Vorbereitung zum Bundesfinale: An den musikalischen Feinheiten arbeiten
In einem Raum üben Bassisten und Gitarristen die perfekte Abstimmung mit Dozent Matthias Zalepa, im blauen Saal philosophiert Till Simon mit den Drummern über dynamische Kontraste, und ein paar Türen weiter nimmt sich Petra Landwehr der Sänger an – "Band total" heißt das neue Coaching-Projekt für Bands, die am Local-Heroes-Wettbewerb teilnahmen oder sich auf die Bühne wagen wollen.
Achim. Das Projekt soll aufsteigenden jungen Musikern Gelegenheit bieten, sich vor dem großen Auftritt beim Local-Heroes-Wettbewerb, der jährlich die besten Nachwuchsbands auf verschiedenen Ebenen ermittelt, unter professioneller Begleitung vorzubereiten. Und: Die jungen Künstler sollen Vertrauenspersonen an ihrer Seite haben, die mit wertvollen Ratschlägen im wirren Musikgeschäft Orientierung geben können. Ab wann ist es richtig, die große Leidenschaft zum Beruf zu machen?
Das Coaching – am vergangenen Wochenende fand es erstmalig statt – wird gefördert durch die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Rock sowie vom Kulturhaus Alter Schützenhof (KASCH). "Local Heroes ist mehr als nur ein Wettbewerb. Einige Bands, die teilgenommen haben oder noch teilnehmen werden, konnten beim Workshop eine intensive Betreuung wahrnehmen", sagt Organisator Dennis Meinken.
Vier Gruppen aus verschiedenen Genres trafen aufeinander: ein Mix aus Pop, Metal, Funk und Rock. Dabei waren die Local-Heroes-Gewinner des Landkreises Verden Jacobus and Jeremyr sowie die Siegerband aus dem Landkreis Osterholz On our own. Die Jungs von Mundane aus Verden wollen sich beim nächsten Contest auf die Bühnenbretter wagen, Brazen Faced aus Lilienthal ebenso.
"Das Projekt soll in Zukunft etabliert werden und als Vorbereitung für die jungen Musiker dienen. In diesem Jahr ließ es sich leider nicht eher organisieren, aber dennoch ist es auch eine gute Gelegenheit für die Nachbereitung", erläutert Meinken. Alle Dozenten stammen aus der Musicschool Till Simon in Achim. Simon selbst übernahm das Einzeltraining mit den Drummern, Matthias Zalepa coachte Bassisten und Gitarristen, Petra Landwehr kümmerte sich um die Frontmänner der verschiedenen Gruppen.
Eines sei klar: Man müsse den talentierten Musikern weder zeigen, wie man eine Gitarre hält, noch grundlegendes Wissen vermitteln. "Es geht um die Feinheiten. Alle die hier sind, haben es ohnehin drauf", so Meinken.
Neben musikalischen Details und letzten Tipps soll das Projekt vor allem eines verwirklichen: den jungen Talenten erfahrene Musiker zur Seite stellen, sie über Tricks in Sachen Vermarktung und Aufnahmen informieren. "Ich möchte den Musikern ein Gefühl für’s Weiterkommen mitgeben – und natürlich ihre musikalischen Skills verbessern", skizziert Till Simon seine Vorstellung des Projekts. "Wir sind alle lange im Musikgeschäft, Vertrauenspersonen und Berater. Oft geht es um die Frage: Kann man von der Musik leben?"
Dass unterschiedliche Musikstile aufeinander treffen würde keinerlei Problem darstellen, "schließlich haben alle die gleiche musikalische Basis", beobachtet Dozent Simon. Themen der Workshops waren unter anderem Songwriting, Zusammenspiel, Bühnensound und die Präsenz während eines Auftrittes.
Die verschiedenen Übungen fanden teilweise aufgeteilt nach unterschiedlichen Instrumenten, aber auch mit der vollständigen Bandbesetzung statt. Zu Beginn des musikalischen Wochenendes stellten sich die einzelnen Gruppen mit einigen Songs vor und definierten Ziele und Wünsche für das Coaching.
Eine große Herausforderung für die Teilnehmer bestand darin, einen ihrer eigenen Titel in ein anderes Genre zu übertragen und diesen in der Abschlussrunde am Sonntagabend zu präsentieren.
"Wir lernen hier unglaublich viel. Die Zusammenarbeit mit Musikern anderer Stile ist mehr als interessant. Und die Beratung durch die Dozenten macht den eigenen Sound noch besonderer. Auch Fragen zur Verbesserung des Bekanntheitsgrades können wir jederzeit stellen. Die Atmosphäre ist einfach super", zieht Julian Claus, Drummer der Band Brazen Faced, ein vorläufiges Resümee. Die Kumpels aus Lilienthal bieten eine progressive Mixtur aus Rock, Funk und Metal-Elementen.
Das Gelernte sollen die betreuten Musikergruppen auf einem Bandfestival am 30. November und 1. Dezember einem breiten Publikum präsentieren, kündigt Dennis Meinken an. Ob und in welchem Umfang das neue Projekt in Zukunft stattfinden kann, hänge stark vom Budget ab. "Aber wir werden uns alle Mühe geben, dass das vorbereitende Coaching auch mit mehr Bands in Zukunft angeboten wird. Vielleicht können dann sogar alle Teilnehmer in Achim dabei sein."
Von David Rosengart
Foto: An musikalischen Kleinigkeiten feilen und sich weiterentwickeln: Die Dozenten der Musicschool Till Simon nahmen sich der Nachwuchsmusiker der vier Bands an. Auf der Agenda standen beispielsweise Songwriting und Bühnenpräsenz. RSG· . Foto: David Rosengart.