„Das hat hart gegroovt und mich extrem an die 1990er erinnert. Es hat Spaß gemacht, ihnen zuzusehen“, freut sich Jurorin Angela Peltner über die gelungene Live-Session von „Einer Weniger“. (Einer Weniger // Fotografin: Line Tsoj / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Berlins Newcomer-Szene kann sich sehen lassen. Denn mit „Einer Weniger“ hat die Hauptstadt eine ihrer talentiertesten Nachwuchsbands ins local heroes Bundesfinale 2023 entsandt. Die Indiepoprock-Künstler gehören zu einem ausgewählten Kreis von zwölf Acts, die sich auf Bundesebene bei Deutschlands größtem Non Profit-Newcomer-Musikpreis präsentieren dürfen. Anfang September ging es für alle Bundesfinalist:innen nach Schloss Hundisburg bei Magdeburg, wo eine aufwendige Bundesfinal-Doku produziert wurde. Sie wird am 9. Dezember, ab 20 Uhr, in Musikclubs, soziokulturellen Zentren und weiteren Einrichtungen der Kulturszene in den Heimatstädten der Finalist:innen ausgestrahlt. „Einer Weniger“ laden ihre Fans hierzu ins Theater im Kino ein.

„Natürlich ist das mega geil!“, platzt es aus „Einer Weniger“ heraus. Als geborener Pankower fühle insbesondere Sänger Arvid einen gewissen Stolz, Berlin im local heroes Bundesfinale 2023 zu vertreten. Gleichzeitig herrsche aber auch ein bisschen Druck, weil Berlin ein „anspruchsvolles Pflaster“ sei. Als „verrückt“ beschreiben sie das, was in ihrer Stadt musikalisch stattfinde. Neben dem alles umhüllenden Techno gebe es so viele Bands und verschiedene Musikrichtungen und Stile. „Da spielt Community eine ganz große Rolle“, betonen sie. Netzwerken – eines der Hauptanliegen von local heroes – ist in ihrer Heimat unabdingbar.

„Einer Weniger“ ziehen aus ihrem Umfeld die nötige Unterstützung. Aber natürlich gebe es auch „flankierende Angebote“, etwa vom Music Pool Berlin oder Connecting Music With Heart. „Was manchmal fehlt, ist die Verbindung in die Musikindustrie, die sich doch sehr im eigenen Dunstkreis bewegt.“ Hier Zugang zu finden, sei schwer. Überhaupt gebe es in Sachen Newcomer-Förderung noch „Luft nach oben“ – sowohl mit Blick auf die Künstler:innen als auch „Indie-Locations“.

Die „local heroes Reise“: Meilensteine und Glücksmomente

Im Rahmen des local heroes Musikpreises hatten „Einer Weniger“ in den vergangenen Monaten die Gelegenheit, ihr persönliches Netzwerk zu erweitern. Höhepunkt ihrer „local heroes Reise“ war das Bundesfinale Anfang September. Vier Tage verbrachte die Band in einem der bedeutendsten Barockschlösser Sachsen-Anhalts, um dort gemeinsam mit ihren Mitstreiter:innen die Bundesfinal-Doku 2023 zu drehen. Hier konnten sie nach Herzenslust „netzwerken“, sich in Interview-Situationen ausprobieren, erhielten Individual-Coachings und absolvierten ein Live-Recording ihres Songs. Der Höhepunkt für alle Beteiligten: Die Teilnehmer:innen konnten sich während drei abendlichen Live-Sessions näher kennenlernen und ihr außergewöhnliches Potential der Öffentlichkeit präsentieren.

Kein Wunder, dass die Band ihre Zeit bei local heroes als „total schön“ bezeichnet. Toll sei vor allem das stetige Feedback und die ambitionierte Organisation in ihrer Heimatstadt gewesen. „Der Landesausscheid war für uns ein Meilenstein!“, betonen sie. Als sie dann auch noch in das Bundesfinale einzogen, seien sie richtig „perplex“ gewesen. Und auch während der Dreharbeiten auf Schloss Hundisburg erlebten Arvid, Kuba, Abel und Arthur echte Glücksmomente. „Eine Video-Performance in der Qualität lässt uns schon sehr entspannt in den Studiosessel sacken. Das ist ein richtiges Highlight!“, blicken sie auf die Profi-Aufnahmen zurück, die Anfang Dezember in der Bundesfinal-Doku zu sehen sein werden.

Musikmachen, das ist Ausdauer, Kreativität und Arbeit

Ihr Fazit fällt entsprechend aus:

„Das Wochenende war einfach unglaublich. Tolle Menschen, tolle Erlebnisse, tolle Auftritte, morgens aufstehen, Frühstück, an den Baggersee baden, dann Sessions, Coachings oder anderes, jeden Abend wahnsinnig inspirierende und objektiv auch sehr gute Konzerte und Jams.“

Neben diesen wunderbaren Eindrücken und viel professionellem Material, nehmen sie vor allem das Feedback aus dem Coaching und von der Jury mit. Alle Beteiligten hätten ihnen klar gemacht, wo ihre Schwächen und Stärken lägen. „Das nehmen wir uns sehr zu Herzen.“ Wer am Ende welchen Preis erhält, ist für sie nicht wichtig, denn für sie ist Musik „kein Konkurrenzding“. „Die vier Tage waren doch der Hauptgewinn. local heroes hat uns gezeigt, dass wir als Band wirklich was reißen können. Das streben wir nun an.“

„Einer Weniger“ sind topmotiviert, ihren Traum vom Musikmachen weiter voranzutreiben. Musik produzieren, veröffentlichen, Live spielen – das Quartett hat für die kommende Zeit große Pläne und will das „Abenteuer Musik in vollen Zügen genießen“. Als Musiker:in sollte man „Visionen“ haben, sind sie überzeugt. Es brauche allerdings auch „Ausdauer, Mut, Kreativität und Arbeitseinstellung“, um dauerhaft bestehen zu können. „Am Ende ist Musik wie Mauern, Projektmanagement oder Fußpflege. Arbeit. Zum Glück macht es richtig Spaß, wenn man etwas zufriedenstellendes kreiert und das auch noch mit lieben Menschen um einen herum tut.“

„Eine funky-groovy Band!“

„Wir lieben die Harmonie zwischen lockerem Pop, Rock und einer Prise Funk“, sagen „Einer Weniger“ über ihre Musik. Ihre Leidenschaft wirke in jedem Song, indem sie „verschiedene süße und beißende Klangfarben und Schraffierungen auf klassisch poppige Songs“ legen. „Das ist eine Hommage an musische Handwerkskunst und das ist uns wichtig, weil wir dafür brennen.“ Dieser Ansatz kam bei allen Anwesenden sehr gut an. „Eine funky-groovy Band!“, bringt es etwa Juror Pablo Christlein auf den Punkt.

„Ich hatte richtige Retro- und Old-School-Vibes. Das hat auf alle Fälle sehr viel Spaß gemacht.“

Für ihn sind „Einer Weniger“ schon jetzt richtig professionell. Ohnehin sei das Niveau in diesem Jahr „wirklich krass – und das bei einem Newcomer-Musikpreis“. Seine Jury-Kollegin Senta-Sofia Delliponti sieht das ähnlich. „Ich mochte diese funky Melodien total. Das hat mich sofort abgeholt.“ Vor allem Bassist Abel hatte es den Juroren angetan. „Was sind das denn für Grooves?! Was spielt er?! Ein krasser Typ. Er spricht Bass. Das hat mir sehr gut gefallen. Es hat einfach Spaß gemacht“, fasst Senta den Eindruck der Jury zusammen.

local heroes next Level

Und mit welchem Gefühl haben sich die Coaches David Pfeffer und Felix Mannherz aus Schloss Hundisburg verabschiedet? Zufriedenheit. „Alles in allem war das Bundesfinale sehr bereichernd. Das Niveau steigt konstant“, so der Eindruck von Felix Mannherz.

„Ich mag den Gedanken des Gegeneinander-Spielens überhaupt nicht. Ich finde, dieser spielt hier im Bundesfinale überhaupt keine Rolle. Das finde ich richtig gut“, versucht David Pfeffer die gemeinsame Zeit auf den Punkt zu bringen. „Es sind vier Tage des Miteinanders. Es ist ein Austausch. Es ist miteinander Konzerte spielen. Sich miteinander und an der Musik des anderen erfreuen und auch voneinander profitieren und lernen. Es gibt keine Band, die zu jung hierherkommen kann“, ist er überzeugt.

Zudem gelinge es local heroes durch konzeptionelle Veränderungen, den ersehnten Wandel in die Tat umzusetzen. In den letzten Jahren habe sich der ursprüngliche Wettbewerb mit überwiegend rockigen, sehr jungen Live-Bands zum innovativen Newcomer-Musikpreis entwickelt. Dieser ziehe ein musikalisch und personell sehr viel diverseres Teilnehmendenfeld an.

Für „Einer Weniger“ und ihre Mitstreiter:innen steht nun aber erst einmal der nächste große Schritt an. Welcher Act den inzwischen wichtigsten Musikpreis der deutschen Non-Profit-Musikszene beim local heroes-Bundesfinale erhält, wird im Rahmen der Ausstrahlung am 9. Dezember, ab 20 Uhr, bekanntgegeben. Die Entscheidung obliegt, neben der Fachjury, auch dem Publikum, das in den einzelnen Lokalitäten zur Abstimmung aufgefordert wird und über einen eigenen Publikumspreis entscheidet.

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Titelbild: Line Tsoj

Bildergalerie: Line Tsoj, Matthias Piekacz

Pressetext: Nicole Oppelt, Lina Burghausen, Laura Klar