Jede Menge Power und fette Beats

Am 28. Juni steigt das local heroes Bayern-Landesfinale auf dem „ab geht die Lutzi“. Enni aus Coburg will mit ihrem coolen Trap-Deutschpop-Projekt überzeugen.

local heroes Bayern meets „ab geht die Lutzi“: Dieses Setting, betont Enni, lasse einen den ganzen Musikpreis-Charakter vergessen. „Ich denke, dass wir uns alle auf einen core memory würdigen Tag freuen dürfen.“ (Foto: Pressematerial)

Rund 70 Bewerbungen für local heroes Bayern 2024: Das war neuer Rekord. Enni aus Coburg hat sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren durchgesetzt. Gemeinsam mit vier anderen Landesfinalist:innen präsentiert sie sich Ende Juni dem „ab geht die Lutzi“-Publikum. Was sie bewegt, was sie ausmacht und welche Pläne sie hat, das lest Ihr hier.

„Ich bin ehrlicherweise einfach total aufgeregt“, gesteht Enni wenige Wochen vor dem local heroes Bayern-Landesfinale. Und dass dieses auf dem „ab geht die Lutzi“ stattfinden werde, mache die ganze Sache natürlich noch besonderer. Für die junge Musikerin ist es einer der ersten Festival-Auftritte überhaupt. „Ich fiebere ihm schon sehr entgegen und bin auch sehr gespannt auf die Performances der anderen Finalist:innen.“ Wie die meisten ihrer Mitstreiter:innen bei local heroes Bayern, ist auch sie via Social Media auf das Format aufmerksam geworden. Interessant fand sie vor allem den bundesübergreifenden Aspekt für ihr Projekt.

Networking: Für Künstler:innen so wichtig wie die Luft zum Atmen

„Ein Grund für meine Bewerbung war es, eine Art Selbsttest durchzuführen“, erzählt sie. „Ich wollte unbedingt wissen, ob ich mit meinen Songs in der bayerischen Musiklandschaft mithalten kann und freue mich daher umso mehr es in die Top 5 geschafft zu haben.“ Hinzu kämen Neugierde und Networking, denn bei local heroes stünde das Knüpfen neuer Kontakte im Vordergrund, was bekanntlich für Künstler:innen ungefähr so wichtig sei wie Sauerstoff zum Atmen.

Enni bringt bereits ein bisschen Erfahrung mit, wie sie selbst sagt. Bislang habe sie mit ihrem Projekt am Newcomer Festival des E Werks in Erlangen und an der RIO Tour teilgenommen. „Ich muss zugeben, dass ich eigentlich kein großer Fan davon bin, wenn Musik bewertet wird und man mit anderen Musiker:innen in Konkurrenz treten muss“, sagt sie. Bis jetzt habe sie in solchen Kontexten allerdings nie größere Spannungen erlebt, was sie darauf zurückführe, dass es uns Musiker:innen hauptsächlich darum gehe, das, was man von Herzen gern mache, anderen Leuten zu zeigen und es mit ihnen zu teilen. „Natürlich ist es am Ende des Tages trotzdem immer schön, wenn man überzeugen und sich durchsetzen kann. Ich habe aber bis jetzt die Auftritte sowie auch die entstandenen Kontakte und Freundschaften bei jedem Wettbewerb als den eigentlichen Gewinn wahrgenommen. Ich bin mir sicher, dass es auch bei local heroes so sein wird.“

„Ich bin gespannt, wie die neuen Sachen ankommen und gehe mit einem ganz frischen Mindset ins Finale“, freut sich Enni auf den großen Abend in Rottershausen. (Foto: nioryn photography)

Enni live: Das wird eine emotionale Achterbahnfahrt

Die vergangenen Monate hat Enni jedenfalls gut genutzt. „In der Zeit von der Bewerbung bis jetzt habe ich viel an meinen zukünftigen Veröffentlichungen getüftelt und im Zuge dessen auch weiter an meiner Künstlerinnen Identität und meinem Enni Sound gefeilt“, erzählt sie. Bald stünden wieder neue Releases an und auch sonst habe sie recht viel geplant. Zum Beispiel proben: „Wir werden uns natürlich für seeeehr lange Zeit im Proberaum einsperren und für euch ein festivaltaugliches Set auf die Beine stellen“, umreißt sie das Vorhaben der kommenden Wochen. „Ihr könnt euch auf jeden Fall auf eine Menge Power und fette Beats freuen. Ich glaube es wird eine emotionale Achterbahnfahrt, weil ich es einfach liebe auf der Bühne verschiedenste Facetten zu zeigen.“

Und sie hofft, so nicht nur beim Publikum, sondern auch bei der Jury punkten zu können. „Ich denke es ist meine Stärke, mein Livepublikum mit in mein chaotisches Gefühlsleben hineinzuziehen und die Leute in meinen Kosmos zu entführen“ sagt Enni. Ihre Liveband kümmere sich dann um den passenden Soundtrack. Sie selbst stünde unheimlich gern auf der Bühne und setze sich für jeden Auftritt das Ziel, mit dem was sie tue, etwas im Publikum auszulösen. „Dabei gilt für mich immer Authentizität > Perfektion.“ Die Jury werde ihrer Meinung nach das Gesamtpaket beurteilen: „Eine gute Show, Interaktion, Qualität und eine gewisse Einzigartigkeit. Das wären auf jeden Fall meine Kriterien, aber es bleibt natürlich spannend.“

„Ich habe total Lust und werde mit meinen Jungs 110 Prozent für das ab geht die Lutzi geben“, stimmt Enni auf das local heroes Bayern-Landesfinale auf der Lutzi-Zeltbühne ein. (Foto: nioryn photography)

Tiefgründigkeit versus Ohrwurmgefahr? Nicht bei Enni

„Ich denke für Enni spricht auf jeden Fall die Wandelbarkeit in den Songs“, empfiehlt sich die junge Frau für das local heroes Bundesfinale im kommenden September. „Wenn wir spielen, ist es nie nur laut, nur traurig oder ausschließlich turn up. Ich denke, dass wir damit eine relativ große Zielgruppe erreichen. Ähnlich wie eine Gummibärentüte, in der für jeden Geschmack etwas dabei ist.“ Außerdem spreche der Stil des Projekts für sie, ist sie überzeugt. „Der Enni-Sound ist sehr aktuell, hat aber auch eine nötige Portion Tiefgründigkeit, die der Ohrwurmgefahr trotzdem nicht im Weg steht. Die Mischung macht’s!“

Dieser Gedanke gilt auch für ihre Heimatregion. Oberfranken sei zwar nicht Berlin, aber wenn man sich auf die Suche mache, finde man hier sehr viele Leute, die alles dafür geben würden, die Szene so gut wie möglich aufrecht zu erhalten und auszubauen. „Ein besonders gutes Beispiel dafür ist für mich Samuel Rauch, der jedes Jahr die ‚Rock in Oberfranken Tour‘ an den Start bringt, ein Event, was mich im Thema lokale Vernetzung wirklich gepusht hat“, berichtet sie. „Alle, die musikalisch im oberfränkischen Raum etwas zu sagen haben, sind extrem herzlich, leidenschaftlich und heißen neue Gesichter gern willkommen. Wie eine große Familie würde ich sagen.“ Was ihr allerdings auch auffalle, sei, dass es in ihrer Heimatregion noch keine wirkliche Genrevielfalt gebe, Rock und Metal stünden aktuell im Vordergrund. „Ich würde mich total freuen, wenn es zukünftig vielleicht auch mehr Raum für zum Beispiel Rapartists in meiner Heimatregion geben würde. Ich kenne persönlich viele jüngere Künstler:innen, die sich im HipHop Bereich bewegen, aber nicht genau wissen, wie sie den Fuß in die Tür bekommen sollen“, lädt Enni ein, sich weiter zu vernetzen. Für sie selbst sei das durch ihren Gitarristen Sandro und sein Soloprojekt nicht ganz so schwierig gewesen, ihr ist aber auch bewusst, dass viele Musiker:innen aus ihrer Generation nicht wirklich wüssten, wo sie beim Netzwerken am besten anfangen könnten oder wie sie an Auftritte kämen.

„Superstart“ – ein Kindheitstraum

Den Anfang hat Enni auf jeden Fall gemacht. Nun geht sie die nächsten Schritte. „Ich denke, dass bei allen Künstler:innen, die ihre Musik in die Öffentlichkeit bringen und vermarkten irgendwo der Traum dahinter steht, Menschen mit der eigenen Kunst zu berühren und wenn alles gut geht auch davon leben zu können“, sagt Enni. Sie selbst habe als kleines Mädchen in jedes Freundebuch in der Zeile für den Beruf „Superstar“ eingetragen und natürlich wäre es ihr persönliches Nonplusultra mit ihrer Musik weit zu kommen. Es ist vieles möglich, es braucht aber Durchhaltevermögen und auch ein wenig Kampfgeist – so fasst sie ihre eigenen Erwartungen an sich selbst und ihre zukünftige Arbeit zusammen. „Ich möchte einfach viele neue Songs machen, meinen Sound entwickeln und weitere Professionalisierungsschritte in Angriff nehmen. Ich mag den Weg, den ich momentan einschlage, und lasse einfach auf mich zukommen, wohin er mich bringt.“

„Ich denke, dass in der heutigen Musiklandschaft, die ja auch stark von Social Media geprägt ist, sehr viel möglich ist, wenn man dranbleibt und kämpft“, betont Enni. (Foto: Pressematerial)

Mit der Band durch Dick und Dünn

Enni weiß, wer sie ist, und was sie kann. „Ich habe mich früher oft geärgert, weil ich den Eindruck hatte, mehr zu fühlen als andere. Mittlerweile würde ich genau das als meine Stärke bezeichnen“, erzählt sie. „Alles, was mich gerade so bewegt, mache ich zu Musik. Das gehört für mich einfach dazu ohne, dass ich mir das irgendwann einmal großartig ausgesucht habe.“ Für sie ist diese „Echtheit“ ihres Verhältnisses zu ihrer Musik das, was sie als Künstlerin ausmache. Wenn Enni live auf der Bühne stehe, habe sie aber auch noch eine Band hinter sich, die mit ihr durch Dick und Dünn gehe. „Ich finde, das Besondere an unserer Truppe ist die Ungezwungenheit, weil ich nicht wirklich nach meinen Bandkollegen suchen musste. Tatsächlich sind wir aus Zufall übereinander gestolpert und es hat einfach geklickt. Dieses Klicken merke ich immer wieder gern auf der Bühne und ich hoffe ihr auch…“

Text: Nicole Oppelt

___________________________________________________

local heroes Bayern ist ein Riesenprojekt. Gestemmt wird es ehrenamtlich und damit unabhängig. Das ist auch gut so! Doch ohne Unterstützer für die gemeinsame Sache geht es nicht. Support bekommt das local heroes Bayern-Team von König & Meyer, Cordial GmbH, Nadel NESt (Tattoo & Piercing), STOLZ Bauunternehmen (Hammelburg), Bamberger Festivals e.V., ah computerbusiness GmbH (Elfershausen), Posthalle Würzburg, ARTIST RADAR und natürlich dem „ab geht die Lutzi“-Festival. Ohne diejenigen, die an local heroes Bayern und vor allem die teilnehmenden Künstler glauben, könnte so ein Projekt nicht realisiert werden.

___________________________________________________