Im Gespräch mit Björn von IMG STAGELINE haben wir uns gefragt: Je bunter, je besser? Herrscht in der Endorsement-Welt homogene Stille oder gibt es individuelle Deals für Newcomer wie auch Profis? Welche Fragen können Newcomer mitnehmen, um mit sich selbst ins Gespräch zu gehen, bevor sie ein Unternehmen anschreiben - oder angeschrieben werden.

In den Proberäumen der Nation wird geprobt, gebastelt, geschrieben - als poetische und technische Innovationsstuben könnte man diese Räume bezeichnen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man bei aller Tüftelei möglicherweise nicht mehr weiterkommt und Profi-Unterstützung benötigt oder nach ganz individuellen Lösungen sucht. In Bezug auf Sounds stößt man da auf euch. Und auch ihr profitiert von der Rückmeldung der Künstler*innen.

Wer nimmt zuerst mit wem Kontakt auf? Und wie kann so ein Endorsement-Deal aussehen?

IMG STAGELINE: Wir gehen zwar schon stramm auf die 30 zu, Endorsements sind aber auch für uns noch recht neu. Entsprechend unterschiedlich fallen auch die einzelnen Deals aus. Wir haben früh festgestellt, dass die Bedürfnisse von Bands - insbesondere von Newcomern - sehr unterschiedlich sind. Da gibt es einfach kein one-fits-all-Modell! Bereits etablierte Bands wie Moop Mama haben dafür häufig schon ganz konkrete Vorstellungen, wo sie einen Endorsement-Support benötigen. So suchten Moop Mama für ihre geplante Guerilla-Tour mit umgebauten BMX-Rädern nach einer autarken, bike-kompatiblen Beschallungslösung – die sie von uns bekommen haben!

Inzwischen sind wir in der komfortablen Situation, dass uns regelmäßig Bands von sich aus ansprechen. Dann gilt es zunächst immer auszuloten, woran diese Bands konkret Interesse haben, wie sie sich ein Endorsement vorstellen würden und ob sie sich im Gegenzug bereits Gedanken gemacht haben, was sie selbst einbringen können und wollen.

Wieviel Spielraum gibt es auf der Pflichten- und Lastenseite?

Kurz gesagt: sehr, sehr viel! Wobei wir um ehrlich zu sein ungern von „Pflichten“ oder „Lasten“ sprechen. Für uns ist immer der entscheidende Punkt, dass ein Endorsement für beide Seiten eine win-win-Situation ist. Der Artist soll sich wohl bei uns fühlen und Bock auf eine Zusammenarbeit haben, gleichzeitig muss aber natürlich auch für uns ein konkreter Mehrwert mit dieser Partnerschaft verbunden sein.

Entsprechend verhandeln wir meist sehr individuell, was wir vom jeweiligen Artist erwarten. Dabei haben wir natürlich immer die Möglichkeiten, Stärken und Wünsche der Künstlerinnen und Künstler im Blick, damit es für alle Seiten passt.

Welche Voraussetzungen sollten Artists mitbringen, wenn sie einen Endorsement-Vertrag bei IMG Stageline abschließen wollen?

In erster Linie sind für uns Bands und Künstler interessant, die dem Proberaum schon ein Stück weit entwachsen sind und regelmäßig gern vor Publikum live spielen.

Zum Zweiten ist uns – auch wenn das inzwischen etwas abgedroschen klingt - Authentizität wichtig. Will sagen, unser Equipment und unser Anspruch müssen zum Act passen. Auf der anderen Seite müssen sich auch die Künstler mit unseren Produkten und unserer Marke identifizieren. Man merkt da meistens recht schnell, wer einfach nur Equipment abgreifen will und wer im Gegensatz dazu ehrliches Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit hat!

Zuletzt sollten Bands natürlich auch Online gut aufgestellt sein: Social Media ist Pflicht, um als Multiplikator für eine Marke auftreten zu können. Dabei geht es nicht mal in erster Linie um hunderttausende Follower (wobei das natürlich nicht schadet), sondern auch darum, dass die jeweiligen Kanäle mit interessantem und lebendigem Content befüllt werden.

Eine überzeugende Beschäftigung mit Instagram & Co. kostet viel Zeit - und häufig auch Geld. Wir empfehlen in Workshops eine Fokussierung auf weniger Plattformen und dafür regelmäßigen Content.

Gibt es Social Media-Plattformen, auf die ihr besonderen Wert legt?

Neben dem Live-Leben ist heute natürlich auch die Online-Präsenz wichtig. Man sieht schnell, ob eine Band regelmäßig Social Media-Kanäle, die eigene Website oder Portale auf dem Laufenden hält und mit Leben füllt. Nichts ist schlimmer als Konzertankündigungen, die in der Vergangenheit liegen. Unser Tipp: sich im Zweifelsfall für einen Kanal entscheiden, diesen dann aber auch mit viel Hingabe und Liebe fürs Detail pflegen.

In erster Line sprechen wir hier natürlich von den bekannten Plattformen wie Facebook und Instagram. Aber auch ein gut gepflegter YouTube-Kanal weiß uns zu überzeugen. Entscheidend ist am Ende, dass der gewählte Kanal die Band so zeigt, wie sie ist und damit „anfassbar“ macht. Für die gezeigten Inhalte heißt das dann auch, dass diese vor allem für echte Fans produziert werden sollten. Auch hier ist „Authentizität“ das Zauberwort!

Was hat euch bei unseren Bundesfinalisten für Bremen 2014 LENNA überzeugt? Horcht ihr bei speziellen Genres auf - oder auch weg?

LENNA haben sich 2017 im Rahmen unserer Aktion auf BackstagePro beworben, erfüllten also die Voraussetzung, regelmäßig live zu spielen. Dazu hatte die Band schon eine gewisse Fanbase auf ihren Social Media-Kanälen. Dann allerdings standen neben LENNA noch beinahe 100 weitere Bands auf der Bewerberliste. Eine kleine Jury fällte am Ende die Entscheidung für LENNA und SLOPPY JOE‘S. Damit hatten wir dann neben Rap und Brassband auch deutschen Power Pop und Heavy Rock im „Portfolio“.

Wir horchen auf, wenn es eigenständig, innovativ und einfach überzeugend klingt und die Band ihr Handwerk versteht. Das setzen wir ohne Blick auf spezielle Genres um. Weghören werden wir weiterhin, wenn insbesondere Einstellung, Auftreten und Texte ins Extreme gehen.

Auch eine Band wie THE HIRSCH EFFEKT habt ihr im Roster. Was unterscheidet einen Deal, den ihr mit Newcomern abschließt zu dem mit Profis?

Mutmaßlich an erster Stelle das budgetrelevante Volumen so einer Zusammenarbeit und damit auch eine viel detailliertere und kompliziertere Abstimmung. Es sind dann mit Band, Management und anderen Personen deutlich mehr Akteure an der Umsetzung und Ausführung eines Endorsement-Deals beteiligt, was die Sache schlicht komplexer macht.

Mit Newcomern sprechen wir zuerst intensiv über deren Bedarfe und deren Möglichkeiten. Gerade zu Beginn einer Zusammenarbeit steht Equipment im Vordergrund. Eine eigene PA für kleine Veranstaltungen oder den Proberaum, das eigene Bandmischpult oder eine vernünftige Mikrofonie sind da oft die größten Baustellen.

Der Deal ist eingetütet und das erste gemeinsame Vorhaben steht an. Bindet man sich für diese eine Aktion oder längerfristig an euch?

Wir setzen hier eindeutig auf langfristige Partnerschaften. Gleichzeitig soll aber die Hürde für den Endorsement-Nehmer möglichst gering sein. Gerade Newcomer tun sich manchmal schwer damit, sich auf einen „Industrie“-Partner einzulassen, Verträge zu schließen und dergleichen. Dem begegnen wir am Anfang mit 1-Jahres-Endorsements, quasi zum Kennenlernen. Oft wird dann lange vor Ablauf klar, dass eine Verlängerung nur noch Formsache ist und die besten Verträge eh die sind, die im Aktenschrank verstauben.

Nur ganz ohne geht es für ein Unternehmen wie dem unseren halt nicht. Als das erste Jahr mit uns und LENNA verstrichen war, gab es zum Beispiel direkt einen mehrjährigen Nachschlag. Das war für beide Seiten dann deutlich entspannter und gab allen Beteiligten Planungssicherheit.

Auch die Jungs von THE HIRSCH EFFEKT aus Hannover haben wir langfristig an uns gebunden. Weil wir bei diesen Acts einfach wissen, woran wir sind und dass wir auch in Zukunft auf deren Support zählen können.

Noch mal zusammengefasst...Wie sieht für euch eine ideale Win-Win-Situation aus?

Der absolute Idealfall sieht natürlich so aus, dass LENNA, HIRSCH EFFEKT und Co. auf Welttournee gehen, die großen Arenen ausverkaufen und dort unser Equipment promoten!

Aber im Ernst: Win-Win heißt für uns, dass wir in erster Linie dafür da sind, im Hier und Jetzt für besseren Sound auf den Bühnen unserer Künstler zu sorgen und ihnen dabei zu helfen, den nächsten Schritt in ihrer Musikerkarriere zu machen.

Im Gegenzug haben wir die Möglichkeit, uns als verlässlicher Partner in der Szene zu etablieren, ein größeres Publikum zu erreichen und vor allem mit dem zu überzeugen, was uns als Unternehmen ausmacht: unserer Technik und Leidenschaft für Musik.

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Interview und Redaktion: Julia Wartmann

Im Gespräch: Björn Westphal von IMG Stageline

Titelbild: Christoph Eisenmenger