Schlagzeuger von den Red Hot Chili Peppers Chad Smith getroffen und ihn mit seinem eigenen Song „Around The World“ überrascht. Oder Brandon Boyd von Incubus, Robert Trujillo von Metallica oder Citizen Cope eine CD in die Hand gedrückt, womit man sagen muss, Roberts große Bass-Patschehand war mit Abstand die größte und überraschenderweise auch die zärtlichste. Der könnte Preise im Händeschütteln gewinnen.

Man trifft eben Leute an, die in dem Entertainment Business arbeiten, und das macht das Leben hier in LA unglaublich spannend. Ob im Restaurant, auf einem Konzert oder Hausparty, irgendwo müssen diese Menschen ja stecken und man trifft sie hier, neben anderen Menschen aus der Gegend. So wie wir alle. Das Leben in LA ist nicht das einfachste und schon gar nicht in einer so kompetitiven Industrie, und Regel 1 und 2 und 3 können einem die Energie schon mal rauben, aber die Menschen sind offen und herzlich und man schwimmt zusammen im selben Boot: Das Künstlerdasein zu meistern. Man unterstützt sich gegenseitig, wie es Musiker tun, und möchte was Schönes erschaffen.
So beginnt man Projekte und steht auf einmal auf der Bühne mit Sänger und Schlagzeuger von „The Sweet“ und arbeitet an einer Rock Opera oder lädt den Saxophon-Spieler von Pink Floyd und Supertramp ein, um ein Konzert mit dir zu spielen. Diese Dinge passieren einfach nur hier, klingt komisch. Ist auch komisch. Macht aber Spaß :)

Im Grunde genommen gibt es kein Rezept für das Musikerdasein, denn es gibt so viele Wege, die gerade zu dieser Zeit neu entstehen und entstehen müssen. Der Independent Artist hat jetzt die Möglichkeit, sich selber zu vermarkten und zu veröffentlichen. Ist aber auch gleichzeitig gefordert. Was für ein komischer Beruf, der so wichtig ist für die Menschen. Wir brauchen die Musik, sie ist essentiell für’s Leben seit Anbeginn der Zeit, noch vor der Sprache. Für viele ist sie so wichtig wie das Atmen, der treue Begleiter, der leere Räume zu Festsälen und Busfahrten zu Zufluchtsorten der Gedanken verwandelt. Und doch haben wir ein schizophrenes Verhältnis zu der Kunstform Musik, eine selbstverständliche Quelle, die Teil des Menschen sein muss, und dennoch trennen wir uns von ihrem Herkunftsort, dem Musiker.

Wir kennen es aus unserer eigenen Erfahrung, wir nutzen Spotify und Co. und haben nicht immer im Blick, dass die Musik, die wir lieben, von dem Menschen kommt, der sie macht. Und so läuft auch die Musik Gefahr, nicht mehr das zu sein, wofür wir sie lieben. Deshalb wird das Motto „mittelloser Musiker“ zur Hymne des Berufs und als selbstverständlicher Standard der Gesellschaft. BAAAM DIGGGGGA WAAASS? Habe ich das gerade laut gesagt? Das Leben ist halt manchmal ernsthaft schön. Aber das Leben ist schön und der Musiker ist Musiker, weil er Musiker ist. Aber weil eine Rose eben eine Rose ist, muss sie dennoch gewässert werden, um zu duften, damit wir uns an ihr erfreuen können.

Wir sind umgeben von so vielen wundervollen Menschen, fühlen uns mit unseren Freunden und Fans dieser Welt sehr verbunden und sind dankbar, unseren Teil beitragen zu können. Nichts ist verdammtnochmal schöner und erfüllender als dieser Job, den wir alle teilen, die Liebe zur Musik und wir wollen ihr dienen, damit sie diese Welt verändern und erblühen kann. Zurück ins Studio

Love and Peace,

Paul + Denmantau

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