I Hate Monday (Magdeburg): “Jede Möglichkeit, vor Leuten zu spielen, ist kostbar.“

Niemand mag Montage. Die Wahl-Magdeburger von I Hate Monday haben aus diesem Umstand ihren Bandnamen abgeleitet und arbeiten seit Anfang 2019 daran, den Montagsblues mit einer gehörigen Ladung Punkrock zu vertreiben.


Damit haben sie sich für das alternative Landesfinale der local heroes qualifiziert und freuen sich nun auf die Intensiv-Coaching-Tage in Salzwedel.

Ihr habt es mit I Hate Monday bis ins Landefinale von local heroes geschafft. Was hat euch motiviert, überhaupt mitzumachen?

Kieran: Fame (lacht). Wir waren schon einmal mit einer Band bei local heroes. Ich glaube, die Teilnahme an so einem Contest ist für junge Bands der richtige erste Schritt. Du kriegst einfach viel mehr Aufmerksamkeit und eine Bühne. Das ist schon eine Motivation. Als neue Band ist es schwer, Auftritte zu bekommen. Wenn man bei local heroes mitmacht, bekommt man die Chance, mehrere Auftritte zu spielen. Das ist für eine Band einfach eine mega geile Möglichkeit.

Ben: Gerade in diesem Jahr, wo es mit Konzerten gar nicht gut aussieht, ist tatsächlich jede Möglichkeit, irgendwo vor Leuten zu spielen, sehr kostbar.

Montage sind für niemanden leicht. Ihr habt diesem Hasstag sogar euren Bandnamen gewidmet. Ist die Abscheu vor dem Wochenanfang tatsächlich so groß oder versteckt sich da vielleicht eine Garfield-Anekdote? Wie kam es zur Namensfindung?

Ben: Kieran und ich spielen schon lange in einer Band, früher war das eine Metal-Band. Mit dem neuen Projekt orientieren wir uns mehr an Rock und Punkrock. Unser Name sollte dazu passen. Letztendlich habe ich an der Kasse in einem Modegeschäft eine Socke oder ein Cappy gesehen – ich weiß gar nicht mehr genau, was es war – da stand ‚I Hate Monday’ drauf. Ich dachte: Genau das trifft eigentlich das Gefühl, das wir mit der Band vermitteln wollen. Am Wochenende mit den Jungs und Mädels einfach Spaß haben, sein Hobby ausleben und montags ist es dann wieder vorbei, leider. Deswegen fanden wir das alle sehr passend.

Als Band seid ihr erst seit 2019 vereint. Wie habt ihr euch gefunden und konntet mit dem Projekt so schnell Fahrt aufnehmen, dass ihr jetzt schon im Landesfinale von local heroes steht?

Ben: Die Gruppe, die wir jetzt haben, gibt es seit dem 1. Januar 2019. Kieran und ich haben aber von 2011 bis 2015 in der Band „Once in Alaska“ gespielt. Danach hatten wir erstmal nichts. Die alte Band hatte sich komplett aufgelöst. Wir wollten aber weitermachen. Das haben wir mit dem neuen Bandprojekt umgesetzt. Dabei hatten wir auch die Möglichkeit, vorher zu planen und sogar schon 2-3 Songs fertig. Kurz nach der offiziellen Gründung sind wir gleich ins Studio gegangen, haben die drei Songs aufgenommen und auch Musikvideos gedreht. Da waren wir noch zu zweit. Während der Arbeiten haben wir unseren Schlagzeuger gefunden, den wir vorher wahrscheinlich nicht gefunden hätten.

Kieran: Die ganzen Songs waren teilweise schon geschrieben, deswegen fiel es uns leicht, gleich damit auftreten zu können und auch bei local heroes mitzumachen. Auch mit den Proben und Vorbereitungen ging alles ziemlich fix.

Ben: Andererseits gibt es die Band auch schon seit eineinhalb Jahren. Dass man da mal einen Auftritt spielt, ist ja auch nicht ungewöhnlich.

Neben der instrumentalen Besetzung von Bass, Gitarre und Drums wird eure Musik auch von viel Text begleitet. Welche Themen bewegen euch dabei?

Ben: Wir haben das Projekt ja zu zweit gestartet und keiner von uns war vorher Sänger. Wir wollten das Projekt aber im klassischen Sinn aufziehen, mit nur drei Leuten. Da bin ich übriggeblieben, als derjenige, der am wenigsten schlecht singt (lacht). Am Anfang waren wir froh, überhaupt einen sinnvollen Text schreiben zu können. Bei den neuen, unveröffentlichten Songs hat sich dann doch der eigene Anspruch eingeschlichen. Die haben mehr Tiefe. Im Prinzip geht es immer um Beziehungen und Dinge, die uns im Alltag beschäftigen. Bestimmt auch mal politisch, aber vor allem persönlich.

Auch, wenn eure Band noch jung ist, sind die Ziele vielleicht schon groß. Was möchtet ihr in den nächsten fünf Jahren mit der Band erreichen?

Kieran: In erster Linie als Band wachsen, viele Auftritte spielen und vor allem auf Festivals auftreten. Wir wollen da auch realistisch bleiben. Wichtig ist es uns, weiterhin Songs zu veröffentlichen, kreativ zu sein und auch mal größere Gigs spielen zu können.

Durch die Corona-Krise wurden viele Künstler*innen vor neue Herausforderungen gestellt. Wie habt ihr diese letzten Monate erlebt? Wo zeigten sich dabei die größten Hürden?

Ben: Das war schon schwierig für uns. Wir haben Anfang 2019 das Projekt gestartet, sind im Sommer ins Studio gegangen und haben im Herbst unseren Schlagzeuger gefunden. Den haben wir das letzte Jahr angelernt, viel geprobt und organisiert. Nebenbei haben wir noch ein paar Songs geschrieben. Dann waren im Frühjahr eigentlich erste Konzerte geplant, auf die wir uns sehr gefreut hatten. Das fiel alles ins Wasser. Der Lockdown war so schlimm, dass wir unsere Arbeit im Proberaum nicht mehr weitermachen konnten. Das ganze Projekt kam zwei Monate lang komplett zum Erliegen. Unser Schlagzeuger arbeitet im Gesundheitsbereich und hatte noch mehr als sonst zu tun. Kieran wohnt in Ilsenburg, ich in Magdeburg – für das Songwriting hätten wir uns nicht treffen können bzw. wollen, aufgrund der Social Distancing-Maßnahmen. Videochat war nicht so unser Ding. Das war sehr schade. Deswegen sind wir froh, dass local heroes die Fahne noch hochhält, wenn auch im veränderten Format.

Dieses Jahr hat sich bei local heroes einiges verändert. Statt Konzerte gibt es Intensivtage mit Coaching für eure Bühnenperformance. Was erhofft ihr euch von der Teilnahme daran für eure Zukunft?

Kieran: Jeder Tipp, den wir bekommen können, wird uns weiterbringen. Keiner von uns ist voll ausgebildet. Da bringt es schon viel, mal von außen ein Feedback zu bekommen. Kritik kann immer hilfreich sein, ob sie nun gut oder schlecht ist. Deswegen ist es cool, wenn uns mal jemand unter die Arme greift und vielleicht auch Schwachstellen erkennt, die wir verbessern können. Wir sehen auch mal was anderes und können in einer neuen Umgebung auftreten. Dadurch werden wir als Band auch nochmal ein Stück zusammenwachsen.

In Magdeburg gibt viele aktive Musiker*innen und Ideen für Kultur. Fühlt ihr euch in der Szene gut vernetzt? Wie sieht die Unterstützung untereinander aus?

Ben: Ich wohne aufgrund des Studiums in Magdeburg. Eigentlich kommen wir aber aus dem Harz und sind noch nicht so integriert hier. Von daher kann ich nur sagen, was wir in den letzten Monaten von außen gesehen haben. In Magdeburg gibt es viele Kulturangebote, viele kleine Kulturschaffende, in jedem Stadtteil wuselt es so rum. Das ist echt toll hier. Das hatten wir im Harz weniger.

Wie schätzt ihr die Unterstützung der Kulturszene durch die Landespolitik ein? Welche Erfahrungen habt ihr insbesondere während der Pandemie gemacht?

Ben: In der Anfangsphase des Lockdowns war an die Kulturschaffenden erstmal nicht zu denken. Für die Kulturszene war das sicherlich ein Problem, aber für die Konsumenten dieser Kultur wahrscheinlich zweitrangig. Jeder war erstmal vorsichtig. Ich muss schon sagen, dass die Politik die Leute in dem Kulturbereich ganz schön hängen gelassen hat und die Kulturszene sich eher selbst geholfen hat, so gut es ging. Hier in Magdeburg gibt es zum Beispiel den Moritzhof. Das ist ein kulturschaffender Verein, der das Format „Hof on Air“ initiiert hat. Da wurden wir auch mal für ein paar Akustik-Songs eingeladen. Es waren aber auch Filmvorstellungen dabei, also wirklich die ganze Bandbreite. Mit dem Content wurden Spenden gesammelt, über 20.000 Euro, habe ich gelesen. Jetzt können sich regionale Künstler*innen bewerben, um eine Ausschüttung zu erhalten. Dass sich da ein Verein, der wahrscheinlich selbst Probleme hat, sich zu finanzieren, so einsetzt und Spendengelder sammelt, ist schon beeindruckend. Seitens der Regierung gab es glaube ich einmal 800 Euro. Das kann man kommentarlos stehen lassen. Wenn man zum Beispiel eine Galerie unterhalten muss, sieht es da schon sehr eng aus. Wir haben uns aber nicht beworben, weil wir – diesmal zum Glück, aber eigentlich leider – keine Vollzeitmusiker sind. Da wollten wir keine Spendengelder abgreifen, sondern sie denen überlassen, die wirklich davon leben müssen.

Warum wollt ihr Sachsen-Anhalt im Bundesfinale vertreten? Was macht euch zu local heroes?

Kieran: Wir sind ja local heroes, wir kommen aus verschiedenen Teilen Sachsen-Anhalts. Wir haben hier schon Auftritte gespielt. Wir machen Musik, die jeden irgendwie anspricht und haben mit dem ein oder anderen Song schon eine gewisse Aufmerksamkeit erreicht. Die Zeit ist reif für uns, eine größere Reichweite zu erhalten. Wir glauben an unsere Musik.

Gibt es noch etwas, das ihre den Menschen mitteilen wollt?

Ben: Wir sind für alle Veranstaltungen zu haben und freuen uns über Anfragen!

Redaktion: Laura Klar & Lina Burghausen
Titelbild: Pressefoto