Local Heroes Bayern 2025: Parabelflug – Mit Höhen, Tiefen und Tomatensaft zum Landesfinale

„Mein Projekt schafft es nicht allzu oft auf eine Festivalbühne – ich werde so viel Gas geben wie ich kann!“, kündigt Parabelflug an. (Foto: Chantel Brown)

Am 27. Juni steigt das Local Heroes Bayern-Landesfinale auf dem „ab geht die Lutzi“. Parabelflug aus Fürth bringt nach Rottershausen mehr mit als „schöne, deutsche Popmusik“. Es ist pure Lebensfreude.

Es gibt Künstler:innen, die tragen ihren Namen nicht einfach – sie leben ihn. Bei Parabelflug ist das keine Phrase, sondern Programm. Der Künstlername ist bildgewaltig, ehrlich und trifft ins Herz – genau wie die Musik. Seine Entstehung? So persönlich wie der Sound selbst: „Es gibt einfach kein passenderes Bild auf mein von extremen Höhen und Tiefen geprägtes Leben als ein Parabelflug“, sagt der junge Künstler wenigen Wochen vor dem Local Heroes Bayern-Landesfinale, das er gemeinsam mit vier weiteren Finalist:innen bestreiten wird. „Erst fliegt man steil nach oben, um direkt danach in den freien Fall zu stürzen. Für eine kurze Zeit ist im Flieger alles schwerelos.“ Er selbst, gesteht er schmunzelnd, werde sich vermutlich nie wirklich einen echten Parabelflug leisten, „aber die Schwerelosigkeit kommt mit der Musik ganz von alleine.“

Und diese musikalische Schwerelosigkeit beginnt früh – nicht im Tonstudio, sondern am Klavier. „Als völlig überreiztes ADHS-Kind konnte mich kein Sportverein auf dieser Erde zähmen“, erinnert er sich. „Die erste Klavierstunde mit acht wirkte jedoch wahre Wunder, seitdem kam ich nicht mehr davon los.“ Gesungen habe er außerdem schon immer und ständig „(auch wenn meistens unerwünscht)“.

Auf der Bühne und bei den Menschen willkommen sein

Heute steht Parabelflug auf Bühnen – mit Songs, die knallen, trösten und verbinden. Und vor allem mit dem Gefühl, genau richtig zu sein. „Früher habe ich mir so oft gewünscht, einfach ‚normal‘ zu sein. Ich lebe in einer Welt, die mich oft für das, was ich bin, abgelehnt hat. Ich sei zu laut, zu aufgedreht, hier gerade fehl am Platz“, blickt er zurück. „Umso überwältigender ist es jedes Mal für mich auf der Bühne zu erleben, dass ich nicht nur toleriert, sondern auch erwünscht bin. So wie ich bin. Das gibt Hoffnung und schafft ganz besondere Momente, an die ich immer gern zurückdenke, wenn mir die Kraft ausgeht“, gesteht er.

Seine Songs sind eine Mischung aus Selbsttherapie, Empowerment und Kollektivgefühl. Besonders einer hat es ihm angetan. „‚Perfekt‘ mag ich wirklich sehr. Der lockert mich selber auch immer total auf, wenn ich mal wieder schlecht über mich denke.“ Für ihn ist er Balsam: Sobald er merke, dass sein Perfektionismus gerade toxische Züge annehme, denke er aktiv an diesen Song, habe direkt wieder gute Laune und sehe alles etwas lockerer. „Perfekt“ gehört auch zu seinen liebsten Live-Stücken, der sicherlich auch in Rottershausen zu hören sein wird.

„Ich find’s super aufregend, mich vor ein fremdes Publikum mit den verschiedensten Erwartungen zu stellen, alle Mitzunehmen und einfach gemeinsam Spaß zu haben“, freut sich Parabelflug auf den Auftritt in Rottershausen. (Foto: Max Saufler)

Local Heroes Bayern toppt Kloß und Soß‘

Dass es Parabelflug überhaupt ins Landesfinale von Local Heroes Bayern geschafft hat, war für ihn mehr als nur eine News – es war ein ganzes Menü an Glück: „Ich war von einer kleinen, aber schönen Berlin-Reise eben erst zurück zu einer Freundin nach Hause gekommen. Wir hatten beide absolut keinen Bock zu Kochen, also haben wir direkt deftige, fränkische ‚Schäufele mit Kloß und Soß‘ aus einer urigen Wirtschaft besorgt. Dachte, das wäre jetzt echt nicht zu toppen: Plötzlich war ich einer der Top 5 Newcomer Bayerns!“, beschreibt er den freudigen Moment.

Er hat ihn sich verdient. Denn seit seiner Bewerbung beim bayerischen Ableger von Deutschlands ältestem und größten Non-Profit-Musikpreis ist viel passiert. Neue Musik entsteht, neue Ideen brennen: „Ich arbeite aktuell mit neuen Köpfen an neuen Songs und bin super ungeduldig, weil ich unbedingt sofort mit allem schon fertig sein will, obwohl ich genau weiß, wie lange so eine Produktion insgesamt dauert“, erzählt er. „Es brennt auf jeden Fall gerade sehr in mir – aber im positiven Sinne.“

Local Heroes Bayern ist für ihn nicht nur eine Plattform, sondern gießt auch leidenschaftliches Feuer in seine kreative Seele. „Ich halte das Local Heroes Netzwerk für außerordentlich engagiert und nachhaltig. Das gibt es in dieser Größenordnung, glaube ich, kein zweites Mal“, betont er. „Als Newcomer auf mich aufmerksam machen ist überhaupt nicht einfach. Gerade im Bereich Booking ist das local heroes Gütesiegel ‚Top 20 / Top 5 Newcomer Bayerns‘ schon sehr hilfreich mich etwas selbstbewusster aufstellen zu können.“ Für ihn ist klar. Er möchte seine angestrebte Musikkarriere endlich auf das nächste Level heben und da sei Local Heroes schon jetzt ein starker Partner an seiner Seite. Dankbar ist der junge Künstler aber nicht nur für die Presse und Auftrittsmöglichkeiten. Das Feedback der Menschen hinter den Kulissen des Musikpreises sei bereits ein positives Signal an ihn, auf dem richtigen Weg zu sein. „Als kleiner Solokünstler, der sich am Ende immer selbst motivieren muss, tut es ehrlich einfach gut, auch mal von außen ein professionelles ‚weiter so!‘ zu bekommen.

„Jede Crowd ist anders und ich find’s immer total spannend zu erfahren, wer da denn diesmal so alles zuschaut und ob ich die von mir überzeugen kann“, sagt Parabelflug. (Foto: Schwerelose Tonträger)

Ein Landesfinale, das inspiriert

Erzeugt der anstehende Auftritt auf dem Landesfinale einen gewissen Druck bei ihm? Ja – aber Parabelflug verwandelt ihn in Antrieb. „Ich muss echt sagen, dass mich dieses ganze Konzept schon sehr dazu inspiriert hat, meine Show nochmal komplett neu zu denken“, erzählt er. Schon die Vorbereitungen würden unglaublich viel Spaß machen. „Mir die Details vorzustellen, wie die Crowd auf bestimmte Aktionen wohl reagieren wird.“ Wie in jeder anderen Show auch, möchte er die Menschen von sich überzeugen. Vor allem aber möchte er für eine gute und schöne Zeit sorgen. „Der Druck wird wohl seinen Peak kurz vorm Auftritt erreichen. Aber ich funktioniere tatsächlich am besten unter Druck.“ Und noch mehr: „Ich nehme den nicht als Belastung, sondern als Motor wahr“, sagt er. „Es geht um mehr diesmal, also macht es das ganze on top noch sehr spannend!“

Seine bisherigen Erfahrungen mit Musikpreisen sind rar bzw. fanden in anderen Formaten statt. Doch eine Erkenntnis blieb bei ihm hängen: „Ich habe das Gefühl, die Zuschauer haben bei Contests 10x mehr Energie als anderswo.“ Und was erwartet das Publikum bei „ab geht die Lutzi“? Ganz klar: Tomatensaft – und ein emotionaler Höhenflug: „Ich gebe für die erste Reihe eine Runde Tomatensaft aus. Für so ein bisschen Flugzeugfeeling zum Start!“, schmunzelt er. Im Kern könnten sich aber alle auf einen „emotionalen Safe-Space“ freuen. Dafür stelle er sich gern auf die Bühne und breche das Eis. „Alle dürfen und sollen so sein, wie sie sind, fühlen was sie fühlen und ein paar schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen. Meine Show ist voller Höhen und Tiefen, manchmal wird’s auch schwerelos. Was das genau bedeutet, seht ihr dann live und in echt vor Ort!“ Live bedeutet bei Parabelflug übrigens immer individuell: Erstens, weil er sich sonst vor sich selbst langweile. Und zweitens, weil es einfach Bock mache, immer wieder neue „Spielchen mit den Leuten vor der Bühne zu treiben“.

Zwischen abheben und landen

Und warum sollte es für ihn zum Bundesfinale, dem mehrtägigen Musikcamp auf Schloss Hundisburg bei Magdeburg, gehen? „Ob ich jemals aus dem Newcomer-Status rauskomme? Keine Ahnung. Ich mach mein Leben lang schon Musik und habe nicht vor, jemals damit aufzuhören“, betont er ausdrücklich. Natürlich gebe Momente, in denen sich die angestrebte Musikkarriere so anfühle, als säße man in einem Flugzeug fest, dass einfach nicht abhebe. Doch dann käme doch plötzlich wieder eine Ladung Treibstoff, entweder durch ihn selbst oder von außen. „Schon wird doch wieder kurz geflogen.“ Denn nur, weil die großen Erfolge bislang auf sich warten ließen, werde er nicht einfach hinschmeißen. „Mein Traum ist vor allem, mir treu zu bleiben und mein Leben lang Musik machen zu können.“ Diesen Traum versucht er in kleinen Schritten zu träumen. Bereit dafür alles zu geben, ist er definitiv: „Ich habe miese Cravings auf neue Erfahrungen, neue Leute, neues Wissen und fühle mich dazu bereit wie noch nie!“

Die Vorfreude aufs Landesfinale? Spürbar. Mit jeder Zeile. Mit jedem Gedanken an den Moment: „Wenn ich mir vorstelle, dass ich da auf der Bühne stehe und mich womöglich keine Sau kennen wird, freu ich mich am allermeisten drauf, die Zuschauenden zu einem Teil meiner Show zu machen.“

Pendeln zwischen Fürth, Hamburg und Berlin

Doch der Weg bis hier hin war nicht immer einfach. Vor allem nicht in seiner Heimatstadt Fürth, wie er berichtet. „Die lokale Musikszene ist schnell auserzählt. Im Bereich der deutschsprachigen Musik sieht es hier sehr dünn aus. Hätte ich keine Kontakte nach Hamburg und Berlin, hätte ich hier leider nur sehr begrenzte Möglichkeiten, eine professionelle Musikkarriere verfolgen zu können.“ Er würde sich mehr Förderstellen, mehr attraktive Kulturstätten und Studios wünschen. Trotzdem: Der Plan steht. Die Richtung ist klar. Die Ziele sind greifbar: „In einigen Jahren sollte schon mal mein Debut-Album draußen, eine stabile Hörerdichte von 50.000–150.000 im Monat erreicht worden sein und die erste eigene Tour vor der Tür stehen. Boah wär das geil!!!“

Parabelflug hat Großes vor: Er möchte das Publikum in einen Chor verwandeln. Das Ziel: „Gemeinsam alles rauslassen können. Das schafft eine besondere Connection.“ (Foto: Pressematerial)

Konzerte sind ein emotionaler Safe-Space

Eines wird aber deutlich, was Parabelflug antreibt, ist nicht Ruhm oder Reichtum, sondern ein tiefer, kreativer Drang: „Ich kann als Mensch mit ADHS eh schon nicht ruhig sitzen und würde ohne die Musik richtig eingehen.“ Musik sei für ihn aber auch eine tolle Art der Metakommunikation. Für viele Hörer:innen stecke mehr zwischen den Zeilen als nur der reine Text. Für ihn sei es daher wirklich sehr inspirierend, wenn sich Menschen nach seiner Show mit ihm austauschen, weil sie zu seinen Songs „gut relaten“ konnten, sich weniger allein mit ihrer eigenen Erfahrung fühlten, ein Teil meiner Community würden, für die er sehr dankbar sei. „Ich habe auf meinen Konzerten daher immer den Anspruch, einen emotionalen Safe-Space anzubieten.“

Denn Musik ist für ihn mehr als nur Klang – sie ist Verbindung. Und Einladung. „Alle sollen bei mir so fühlen, wie sie gerne fühlen wollen“, betont er und mach noch einmal deutlich: „Musik macht aus meiner Sicht am meisten Spaß, wenn man sie bedenkenlos frei genießen kann. Dafür stehe ich ein!“

Zum Schluss bleibt ihm daher nur noch eins zu sagen: „Mein Leben ist geprägt von extremen Schwankungen. Die Höhen und Tiefen gehören dazu. Aber den süßen, schwerelosen Momenten werde ich mein Leben lang nachjagen. Auf einen weiteren, beim Local Heroes Bayern Landesfinale! Cheers.“

Text: Nicole Oppelt

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