Das war das 26. local heroes-Bundesfinale. Am 11. November zündeten 13 Newcomer ein echtes musikalisches Feuerwerk im Kulturhaus von Salzwedel.


„Es ist Zeit für geile, neue Bands“, ist man sich bei Aktion Musik / local heroes e.V. sicher. Der vor einigen Wochen ausgerufene Appell trug am vergangenen Samstagabend beeindruckende Früchte. In einem schillernd bunten Wettbewerb zeigten die „local heroes“ aus ganz Deutschland, dass sie mehr können, als musikalischen Einheitsbrei. Am Ende einer langen Nacht stand fest: Deutschlands Newcomer haben immenses Potential – und den Biss, es bis ganz nach oben zu schaffen. „Elephant’s Foot“ sind Gewinner des Abends!

Wer in jüngster Zeit das ein oder andere Mal die Fernbedienung zur Hand nahm, dem fiel schnell auf: In der TV-Sendung „The Voice of Germany“ tummeln sich gleich eine ganze Reihe bekannter Gesichter aus der „local heroes“-Familie. So konnten die Fans zuletzt nicht nur mit „Bundesfinaljuror, Freund und liebevollem Musiker mit Message“, Mark Schlumberger alias Mellow Mark mitfiebern, auch Chiara Tahnee Lütje, die bei „local heroes“ als beste Sängerin des Jahres 2016 ausgezeichnet wurde, überzeugte die Fernseh-Jury. Stimmgewaltig ging es außerdem mit „Wendy I‘m Home“-Sängerin Mary-Anne zur Sache, die mit ihrer Band im aktuellen Bundesfinale für Rheinland-Pfalz angetreten war.

Eine starke Stimme trifft auf intensive Gitarrenriffs – das sind „Wendy I‘m Home“. (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Was das Gros des Publikums nur an den Bildschirmen verfolgen kann, entlädt sich für Fangemeinden in Salzwedel Jahr für Jahr auf der großen Bühne des Kulturhauses. Denn „local heroes“-Chefin Julia Wartmann und ihre Mannschaft führten an diesem Novemberwochenende nicht nur Künstler*innen, Institutionen, Kreative und viel Rat und Tat zusammen. Sie sorgten auch 2017 für bewegende Momente, die am Ende mit vielen strahlenden Siegern gekrönt wurden.

Der Singer-Songwriter „Justin.mkw“ eröffnete das diesjährige Bundesfinale musikalisch auf der Foyer-Bühne. (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Den Jury-Titel „Beste Newcomer-Band 2017“ räumten am Ende „Elephant’s Foot” aus Sachsen-Anhalt ab. Mit ihrer Mischung aus 70s Hardrock, Blues und Funk gewann das Trio nicht nur den Jurypreis, sondern auch den 2. Platz im Publikumsvotum sowie die meisten Publikumszweitstimmen. Darüber hinaus wurde Drummer Fabian Witter als bester Instrumentalist ausgezeichnet. Insgesamt räumten sie also in vier Kategorien ab. Das Publikum konnten „Fréros“ aus Niedersachsen am meisten von sich überzeugen.

Musik, die Grenzen einreißt und zum Tanzen bewegt: „Fréros“ gingen bei local heroes für Niedersachsen ins Rennen und hatten das Publikum auf ihrer Seite. (Foto: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Auf dem Weg zu diesem Erfolg setzten sich die Sieger-Bands im Laufe des vergangenen Jahres gegen sage und schreibe 1.400 Newcomer-Bands aus ganz Deutschland durch. 13 Bundesländer hatten zu teils mehrstufigen Wettbewerben geladen. Gut zwölf Monate wurde mitgefiebert. Kein Wunder also, dass ProSieben-Moderator Maurice Gajda alle Mühe hatte, mit Ruhe und Bedacht auch noch die letzten Sieger am Abend des Bundesfinales zu verkünden. Zu laut waren die Jubelrufe der rund 800 anwesenden Gäste, die ihm und dem „local heroes“-Team um etwa zwei Uhr morgens entgegenschlugen. Zuvor ging es, wie Maurice Gajda betonte, völlig „basisdemokratisch“ zu. Fachleute und Fans entschieden anhand der 20-minütigen Auftritte der 13 Finalisten-Bands über die größten Potentiale der Republik. „Hier geht’s um was. Alle haben sich vorgekämpft“, gab er allen mit auf den Weg. Entsprechend ernst wurde von den meisten Anwesenden auch abgewogen.

Die local heroes Familie ist auch 2017 um spannende junge Talente gewachsen. (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Es war cool, dass man mit den anderen Bands so viel Spaß haben und Kontakte knüpfen konnte.“

Auch wenn der Wettbewerbsgedanke bei „local heroes“ nicht im Vordergrund steht, so war die Freude bei den Preisträgern dennoch gigantisch. „Elephant’s Foot”, die großen Gewinner der Nacht, strahlten denn auch bis über beide Ohren. Sie durften sich über fünf Tage Arbeit im Tonstudio von Music2Records und weitere fünf Tage Mixdown freuen. Roland fördert außerdem ein Wochenende im Artist Center Berlin für die Erstplatzierten. Obendrauf gibt es für sie den Förderpreis des Ministeriums für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt für eine Promotionleistung, die Vorstellung in der Sendung „Soundscout“ des Deutschlandfunk Kultur sowie einen First Class Deal mit umfassender Releaseplanung und Storepromotion von recordJet. IMG Stageline legte zudem einen Einkaufsgutschein für Equipment im Wert von 500 Euro dazu. Für den Zweitstimmensieger gab es außerdem eine Gitarre, zur Verfügung gestellt von ML-Factory, einem Gitarrenbauer aus der Region.

Fest stand für „Elephant’s Foot“ vor allem eines: „Es wird ein geiler Abend. Wir werden abliefern.“ (Foto: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

So richtig realisiert haben „Elephant’s Foot“ ihren Erfolg in der Nacht allerdings noch nicht. „Wir haben es nicht so richtig auf dem Schirm, was hier gerade abgelaufen ist“, so die Band unisono. Schon der Sieg beim Landesfinale Sachsen-Anhalt habe sie völlig überrascht. Auch hier seien sie mit einem anderen Favoriten angereist. Ihr Schlagzeuger Fabian Witter, bester Instrumentalist des Bundesfinales, strahlte ebenfalls bis über beide Ohren. „Ich spiele schon Schlagzeug seit ich drei Jahre alt bin. Ich habe früher wirklich Kochtöpfe aus den Schränken gezogen und mit Kochlöffeln auf ihnen gespielt.“ Dazu kam später jahrelanger Schlagzeug-Unterricht. „Seitdem ist es wie eine Sucht. Und die hört auch nicht mehr auf.“ Freuen darf er sich über einen 500 Euro Gutschein aus dem Musikhaus Thomann.

Aus allen Ecken Deutschlands waren die Teilnehmer mit ihren Fans angereist, um gemeinsam ihre Leidenschaft für die Musik zu feiern. (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Die Publikumssieger „Fréros“ aus Niedersachsen waren kurz nach ihrer Prämierung noch sichtlich platt. Der Preis sei für sie schon etwas Besonderes. „Das Publikum hat uns gewählt. Etwas Besseres geht doch gar nicht“, sind sie sich einig. „Die Leute sind schließlich da, um Musik zu hören.“ Ihren Preis, einen Einkaufsgutschein im Wert von 800 Euro für Equipment von IMG Stageline, können sie sehr gut gebrauchen, um neues Equipment anzuschaffen. RecordJet stiftet ihnen zudem ein Album- sowie ein Single-Release. Insgesamt sei das Bundesfinale schon „sehr stressig“ gewesen. Enge Taktung und sehr viele Eindrücke seien da auf sie zugekommen. „Es war cool, dass man mit den anderen Bands so viel Spaß haben und Kontakte knüpfen konnte.“ Nach der Party wollen sie ihre Fans alsbald mit neuer Musik versorgen.

„Luke Noa & the Basement Beats“ bestanden auch ohne mitgebrachte Fans vor Jury und Publikum. (Foto: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Luca Göpper, bester Sänger des Abends, war sichtlich gerührt über die Auszeichnung. „Es ist auf jeden Fall eine Bestätigung als Sänger. Ich glaube, als Sänger hat man viele Unsicherheiten und versucht an sich selbst zu arbeiten.“ In der Vergangenheit habe er durchaus schon Gesangsunterricht genommen. Mittlerweile arbeite er jedoch eigenständig an seiner Stimme, die ihm in die Wiege gelegt worden war, und versuche langfristig mit ihr umzugehen. Mit seiner Band „Luke Noa & the Basement Beats“ hatte er ein ereignisreiches und zugleich anstrengendes Bundesfinale. Die Anreise aus dem fernen Baden-Württemberg trieb sie bereits am Samstagmorgen um vier Uhr aus dem Bett. Doch die sieben Stunden Fahrt ohne Fanbase haben sich gelohnt. „Es hat gerockt. Es waren echt coole Bands und man lernt viele Leute kennen“, so Luca. Er durfte ein Funkmikrofon von IMG Stageline mit nach Hause nehmen. Seine Band, die den zweiten Platz in der Jurywertung abräumte, freute sich außerdem über ein Album-Release via recordJet, während die Drittplatzierten eine Single in Kooperation mit dem Musikvertrieb veröffentlichen können. Für Zweitplatzierten aus Sicht des Publikums gab es 300 Euro von Thomann bzw. 200 Euro für die Drittplatzierten. Insgesamt wurden Preise im Wert von über 15.000 Euro vergeben.

„Musik zu hören ist einfach das Schönste“, sagt Angela Peltner. Genau das mache „local heroes“ aus. Das Publikum bewies das während des gesamten Wettbewerbs. (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Die Jury hatte die Qual der Wahl

Zehn Expert*innen umfasste die diesjährige „local heroes“-Jury. Mit dabei waren unter anderem die Musikerin Angela Peltner, Trägerin des Panikpreises von Udo Lindenberg, die schon mit Größen wie Nena, Pur oder auch Glasperlenspiel auf der Bühne stand. Unterstützt wurde die Fachjury daneben vom Musikjournalisten Ole Löding. Er schrieb zuletzt das Buch „Sound of the Cities“, berichtet aber auch für Medien wie die FAZ, Deutschlandradio Kultur oder die Vinyl Stories. Mit von der Partie war sein Kollege Markus Biedermann, Redaktionsleiter von BackstagePRO, einem nicht nur unter Musiker*innen sehr geschätzten Portal. Zur Seite stehen Julia Wartmann abermals Jorin Zschiesche, Captain von recordJet (u.a. Milky Chance, Alice Merton) und der Filter Music Group. Auch Niko Tsagarakis, Inhaber von Monster Artists (u.a. Emil Bulls, Annisokay) nahm die Newcomer in diesem Jahr erneut genau unter die Lupe. Begleitet wurde er von Christoph Wieczorek, seines Zeichens nicht nur Annisokay-Bandmitglied, sondern auch Musikproduzent.

Harte Riffs, mehrstimmiger Gesang: Screaming Stereo lieferten vibrierenden Alternative Rock und Pop Punk. (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

In „ihrer Haut“ mochte wohl keiner stecken. Denn die Aufgabe der Jury gestaltete sich 2017 nicht minder schwer als in den Vorjahren. Immerhin hatten die teils schon erfahrenen „local heroes“-Begleiter einen Genre- und Typenmix ohnegleichen zu beurteilen. Punk, Funk, Rock, Pop, Indie, Dub, Reggae, Drum´n´Bass, Ska, Hip Hop und viele andere „Spielarten“ standen auf dem Programm und präsentierten sich in teils neuen, teils besonders humorvollen Kombinationen, die einfach Spaß machten. Insgesamt vergaben die Experten der Jury die Titel „Beste Newcomerband“ (Jury), „Beste/r Instrumentalist/in“ und „Beste/r Sänger/in“. Das Publikum hatte ein eigenes Stimmrecht und entschied unter anderem über die „Beste Newcomerband“ (Publikum).

Juror Niko Tsagarakis attestierte seinen heimlichen Favoriten „Do I Smell Cupcakes“ Potenzial für Mehr: „Sie haben eine extreme Energie.“ (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Doch nicht nur diese stachen beim Bundesfinale hervor. Das Gesamtfeld war für Niko Tsagarakis in diesem Jahr etwas schwächer als in den beiden Vorjahren. Nichtsdestotrotz hatte der Fachmann auch 2017 bereits zur „Halbzeit“ drei „heimliche Favoriten“. Zu ihnen gehörten „Do I Smell Cupcakes“ aus Brandenburg. „Sie haben eine extreme Energie.“ Gerade der Sänger performe richtig stark. „Er weiß mit dem Publikum umzugehen. Die Band spielt gut in sich zusammen. Sie schauen sich an und wissen genau, was im nächsten Part zu tun ist. Das hat mich einfach überzeugt.“ Tsagarakis attestiert der Band durchaus Potential für „Mehr“, auch durch ihre räumliche Nähe zu Berlin, wo es ein tolles Netzwerk gebe. „Alles entscheidet sich nach dem Contest.“ Stark waren für ihn auch „Elephant’s Foot“ aus Sachsen-Anhalt. „Auch eine extrem stark spielende Band. Bislang waren sie sogar die stärkste Band im Zusammenspiel“, so sein Fazit gegen 21.30 Uhr. Auf dem Schirm hatte Tsagarakis außerdem „Luke Noa & the Basement Beats“. Seiner Ansicht nach sei hier einer der „stärksten Sänger“ zu finden – bis zur Halbzeit, versteht sich. Sehr fühlte er sich bei letzteren an die Emsländer Band „Razz“ erinnert, mit denen er am ersten Album gearbeitet hat. Diese zwei Bands, da ist er sich sicher, könnten auch gemeinsam auf Tour gehen.

„Anchester“ legen einen gelösten und sehr souveränen Auftritt hin. Sie haben ihr Publikum im Griff. (Foto: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Bleibt am Ball, seid kreativ!“

Der Inhaber von Monster Artists ging dieses Jahr erstmals „unvoreingenommen“ ins Bundesfinale. Hatte er sich sonst im Vorfeld zumindest einen Song jeder Teilnehmerband angehört, lautete diesmal die Devise: Überraschen lassen. Für die Zeit nach dem Bundesfinale rät er den jungen Talenten, den von „local heroes“ gelebten Netzwerkgedanken unbedingt aufzunehmen. „Nehmt eure Demos und schickt die an die richtigen Adressen – und die findet man überall. Bleibt am Ball, seid kreativ und vermeidet große Vergleiche im Newcomerstatus“, so der Experte etwa mit Blick auf eingesetzte Masken.

Wir sind bei local heroes dabei, weil wir mit unserer Nachricht von Liebe und Güte so viele Menschen wie möglich erreichen wollen, um sie wissen zu lassen, dass sie nicht alleine sind, und dass es Licht gibt, welches die dunkelsten aller Orte erhellen kann“, sagen „The Suns of Shine“. (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Jorin Zschiesches Eindruck vom Jahrgang 2017 war hingegen „sehr divers“. Kein Genre sei an diesem Abend überrepräsentiert, so das Fazit des langjährigen Jury-Mitglieds. Diese Genre-Vielfalt mache das Bundesfinale am Ende auch so interessant. Zu seinen Favoriten zählte unter anderem „Luke Noa & the Basement Beats“ aus Baden-Württemberg. „Die haben mir sehr gut gefallen. Sie waren direkt auf der Bühne und haben ein Bild abgegeben und einen Sound repräsentiert, der wunderbar war.“

„Die Musik und die Leidenschaft muss echt sein, dann kommt sie auch beim Zuhörer an“, sind „Terrifying High Clouds“ überzeugt. (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Es ist so viel Potential da!“

Insgesamt habe es 2017 „sehr viele extrem gute Musiker“ gegeben. Hervor stach für ihn etwa der Drummer aus Sachsen-Anhalt, Fabian Witter von „Elephant’s Foot“. Eine Band, die der Juror insgesamt „extrem interessant“ fand. Das beste Bühnenoutfit wiederum hatte seiner Ansicht nach die Berliner Formation „The Suns of Shine“. „Sie haben eine unfassbar tolle, positive Stimmung verbreitet. Das hat einfach Spaß gemacht.“ Ebenso wie „Do I Smell Cupakes“, deren Sänger Can Monarc bei ihm so manche Erinnerung an „Prince“ geweckt habe. „Er hat einfach eine schöne, wunderbare Ausstrahlung.“ Bei vielen sei er gespannt, wo die Reise hingehe. „Es ist so viel Potential da!“ Für Jorin Zschiesche selbst ging diese mit einigen Ehemaligen – Musikern wie Juroren – definitiv weiter. Unter ihnen ist unter anderem Angela Peltner, mit der er heute eine enge Freundschaft pflege. Zusammengearbeitet habe er außerdem mit den einstigen Gewinnern „Peak City“. Vielen begegne er immer wieder. „Local heroes ist immer wieder spannend, weil man insbesondere einen Unterschied zwischen den Bundesländern hört“, so der Experte. „Was am Ende dabei herauskommt und tatsächlich im Bundesfinale steht, ist extrem spannend.“ Auch die Entwicklung der vergangenen Jahre sei nicht zu verachten. Im aktuellen Jahrgang fände sich etwa keine Metalband. Jorin Zschiesche und seine Kollegen erlebten das aber auch schon völlig anders. „Die Musik entwickelt sich weiter. Es werden andere Sachen attraktiver, die dann in den Vordergrund rücken.“ Hier in Salzwedel gebe es keinen „Pop-Einheitsbrei“.

Durften das Bundesfinale eröffnen: The Baconanas aus Hamburg. (Foto: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Musik zu hören ist einfach das Schönste.“

Für Angela Peltner, ebenfalls erfahrenes Jury-Mitglied, stach in diesem Jahr besonders ein Umstand heraus. „Es standen sehr wenige Frauen auf der Bühne. Nämlich nur eine.“ Im Wettbewerb könnten das durchaus noch ein paar mehr sein. „Traut euch!“ Immerhin ist Angela Peltner, die vor vielen Jahren selbst an dieser Stelle gewann, das beste Beispiel. „Mir persönlich hat dieses Netzwerk sehr viel gebracht.“ „local heroes“ stünde für sie für „schwitzende Männerleiber“, sagt sie nicht ohne zu schmunzeln auch im Hinblick auf die in der Vergangenheit vermehrte Teilnahme von Metalbands. Dieses Jahr freue sie sich jedenfalls sehr über die vielen unterschiedlichen Musikrichtungen und den gelebten Non-profit-Charakter. „Es ist nicht alles so perfekt und passt ins Radio.“ Viele hätten einfach bewiesen, dass sie eine gute Live-Band seien, wie zum Beispiel „Haggefugg“ aus Nordrhein-Westfalen. Gerade diese Vielfalt mache einfach „wahnsinnig viel Spaß“. „Es ist immer irgendetwas Besonderes dabei.“

„Wir lassen uns von der kompletten Vielfalt der (Mittelalter-)Szene und unseren persönlichen musikalischen Hintergründen und Hörgewohnheiten inspirieren“, sagen „Haggefugg“. (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„local heroes“ ist eine wichtige Erfahrung

Bandcoach Felix Mannherz, der in diesem Jahr wieder gemeinsam mit David Pfeffer arbeitete, hatte insgesamt einen sehr positiven Eindruck vom diesjährigen Teilnehmerfeld. „Live sind sie echt überzeugend! Meine Erwartungen wurden deutlich übertroffen. Es waren ein paar echt coole Bands dabei, die mir gut gefallen haben.“ Stark gewesen seien viele in Sachen Bühnenpräsenz oder in der Beherrschung ihrer Instrumente sowie dem Zusammenspiel als Band. „Da waren echt einige dabei, die ihre Hausaufgaben gemacht haben.“ In seinen Gesprächen mit den Bands konzentrierte er sich nicht so sehr auf Live-Kritik, sondern setzte an der Basis an. Was machen Verlage und Labels? Wie kann der Newcomer schon mit der Gema arbeiten? Alles Dinge, die zu Beginn einer Laufbahn für die meisten Bands noch ziemlich im Dunkeln liegen. Ein Auftritt bei „local heroes“ betrachtet er für sie aber dennoch als überaus wichtige Erfahrung. Nicht nur des fremden Publikums und der neuen Kontakte wegen – auch der Gang aus dem Probenraum und die damit einhergehende Feinjustierung des eigenen Sounds und der Instrumente sei ein wichtiger Aspekt. Der Proberaum gebe eben keine Rückmeldung. Die teilnehmenden Bands seien übrigens immer eingeladen, bei Bedarf auch später noch auf sie als Coaches zuzugehen.Die teilnehmenden Bands wussten ob der Chance, die sich ihnen mit „local heroes“ bot und auch weiterhin bietet. Die jungen Leute hatten das Wettbewerbsverfahren und die Atmosphäre vor und hinter den Kulissen während der vergangene zwölf Monate durchwegs positiv erlebt.

Fréros auf der Foyer-Bühne: in der 10-minütigen Umbaupause der Hauptbühne wurde interviewd, Pizza gebacken und unplugged gespielt. (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„local heroes kommt entspannt daher“

„Wir hassen Wettbewerbe. local heroes kommt entspannter daher. Es geht nicht ums Gewinnen per se, sondern darum, konzentriert, fokussiert zu mucken. Es ist ein gutes Portal für Newcomer wie uns. Auch die Mischung aus Publikums-Jury-Band-Entscheid macht den Wettbewerb ausgewogener“, sagen etwa „Do I Smell Cupcakes“, die für Brandenburg ins Rennen gegangen waren. „Eine weitere Plattform, um unsere Musik unter die Leute zu bringen, schadet bestimmt nicht. Damit wurden wir nicht enttäuscht“, urteilten auch „Elephant’s Foot“ aus Sachsen-Anhalt. „Der Umgang mit den Bands und auch zwischen den Bands untereinander ist sehr angenehm. Die Organisation haben wir als sehr professionell erlebt.“ Obendrein noch an Workshop-Angeboten teilnehmen zu können, sei ebenfalls eine „super Sache“. Das sahen übrigens auch „Fréros“ aus Niedersachsen so. Schon vor dem finalen Auftritt lautete ihr Urteil: „Der Wettbewerb hat uns positiv überrascht, wir haben neue Gigs an Land gezogen und tolle Preise gewonnen.“

„Wir legen Wert darauf, dass wir authentisch und ehrlich bleiben, obwohl wir das ‚anonyme‘ Konzept von Masken haben“, erzählen „Pad und die Waschbärbande“. (Foto: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Kreative Köpfe, verrückte Fans und Glück“

Die Musiker wissen aber auch, dass es nun an ihnen liegt, mit den neu geknüpften Kontakten, dem erworbenen Wissen und den spannenden Erfahrungen zu arbeiten. „Wir wollen gerne weiterwachsen und das können wir bei euch sehr gut“, sind zum Beispiel „Pad und die Waschbärbande“ aus Bremen überzeugt. „Alleine durch die Preise bisher (Beispiel: Bandcoaching). Es entstehen neue Reize und Überlegungen.“ „Haggefugg“ aus Nordrhein-Westfalen sind ebenfalls hochmotiviert. Sie scheinen ihr Rezept für eine lange, erfolgreiche Bandgeschichte bereits gefunden zu haben, wenn sie sagen: „Verantwortungsgefühl der einzelnen Musiker für das gemeinsame Projekt. Geduld! Träumereien. Etappenziele, anstatt direkt nach den Sternen zu greifen! Wenn man sich auf einmal so langmachen will, drohen arge Verrenkungen! Kreative Köpfe, verrückte Fans und Glück“, gehören für sie unbedingt dazu.

Simon & Garfunkel modern interpretiert, das sind „Mathews & Miller“ aus Sachsen. (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Die Luft knistert gerade total!“

„Vor und hinter der Bühne macht alles einen sehr guten Eindruck“, freute sich am Ende nicht nur „Ohrbooten“-Gitarrist Mathias Jechlitschka über die Visite bei „local heroes“. Der Umstand, dass an diesem Abend ganze 13 Bands antraten, versetzte die Profis erst einmal in Erstaunen. Doch der Skepsis wich schnell die Erkenntnis: „Hier scheint alles gut zu laufen. Die Leute sind cool aufeinander eingespielt.“ „Ich glaube, es ist immer geil für junge Bands, an so etwas teilzunehmen, für diese Erfahrung, mit anderen Bands in Kontakt zu kommen, die Bühne zu teilen und auch mal vor Leuten zu spielen, die total unbekannt sind. Es spielt sich anders vor Leuten, die du nicht kennst“, ist er überzeugt, dass komplett andere Voraussetzungen für einen Auftritt durchaus lehrreich sein können. „Die Luft knistert gerade total. Die Leute sind gespannt auf die Bands, die kommen und die meisten Bands sind total aufgeregt und geben ihr Bestes. Es ist eine wichtige Erfahrung.“ Er selbst habe in der Anfangszeit mit seiner Band auch an Rock-Wettbewerben teilgenommen. „Ich fand es immer geil! Es war ein bisschen ‚Geschmack kriegen‘, wie es auf einem Festival läuft. Hier trifft sich alles aus Deutschland an einem Ort.“

Local heroes im Gespräch mit Ohrbooten-Mitglied Matze. (Foto: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Lebt für die Musik!“

Diese Party feierten die „Ohrbooten“ natürlich gerne mit und krönten den Wettbewerb als Headliner des Abends. Einen guten Rat hatte Mathias Jechlitschka dann aber doch noch für alle „local heroes“-Teilnehmer parat: Manchmal, zum Beispiel im Fall einer Album-Veröffentlichung, sollte mit der eigenen Musik vorsichtig umgegangen werden. Sonst aber gilt: „Bevor du irgendwelche Partner oder Veröffentlichungen hast, streu‘ deine Musik! Bring‘ sie unter die Leute. Gehe offen damit um und spiel‘ so viel wie es nur geht. Lebt für die Musik!“

Ihr selbsternanntes „Baller-Set“ enthielt so bekannte „Ohrbooten“-Titel wie „Autobahn“, „Tanz mal drüber nach“ und passend zum vorerst vorletzten Gig der Band „Und Tschüss“. (Foto: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Für die Musik leben und junge Musiker*innen unterstützen, das ist das zentrale Anliegen von „local heroes“-Projektleiterin Julia Wartmann. „An diesem Wochenende ist die local heroes-Familie wieder gewachsen. Viele Bands aus dem letzten Jahr sind gekommen und haben ihre neuen Heldinnen und Helden gefeiert. Der Vernetzungsgedanke ist uns extrem wichtig – und das spüren wir jedes Jahr. Hier treffen sich Musikerinnen und Musiker, die nicht gegeneinander, sondern miteinander spielen. Über das Wochenende vereinbaren die Bands gemeinsame Gigs, tauschen ihre Erfahrungen aus und unterstützen sich gegenseitig,“ lässt sie das diesjährige Bundesfinale Revue passieren. „Vielen Dank an alle Bands, Ehrenamtler*innen und Unterstützer*innen, die sich auf den Weg nach Salzwedel gemacht haben, wir sehen das nicht als Selbstverständnis. Das Wochenende vergeht viel zu schnell – alle bauen auf, aus Zeichnungen werden Bühnenbilder und plötzlich stehen wir auf der Bühne und feiern 13 fantastische Talente in der Abschlussmoderation.“ Ob vor oder hinter der Bühne, aktiv und kreativ sein steht im Zentrum und jeder packt an, denn „Ihr spielt die Musik!“

Text: Nicole Oppelt/Lina Burghausen