local heroes Bayern: „Man spürt das Herzblut“

„Unser neuer Sound sprüht vor Energie und Leidenschaft, das Publikum kann sich auf jeden Fall auf etwas ganz Unerhörtes einstellen“, sagen Savanna Skean. (Foto: Toni Hofmann)


Publikum und Jury haben es am 14. Juni in der Hand. Sie entscheiden, wer Bayern im kommenden November im local heroes-Bundesfinale vertreten wird. Die Zeltbühne des „ab geht die Lutzi“-Festivals ist für ein solches Unterfangen der wohl würdigste Rahmen. Bereits in den vergangenen zehn Jahren gaben sich hier Newcomer und echte Stars die Klinke in die Hand. Savanna Skean aus Würzburg dürfen sich dieser Herausforderung nun ebenfalls stellen – als Landesfinalisten von local heroes-Bayern. In unserem zweiten Teil des local heroes-Bayern-Countdowns stellen wir euch diese Band nun ausführlich vor.

Zu viel Zeit am Handy – das ist wirklich nicht erstrebenswert. Im Falle von Savanna Skean könnte local heroes-Bayern jedoch nicht glücklicher darüber sein. Denn das soziale Netzwerk Instagram hat diese Drei genau auf die richtige Spur und direkt zur Anmeldung bei Deutschlands größtem Non-Profit-Newcomercontest geführt. Bianca, Malin und Christian fackelten nicht lange. Denn ein Festival mit Bands wie den Donots, Leoniden oder im vergangenen Jahr Royal Republic, sei natürlich ein ganz besonderer Ort für einen Bandwettbewerb, wie sie im Gespräch mit dem local heroes Bayern-Team sagen. „Die Möglichkeit Teil eines solchen Festivals zu sein, auf der selben Bühne zu stehen wie die 'Großen', ist ein unglaublicher Ansporn.“ Die Stimmung auf Festivals sei ohnehin immer eine ganz Besondere: Menschen kämen zusammen, um zu feiern, um den Alltag für einige Tage hinter sich zu lassen. „Wir sind super aufgeregt, dass wir dank 'local heroes Bayern' und der 'Lutzi' einen Teil dazu beitragen dürfen.“ Dass das Ganze ein Wettbewerb sei, sind sie sich einig, rücke da schnell in den Hintergrund oder werde gar ganz vergessen. Und so solle es doch im Idealfall auch sein.

Durch die Musik zusammenkommen und eine geile Zeit haben, das steht für Savanna Skean – und natürlich nicht nur für sie – im Vordergrund. Wettbewerbe seien daher auch immer eine tolle Möglichkeit, um Leute kennenzulernen, Beziehungen zu knüpfen und Bühnenerfahrung zu sammeln. Durch local heroes Bayern hätten sie jetzt die Chance an „einem Ort zu spielen, an den man sich als Nachwuchsband zwar träumt, der aber für Viele leider unerreicht bleibt“. Hier, so ihr einhelliges Lob, stecke viel Engagement dahinter. „Man spürt das Herzblut.“

„Verkauft euch nicht unter Wert“

Erfahrungen auf dem „Wettbewerbs-Parkett“ bringt das Trio bereits mit. Und diese sind durchaus kritisch, wie sie erzählen. So würden einige Veranstalter das Bestreben junger Bands, möglichst viele Auftritte zu spielen, auch schon mal ausnutzen. „Das läuft dann meistens so, dass die Veranstaltungen zwar mit großen Preisen und noch größeren Konzertlocations werben, vorausgesetzt die Bands leisten einen hohen finanziellen Aufwand, verkaufen z.B. Tickets, machen viel Werbung für das Konzert, während der Aufwand und der Fördergedanke seitens des Veranstalters weniger zum Tragen kommt“, so ihr Fazit. Bei guten Wettbewerben sei das anders. Sie seien darauf ausgelegt Bands unabhängig von ihrer Reichweite und ihrer Fanbase auszuwählen und durch die Veranstaltung voranzubringen. „Wir haben bis jetzt ziemlich Glück mit den Wettbewerben gehabt, an denen wir teilgenommen haben. Es gab ein richtig schwarzes Schaf, das mit einer großen Summe Geld geworben hat, die Auswahl des Siegers lag dann aber bei einer Jury, die offensichtlich nur weibliche, minderjährige Solokünstlerinnen mit Piano-Coverversionen in den Top 3 platzieren wollte.“ Ihr Tipp für alle jungen Bands lautet deshalb: „Verkauft euch nicht unter Wert. Nur weil euch keiner kennt, heißt das nicht, dass ihr keine tollen Ideen habt und eure Musik niemanden unterhalten würdet.“ Ihre eigenen Erfahrung hätten gezeigt, „dass 'Human Resources' meistens der größere Gewinn sind, als eine unfassbare Summe Geld“.

Eine gesunde Portion Selbstbewusstsein, harte Arbeit und natürlich Können scheinen für Savanna Skean der „Schlüssel“, um als Band voranzukommen. Die Antwort darauf, was ihrer Meinung nach ein echter „local hero“ ist, fällt entsprechend aus. „Um local hero' zu werden, sollte man das Ziel verfolgen, die Musik, die man aus reinem (positivem) Egoismus für sich im Stillen geschrieben hat, so für die Menschen, also das Publikum, zugänglich zu machen, dass man eben jedem Einzelnen vor der Bühne eine Message mitgibt. Egal, ob das dann einfach 40 Minuten geile Party sind, oder das Gefühl, hey wir verstehen dich, du bist hier genau richtig, der Zuhörer sollte einen Mehrwert für sich aus der Show ziehen können. Und im Idealfall geht vielleicht sogar Beides gleichzeitig.“


„Liebe. Exzentrisch-feminine Passion. Und immer einer, der nüchtern bleibt“, das sind Savanna Skean. (Foto: Pressematerial)

„Wir erwarten das Unerwartete“

Um das zu erreichen, feilen Savanna Skean hart an sich. Seit fast einem Jahr arbeiten die jungen Musiker an einem ganz neuen Sound. Lange Zeit haben sie sich in ihrem Keller „verbarrikadiert“ und dort im vergangenen Sommer ein semi-unprofessionelles Studio aufgebaut. Seitdem ist viel passiert: „Unfassbar viele Songs wurden geschrieben und wir sind immer noch nicht fertig“, so ihre Zwischenbilanz. Ihr Ziel für local heroes Bayern klingt daher auch ziemlich vielversprechend: Zum ersten Mal werden sie am 14. Juni ihre neue Show spielen. „Die Energie all der frischen, ungehörten Songs, die Mühen vieler Arbeitsstunden, die euphorische Angst, wenn man Vertrautes hinter sich lässt, wir erwarten das Unerwartete.“ Immerhin seien sie keine gewöhnliche Trio-Formation, das seien sie auch vorher nicht gewesen. „Aber wir haben gelernt unsere minimalistische Besetzung nicht als Hindernis zu sehen, sondern als einzigartige Möglichkeit, um Songs zu schreiben.“

Was sich konkret dahinter verbirgt, können Publikum und Jury während des Landesfinales ausführlich entdecken und bewerten. Ein Umstand, den Savanna Skean übrigens für den „fairsten“ Ansatz halten. „Das Publikum kommt meistens wegen einer Band, die es dann auch supported, das ist natürlich klar und auch absolut okay, denn was wäre eine Show ohne Publikum? Eine Jury sorgt mit ihrer Stimme dafür, auch immer den Wettbewerbsgedanken des Veranstalters zu tragen, achtet vermutlich objektiver auf eine Reihe von Merkmalen. Aber Musik ist und bleibt auch immer eine Frage von persönlicher Meinung und Bewertung, das ist schließlich menschlich.“ Für das Trio ist deshalb klar: Ganz gleich, aus welchem Grund ein Mensch vor der Bühne stehe, „er ist und bleibt ein Mensch“. So gesehen gebe es da keinen Unterschied zwischen Jury und Zuschauer, für sie seien alle Anwesenden ihr Publikum. „Deshalb ist es uns wichtig, egal wen in der Show mitzureißen.“

Sich ein paar Gedanken zur Bewertung zu machen, ist ihres Erachtens aber durchaus sinnvoll. Die Anwesenden sollten sich unter anderem fragen: „Habt ihr Spaß? Wurdet ihr unterhalten? Hat euch die Band mitgenommen und haben sie euch in ihre persönliche Welt der Musik entführt? Wollt ihr mehr davon? Wollt ihr sehen wie es weiter geht? Und: hat die Band eine Message? Kann man sie identifizieren? Setzt sie ein Zeichen?“

Der Mut, Dinge anders zu machen

Hätten sie es selbst in der Hand, würden sie sich übrigens mit folgenden Zeilen für das große Bundesfinale im kommenden November empfehlen. „Als wir vor vier Jahren begonnen haben zusammen Songs zu schreiben, hätten wir es niemals für möglich gehalten, dass wir drei mal zusammen auf einer richtigen Festivalbühne stehen werden und fremde Menschen trotz Regen und Sturm mit uns tanzen würden (…). Seit unserem ersten Auftritt 2015, und jedes weitere Mal danach, lebt Savanna Skean von unserer Leidenschaft für Vielfalt. Unsere Musik, unsere Shows, wir drei, verändern uns mit jedem Tag der vergeht. Wir bestreiten unseren ganz normalen Alltag, treffen uns Abends als beste Freunde, trinken, lachen, streiten, lachen wieder, und schreiben so auch unsere Songs.“ Ihre Musik sei nicht das Ergebnis irgendeines professionellen Anspruchs, sondern entspringe ihren Launen. Songwriting würden sie immer gemeinsam betreiben, alle seien gleichberechtigt. Und genau das ist ihre Message: „Everybody’s equal!“. Oder anders ausgedrückt: „Sei der, der du heute sein willst, und tue das, wonach dir eben ist!“

„Anders“ sein sei für sie bis jetzt immer von Vorteil gewesen. Natürlich hätten sie lernen müssen zu akzeptieren, dass es immer Menschen gebe, die einen nicht respektierten, weil man anders sei. „Female-Fronted“ zum Beispiel sei dieses Jahr zu einem Trendwort „mutiert“. Dabei sei es keine 12 Monate her, dass man die Band eben wegen ihrer andersartigen „Female-Front“ sogar in den öffentlichen Medien auf ihr bloßes Körperbild reduziert habe: Die Show bestand nur aus „ablenkenden“ Brüsten, habe es geheißen. Der Autor dieses Artikels – eine Frau. „Eine Berichterstattung über unsere Musik – Fehlanzeige.“ Deshalb stellen sie nochmals klar: „Savanna Skean steht nicht für Weiblichkeit, wir stehen auch nicht für Männlichkeit, wir sehen die Sache mit den Geschlechtern ganz unkompliziert: Wer wir für andere sind, wer wir für uns selbst sind, was wir gerade tun und was wir tun können, sollte nichts mit unserem Geschlecht zu tun haben. Musik steht für Kreativität, für Zusammenkunft, für den Mut, Dinge anders als alle davor zu machen und den Menschen da draußen zu zeigen, dass neu und anders auch gut sein kann. Dafür stehen unsere Songs, dafür steht Savanna Skean, und diese Message wollen wir ins Bundesfinale bringen.“

Text: Nicole Oppelt

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