Seit dem 13. Februar leben und arbeiten die Band Whitepaper aus Karlsruhe und der Solo-Artist Julian Braun aus Köln im Meisterhaus Muche/Schlemmer in Dessau. Sie waren dem Bewerbungsaufruf durch das Newcomer-Förderformat local heroes, das Kurt Weill Fest und die Stiftung Bauhaus Dessau gefolgt und wurden von einer Fachjury für das einmonatige Programm ausgewählt. Am kommenden Samstag, 11. März 2023, spielen beide Acts nun ihr Residenten-Konzert im Meisterhaus Moholy-Nagy. Dort werden sie die Ergebnisse ihrer Residenz, die unter dem Motto "Im Zeichen des Umbruchs" stand, dem Publikum des Kurt Weill Festes vorstellen.

Julian Braun macht avantgardistischen Indiefolk und Art-Pop, der die Grenzen zwischen Musik und Kunst verwischt. (Foto: Christoph Eisenmenger)

Beide Acts beschreiben ihre Zeit in der Bauhausstadt als besonders kreativ und künstlerisch prägend. Julian Braun zog die Atmosphäre der Meisterhäuser sofort in ihren Bann: "Die Arbeit im Meisterhaus Muche/Schlemmer hat mich dazu ermutigt, rauszuzoomen und mein künstlerisches Schaffen von außen zu betrachten. Ich denke meine Musik neu und arrangiere sie um, schreibe neue Strophen und ganze Songs und finde hier die Ruhe, die ich in Köln niemals dafür hätte. Jetzt gerade arbeite ich an einer Interpretation und Vertonung eines Gedichtes von Laszlo Moholy-Nagy - das ist für mich ein völlig neuer Ansatz, Musik zu machen und der bereitet mir gerade sehr viel Freude, auch weil es total abgedreht wird. Mal gucken, was dabei rauskommt und ob ich es bei unserem Konzert im Meisterhaus Moholy-Nagy am 11.3. schon vorstellen kann.

Zwischen Aufbruchstimmung und Nostalgie: Die aufstrebende Indie-Rock Band Whitepaper klingt zugleich sehnsuchtsvoll wie euphorisch. Von links: Jo (Schlagzeug), Max (Gitarre & Gesang) und David (Gitarre & Gesang) (Foto: Christoph Eisenmenger)

"Maximilian Griff, Sänger und Gitarrist der Band Whitepaper, blickt ebenfalls voller Zufriedenheit auf die vergangenen Wochen zurück: "Neben der Heimeligkeit wurde das Meisterhaus für uns auch zu einem Ort des kreativen Schaffensprozesses und wir arbeiteten viel und intensiv an unserer Musik. Das große Foyer war hierbei der optimale Ort, um sich kreativ ausleben zu können und Ideen musikalisch umzusetzen. Der schöne Blick durch die große Fensterfront, die hohen Decken und die warme Atmosphäre förderten unsere Inspiration. Auch die Lage der Meisterhäuser trägt dazu bei, dass der Kopf frei bleibt vom Trubel der Innenstadt." So habe die Band nicht nur an neuen Songs und Musikvideos gearbeitet, sondern auch an der eigenen Website gefeilt und sogar eine neue Show in Trio-Formation erprobt.

Die Relevanz der Förderung junger Talente ist dem Kurt Weill Fest und der Stiftung Bauhaus Dessau ebenso bewusst wie dem in Salzwedel ansässigen Verein "Aktion Musik/local heroes e.V.". Katharina Markworth, Geschäftsführerin des Kurt Weill Festes, betont, wie wichtig es ist, Räume für Newcomer*innen zu schaffen: "Die großen Künstler von heute waren einst das, was wir heute Newcomer nennen. Für ihr Wachstum braucht es kreative Schaffenskraft, aber auch Auftritte vor verschiedenstem Publikum. Eine solche Bühne muss aber zunächst geboten werden. Auch Kurt Weill stand, wie kaum ein anderer Komponist, für das Ausprobieren, die Lust am Neuen und die Freude an der Weiterentwicklung. Deshalb haben wir beim Kurt Weill Fest 2023 insgesamt elf Veranstaltungen mit jungen Künstler:innen. Und insbesondere das Residenzprogramm soll jungen Musiker:innen die Möglichkeit bieten, sich auszuprobieren, selber zu lernen und sich mit Kurt Weill, dem Motto "Im Zeichen des Umbruchs", aber auch dem Bauhaus als kreativem Ort auseinanderzusetzen."

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Titelbild: Meisterhaus Moholy-Nagy in Dessau (Foto: KurtWeillFestDessauGmbH)