„Wir haben uns für das Bundesfinale viele Gedanken über unsere Outfits vor Ort gemacht, sei es das Foto-Shooting, der Live-Auftritt und insbesondere unseren Videodreh“, sagen Caems. (Foto: Line Tsoj)

Caems aus Jena haben mit jugendlichem Charme und wunderschönen Stimmen im local heroes-Bundesfinale begeistert. Am 15. November wird verkündet, wer „Bester Newcomer-Act Deutschlands 2025“ ist.

Es ist ein früher Septemberabend, die Sonne senkt sich über das barocke Schloss Hundisburg bei Magdeburg. Irgendwo schlägt eine Tür, Gitarrenklänge hallen durch die Flure. Im Hof und im Schlossgarten sitzen Musiker:innen, tauschen Akkorde, Geschichten und Pläne aus. Vom 4. bis 7. September 2025 wurde das Schloss zum Zentrum des local heroes-Bundesfinales – und mitten unter den 13 Bands: Caems aus Jena, die diesjährigen Landessieger:innen aus Thüringen.

Vor allem die Mehrstimmigkeit der Frauen zog das Publikum bei der Live-Session von Caems in den Bann. (Foto: Cora Schrage)

Die Geschichte von Caems klingt wie aus einem Jugendroman: ein Chor, eine Geburtstagsfeier, eine Instagram-Nachricht. Sängerin Emily Kretschmann erzählt lachend: „Camilla und ich haben uns in einem Chor kennengelernt und dann angefangen, gemeinsam Musik zu machen, weil wir ähnliche Songs gut fanden, die wir gecovert haben. Später kam Caro dazu, dann Christian über eine Geburtstagsfeier – und schließlich schrieb uns Mo über Insta an, weil er cool fand, was wir machen. Wir haben uns sofort verstanden.“ Schlagzeuger Christian Kurth erinnert sich an diesen Moment: „Als ich die Drei auf der Feier meiner Schwester singen hörte, war ich total von den Stimmen begeistert. Meine Freundin hat mich ermutigt, zu fragen, ob sie einen Drummer brauchen – und glücklicherweise haben wir so zusammengefunden.“ So wuchs die Formation zusammen: Emily am Gesang, Camilla Wohlfeld an Akustik-Gitarre, Bass und Gesang, Carolin Arnold an Keyboard, Bass und Gesang, Christian am Schlagzeug, Moritz Bauer an der Gitarre.

„Dieses Gefühl, dass jemand im Recordingzimmer sitzt und mit uns spricht und Anweisungen gibt, war aber sehr neu und spannend für uns“, erzählen Caems. (Foto: Line Tsoj)

Kleine und große Highlights

Die Indie-Pop-Band ist noch sehr jung – und doch reiht sich schon jetzt ein Höhepunkt an den nächsten. „Mein persönliches Highlight war das Landesfinale in Erfurt. Die Stimmung war ultrageil, die Crowd sehr aktiv und die Atmosphäre war wunderschön“, schwärmt Mo, während die anderen nicken. „Alle Bands haben sich sehr gut verstanden und gegenseitig unterstützt.“ Emily denkt an den Videodreh am Erfurter Hauptbahnhof im Rahmen der BahnhofBeats, die ebenfalls mit Unterstützung von local heroes durchgeführt werden: „Zum ersten Mal waren wir von einem professionellen Team umgeben – das war aufregend und hat super viel Spaß gemacht.“ Die beiden Auftritte in Erfurt (Landesfinale und Bahnhofbeats) auf dem Krämerbrückenfest seien auf jeden Fall auch ein großes Highlight ihrer „local heroes-Reise“ gewesen. Camilla beschreibt dieses Erlebnis fast schon poetisch: „Ich war den ganzen Tag euphorisch, weil ich mich so gut aufgehoben gefühlt habe. Das war so ein Hoch an positiven Gefühlen, an das ich mich für immer erinnern werde.“ Christian fand seinen persönlichen Höhepunkt während des Musikcamps auf Hundisburg: „Das Ambiente am Set, unsere Aufstellung im Kreis und unsere Interaktion hat mich sehr berührt. Ich habe mich wie ein Teil einer professionellen Band gefühlt und das war wundervoll“, sagt er über das Video-Recording im eigens eigenrichteten Studio.

„Fördermöglichkeiten wie diese bei local heroes sind in Deutschland unserer Ansicht nach einzigartig und umso dankbarer sind wir, dass wir die Gelegenheit bekommen haben, ein Teil dieses Projekts zu sein“, sagen Caems. (Foto: Cora Schrage)

Zwischen Euphorie und Stolpersteinen

Doch Musikmachen ist nicht nur Leichtigkeit und Euphorie. „Die größte Herausforderung ist für uns, einen geeigneten Proberaum zu finden, der bezahlbar ist“, erklärt Christian. „Nun stünden sie kurz vor der Unterzeichnung eines Mietvertrags. Der Weg dahin sei aber unglaublich steinig gewesen. Emily ergänzt weitere Aspekte, die sicherlich die meisten jungen Acts nachvollziehen können: „Wir suchen noch nach einem Sound, bei dem jedes Mitglied seine Stärken einbringen kann.“ Sie sagt aber auch: „Hundisburg hat uns geholfen, diesem Ziel näherzukommen.“ Stilistisch wissen sie bereits, wohin es gehen soll. „Wir machen deutschsprachigen Pop, geprägt von dreistimmigem Satzgesang“, erklärt Caro. „Damit schaffen wir eine Wohlfühl-Atmosphäre.“ Camilla lächelt: „Wir haben uns sagen lassen, dass wir sehr nahbar wirken – und das ist auch unser Stil. Wir sind so, wie wir sind, auf und neben der Bühne.“ In ihren Songs würden sie viele persönliche Erlebnisse aus ihren Lebenswelten verarbeiten. „Wir thematisieren Beziehungen auf den Ebenen der Freundschaft und Liebe, schreiben über innere Zerrissenheit, unsere inneren Gedankenkarussells und Fragen des Lebens.“ Für Camilla sei es am einfachsten, über Dinge zu schreiben, zu denen sie einen eigenen Bezug habe und bei denen sie nichts aus der Luft greifen müsse. Am Ende, so erklärt Caro, entstünden Songs, mit denen sie sich alle identifizieren könnten und die einen Teil ihrer Persönlichkeit widerspiegeln würden.

Caems fesselten alle Anwesenden während ihrer Live-Session mit ihrer puren Lebensfreude. (Foto: Martin Schöffel)

Hundisburg – vier Tage voller Begegnungen

Wer die Band in Hundisburg erlebte, sah fünf junge Menschen, die jede Minute nutzten. Proben, Recordings, Gespräche mit Coaches, Fotoshootings, Interviews, Reflexion in der Gruppe. „Es war aufregend, fordernd, gewinnbringend, aber auch super spaßig“, resümiert Emily. „Die Tipps von Jury und Coaches waren enorm hilfreich.“ Die Musiker:innen saugten die neuen Eindrücke auf wie ein Schwamm. Aus gutem Grund: „Die Fördermöglichkeiten für aufkommende Bands in Thüringen sind unserer Erfahrung nach etwas begrenzt. Deswegen wollten wir die Chance nutzen, um uns musikalisch mit anderen Bands aus anderen Regionen auszutauschen und dazuzulernen und uns weiterzuentwickeln“, erklärt Mo. Größere Netzwerke, über die sich Bands miteinander connecten könnten, gebe es kaum, ebenso wenig wie eine große Anzahl an Auftrittslocations. Es sei daher schön, dass die musikalische Vielfalt Thüringens bei local heroes repräsentiert werde und umso schöner, dass Caems diese Repräsentation sein dürften.

„Wir haben uns zum ersten Mal so richtig Gedanken gemacht, wie wir (in dem Video) nach außen wirken wollen“, sagt Emily. (Foto: Line Tsoj)

Ein Satz hallt bei Caems besonders nach. Sinngemäß erhielten sie nämlich folgendes Feedback: „Die meisten Bands suchen nach ihrem USP und ihrer Zielgruppe und ihr bekommt das auf dem Silbertablett serviert.“ Camilla erzählt: „Ich bin erstmal mit der Erwartung reingegangen, dass die anderen bestimmt viel krasser oder weiter sind als wir selbst, aber in den Gesprächen mit den anderen Acts hat sich gezeigt, dass sie oft ähnliche Gedanken haben.“ Auch der Umstand, im eigenen Tun bestärkt zu werden, sei sehr ermutigend gewesen. Nach jedem Jurygespräch haben wir uns zusammengesetzt und lange reflektiert. Das hat uns enorm weitergebracht.“ Auch Caro zieht ein klares Fazit: „Wir konnten viele Kontakte knüpfen, Ideen für zukünftige Collaborations sammeln und sogar Tipps für Studios in Nachbarbundesländern mitnehmen.“

Wie schnell sich eine junge Band bereits innerhalb weniger Wochen entwickeln kann, das bewiesen Caems nicht nur während ihrer Live-Session. (Foto: Martin Schöffel)

Ein Lächeln auf den Lippen

Auch die anwesende Jury hatte offene Worte – und viel Lob für Caems. Produzent, Sänger und Songwriter David Pfeffer kannte die Band bereits durch die BahnhofBeats und stellte strahlend fest: „Sie haben in den vergangenen Wochen eine unglaubliche Entwicklung gemacht. Das hat mich wirklich sehr für sie gefreut.“ Musikjournalist Martin Hommel und seine beiden Jury-Kolleginnen, die Sängerin und Vocalcoach Marie Antoinette Lührs sowie Konzert-Designerin und Regisseurin Rixa Knaack-Meyer zur Capellen hörten ebenfalls genau hin. Für Hommel ist klar: „In der Dreistimmigkeit der Frauen steckt ein enormes Potenzial. Ein ausgefeilter Satzgesang könnte süchtig machen.“ Auch Lührs kann ihre Freude über diese Talente nicht verbergen: „Alle haben ein Lächeln auf den Lippen, sie wollen etwas erreichen und haben gemeinsam Spaß – das ist wunderbar.“ Dass es beim local heroes Musikcamp nicht nur um eine Momentaufnahme geht, die von den Experten in Augenschein genommen wird, betonte unterdessen Rixa Knaack-Meyer zur Capellen: „Nach der Live-Recording-Session haben wir noch einmal ein ganz anderes Bild bekommen – wie sie zusammenspielen und funktionieren.“

Coaching mit David Pfeffer und Felix Mannherz: „Die Kritik und das Feedback, das wir hier erhalten, hilft uns extrem dabei, an uns zu arbeiten und zu hinterfragen, welche Richtung wir einschlagen möchten“, betont Camilla. (Foto: Martin Schöffel)

Voller Tatendrang

Wenn man mit Caems spricht, wird klar: Die Zeit auf Hundisburg hat ihnen Handwerkszeug und Inspiration mit auf den Weg gegeben – aber auch gezeigt, wie viele junge Menschen ihre Liebe zur Musik teilen. Jetzt richten sie ihren Blick nach vorn, wie unter anderem Christian verrät: „Wir wollen einen Proberaum mieten, uns ein In-Ear-Rack anschaffen und uns professionalisieren.“ Mo hingegen hat sich auf die Fahnen geschrieben, „ein breiteres Verständnis“ für seinen Sound zu entwickeln, mehr über Songwriting und Produktion lernen. Emily hingegen bringt die gemeinsame Stoßrichtung der Band auf den Punkt: „Wir sind fest entschlossen, langfristig an unserer Band dranzubleiben, Musik rauszubringen und Konzerte zu spielen.“ Worauf es ankommt, wissen alle nur zu gut: „Es braucht ähnliche Interessen, Kompromissbereitschaft und Kontinuität. Ohne Dranbleiben kein Erfolg.“

Das große Finale im Moritzhof

Die intensive Zeit auf Schloss Hundisburg war der künstlerische Kern des local heroes-Bundesfinales. Doch der zweite große Moment steht erst noch bevor: Am 15. November 2025 geht es in den Magdeburger Moritzhof zur exklusiven Gala. Dort werden die Preisträger:innen bekannt gegeben – die Jury vergibt immerhin Preise im Wert von 10.000 Euro. Und auch die Fans haben eine Stimme: Ab dem 6. November läuft das Online-Voting für den Publikumspreis anhand der in Hundisburg entstandenen Live-Musikvideos. Für Caems spielt das eine eher untergeordnete Rolle. Für sie zählt die Erfahrung. „Wir haben uns mit so vielen Artists, Coaches und Teams vernetzt – das ist unbezahlbar“, schwärmt Mo. „Und egal, was im Moritzhof passiert: Wir nehmen unglaublich viel mit.“

Spätsommerlicht über Schloss Hundisburg, Stimmenproben in alten Mauern, lachende Gesichter beim Abendessen im Hof – und mittendrin eine junge Band aus Jena, die sich neu entdeckt hat. Caems haben im Bundesfinale 2025 gezeigt, was sie ausmacht: ehrliche Texte, dreistimmiger Gesang, Nähe, Authentizität und ein großes Maß an Lernbereitschaft. Ob sie am 15. November im Moritzhof ausgezeichnet werden oder nicht – sie haben längst gewonnen: neue Kontakte, neue Inspiration und die Gewissheit, dass ihr Weg gerade erst beginnt…

Du möchtest mit Deiner Band oder als Solo-Act bei local heroes dabei sein? HIER findest Du die Ansprechpartner:innen in Deinem Bundesland.

Text: Nicole Oppelt

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Die Bundesfinalist:innen 2025 im Überblick:
Die Teilnehmer:innen des Bundesfinales 2025 haben sich in verschiedenen Landesausscheiden bzw. über Nominierungen qualifiziert und traten als Newcomer-Act für ihr Bundesland an:

Joshua Caleb für Baden-Württemberg
Nachtkinder für Bayern
Waveywave für Berlin
Viasko für Brandenburg
Rapid Strides für Bremen
Morgen in Farbe für Sachsen
Tomken für Mecklenburg-Vorpommern
Chicago Lane für Niedersachsen
Nuk für Nordrhein-Westfalen
Ratte Rosa für Rheinland-Pfalz
Leander für Sachsen-Anhalt
Colour Gray für Schleswig-Holstein
Caems für Thüringen

Die Jury setzt sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
Martin Hommel (Musikjournalist)
Marie Antoinette Lührs (Sängerin & Vocalcoach)
Rixa Knaack-Meyer zur Capellen (Konzert-Designerin & Regisseurin)

Die Coachings wurden durchgeführt von:
David Pfeffer (Sänger, Songwriter, Produzent)
Felix Mannherz (Schlagzeuger, Gitarrist, Sänger)